Berlin. Nach Punks und Party-Touristen wollen Rechtsextremisten auf die Nordseeinsel. Die Partei „Die Rechte“ hat zu einer Demo aufgerufen.
„Ja ihr lest richtig und dies ist kein verspäteter Aprilscherz!“ Grammatikalisch fehlerhaft beginnt ein Aufruf der Kleinstpartei „Die Rechte“ zu einer Kundgebung. Die neonazistische Organisation veröffentlichte ihn am Mittwoch auf Telegram. Am 30. Juli wollen sich die Rechtsextremen demnach zu einer „Nationalen Demonstration“ am Bahnhof Westerland auf Sylt treffen.
Unter dem Motto „Sylt für alle – Gemeinschaft statt sozialer Spaltung“, plant die Partei auf die Straße zu gehen. In ihrem wirr geschriebenen Telegram-Eintrag bleibt weitestgehend unklar, wogegen genau sich der Protest der Neonazis richtet. Zudem ist es zweifelhaft, ob mit „für alle“ wirklich alle Menschen gemeint sind, oder die Nordseeinsel, getreu der völkischen Denkweise der Partei, ausschließlich Deutschen vorbehalten werden soll.
Sylt: Neonazis planen Demo – Polizei ist alarmiert
Es gebe einiges, „was die Bundesregierung uns mit dem 9€ Ticket noch einmal deutlich vor Augen geführt hat“, faseln die Rechten, bevor sie sich sprachlich und argumentativ in einem Wust von Themen verlieren. Neben dem 9-Euro-Fahrschein geht es um den „absoluten“ Niedergang des Bahnnetzes „durch die Privatisierung“, das „Verschachern von Staatseigentum“ sowie einem scheinbar fehlenden Gemeinschaftssinn, der durch die Liberalisierung „in unserem Volk“ installiert wurde.
Dagegen wolle man ein Zeichen setzen und kein Ort eigne sich momentan besser als Sylt, schreibt die Partei weiter. „Eine Touristeninsel der Reichen, auf der bei einigen schon die Schnappatmung ausbricht, wenn dort Menschen urlauben wollen, die finanziell nicht auf der Sonnenseite in der BRD stehen.“
Die für Sylt zuständige Polizeibehörde in Flensburg kennt den Aufruf der Rechten bereits. Die Neonazi-Demo sei aber noch nicht bei den Behörden angemeldet worden, sagte eine Polizeisprecherin „T-Online“. „Wir behalten das im Blick und werden uns entsprechend vorbereiten.“
„Die Rechte“: Wenige Mitglieder, Auffangbecken für gewalttätige Neonazis
Zahlenmäßig hat die Rechte nur wenige Anhänger. Der Verfassungsschutz schätzt die bundesweite Mitgliederzahl auf 500. Seit ihrer Gründung 2012 hat sich die Partei als Auffangbecken für militante Neonazis entwickelt, die teilweise zuvor in verbotenen rechtsextremistischen Gruppierungen aktiv waren.
Dass Sylt im Zusammenhang mit dem 9-Euro-Ticket Schlagzeilen macht, passiert nicht zum ersten Mal. Bereits vor dem Start des Billigfahrscheins gab es auf der Insel Sorgen vor einem Ansturm von Punks und Party-Touristen. Nun haben sich Neonazis angekündigt. (lgr)
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