Rom. Passend zum Start der Feriensaison fallen die Corona-Restriktionen in Italien. Welche Regeln nun gelten, was Urlauber beachten müssen.

Im Urlaubsland Italien fallen auch die letzten Corona-Restriktionen. Das erste mit der Pandemie konfrontierte westliche Land macht nach zwei Jahren den Weg für einen unbeschwerten Sommer frei. Reisende und Urlauber müssen seit dem 1. Juni bei der Einreise nach Italien keinen Corona-Nachweis mehr vorlegen.

Damit endet pünktlich zu Beginn der Feriensaison die 3G-Regel für die Einreise nach Italien, also die Vorlage eines negativen Testergebnisses auf das Coronavirus oder eines Genesungs- beziehungsweise Corona-Impfnachweises. Die Regierung unter Ministerpräsident Mario Draghi lockerte nach dem Auslaufen des Corona-Notstands Ende März schrittweise die Beschränkungen. In der Gastronomie, bei Veranstaltungen und für Touristenattraktionen ist der 3G-Nachweis jetzt nicht mehr erforderlich.

Corona in Italien: Maskenpflicht im Nahverkehr könnte Mitte Juni fallen

Derzeit müssen Menschen noch in öffentlichen Verkehrsmitteln, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen Masken tragen, doch die Maskenpflicht könnte ab Mitte Juni endgültig fallen. Die in Italien Ende Juni geplanten Abitur- und Mittelschul-Abschlussprüfungen könnten ohne Masken-Verpflichtung stattfinden, obwohl in der Schule weiterhin Maskenpflicht besteht. Die endgültige Entscheidung obliegt dem Gesundheitsministerium und den Sanitätsbehörden.

In dem Land mit fast 60 Millionen Einwohnern sanken die bestätigten Corona-Fallzahlen in den vergangenen Wochen kontinuierlich. Am Donnerstag meldeten die Behörden etwas mehr als 17.000 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages und rund 79 Tote mit dem Virus. Trotzdem bleiben die Menschen umsichtig. Auf den Straßen tragen noch viele Personen den Mundschutz - trotz Temperaturen bei über 30 Grad, ein Rekord für Anfang Juni.

„Nach über zwei Jahren Pandemie zeigen die Bürger Verantwortungsbewusstsein. In einigen Situationen tragen sie weiterhin freiwillig Gesichtsmasken“, meint Gesundheitsstaatssekretär Andrea Costa. „Derzeit erleben wir eine positive Situation, werden aber auch künftig mit dem Virus zusammenleben müssen. Die Ansteckungsgefahr kann nicht beseitigt werden. Stattdessen müssen wir eine Koexistenz erreichen, die eine Wiederaufnahme der Aktivitäten und die Fortsetzung der normalen Arbeit der Krankenhäuser ermöglicht“, so Costa.

Warum Italien seine Corona-Regeln lockern musste

Die Lockerung der Corona-Restriktionen ist für das Tourismusland Italien ein Muss. Nach zwei harten Jahren will der Fremdenverkehr wieder voll durchstarten. Touristen drängeln sich wieder an den Stränden der Halbinsel, in den Bergortschaften und in den Kunststädten. Erstmals seien die Hotels in Italien stärker besucht als in Spanien und Frankreich, was in den letzten Jahren nie geschehen sei, freut sich Tourismusminister Massimo Garavaglia.

Er hofft, im Tourismus Zahlen wie im Jahr 2019 zu erreichen, das als bestes Jahr in der Geschichte des italienischen Fremdenverkehrs gilt. Outdoor-Tourismus und Wellness sind hoch im Kurs. Auch Kunst ist besonders gefragt, wie der starke Tourismusandrang in der Hauptstadt Rom bezeugt.

Corona-Pandemie hat Tourismus in Rom stark getroffen

Keine Stadt Italiens ist, was den Tourismus anbelangt, von der Pandemie so gebeutelt worden wie Rom: 2020 und 2021 brachen die Umsätze um 80 Prozent ein. Dank der Lockerung der Restriktionen boomt der Fremdenverkehr in der Ewigen Stadt jetzt wieder wie noch nie. Menschen stehen Schlange, um das Kolosseum, oder die Vatikanischen Museen zu besichtigen. Allerdings fehlen die Russen, weil ihre Fluggesellschaften mit Sanktionen belegt sind und nicht nach Italien fliegen dürfen. Bei den Touristen aus Russland handelt es sich oft um besonders zahlungskräftige Gäste. In normalen Jahren bescherten die Russen dem Römer Tourismus einen Umsatz von 150 Millionen Euro.

Das Kolosseum in Rom ist ein beliebtes Ausflugsziel im Urlaubsland Italien.
Das Kolosseum in Rom ist ein beliebtes Ausflugsziel im Urlaubsland Italien. © dpa | Virginia Mayo

Die positiven Erwartungen für den Fremdenverkehr sind auch auf heimische Touristen zurückzuführen. „Die Italiener haben in diesen Jahren der Pandemie Italien besser kennen und schätzen gelernt, sie sind in ihrer Heimat geblieben und haben beschlossen, auch diesen Sommer nicht ins Ausland zu reisen, weil sie ihren Aufenthalt hier genossen haben“, erklärt der Tourismusminister.

Corona in Italien: Hotel- und Gaststätten suchen wieder Mitarbeiter

Nach den Pandemiejahren sucht Italiens Hotel- und Gaststättengewerbe jetzt eine Rekordzahl an neuen Mitarbeitern. Rund 350.000 Stellen werden in diesen Sektoren gesucht, in 40 Prozent der Fälle haben Betriebe jedoch Schwierigkeiten, das notwendige Personal zu finden. Die Hoteliers klagen über vakante Stellen, in vielen Strukturen würde ein Drittel des benötigten Personals fehlen.

„Wegen der Pandemie konnten Gastgewerbe und Tourismus nicht einmal das Minimum an Stabilität garantieren, das es früher gab, und die Arbeitnehmer haben sich nach etwas anderem umgesehen. Sie haben Jobs als Kuriere, Bauarbeiter, Lagerarbeiter und Fahrer angenommen“, berichtet Paolo Manca, Präsident des Hotelierverbands Federalberghi auf der Urlaubsinsel Sardinien.

Hohe Preissteigerungen im Urlaubsland Italien

Neben dem Personalmangel hat der Fremdenverkehr auch mit Inflation und hohen Energiepreisen zu kämpfen. Viele Hotels und Restaurants mussten ihre Preise erhöhen, weil auch bei ihnen Strom- und andere Kosten gestiegen sind, etwa jene für die Wäschereinigung und den Einkauf von Lebensmitteln. Bei Hotels und Pensionen beträgt die Preissteigerung gegenüber dem Vorjahr laut dem Handelsverband Confcommercio inzwischen 8,4 Prozent, bei Pizzerien und Trattorien sind es 3 Prozent. Museen und Sehenswürdigkeiten wurden im Durchschnitt um 7 Prozent teurer.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.