Turin . Bis vor kurzem war noch unklar, ob Michael Ben David überhaupt nach Italien reisen darf. Jetzt vertritt er Israel beim ESC mit „I.M.“.
Ein Song zum Abdancen. Nicht nur, dass "I.M." dazu einlädt, direkt aufs Parkett zu steppen, sondern auch die Performance von Sänger Michael Ben David kann sich sehen lassen: bunt, wild, queer. Kann Israel damit an den Erfolg der Vorjahre beim Eurovision Song Contest (ESC) anknüpfen?
Der Song hat viel zu bieten: Eine quirlige Show, die im Kopf bleibt, traditionelle Klänge, die geschickt verarbeitet wurden und eine Flöte, die die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Doch ein Problem gibt’s: So einen richtigen Ohrwurm hat man nach den ersten Malen Hören nicht, dafür passiert in "I.M." einfach zu viel.
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Statt über die Castingshow "The Next Star" wie in den Vorjahren, wurde der Act diesmal bei "The X Factor Israel" gesucht. Mit einem Punkt Vorsprung gewann Michael Ben David die Show und erhielt damit das Ticket nach Italien – das gab er mit einem subtilen Foto bekannt: Ein Porträt, das ihn mit Spaghetti auf den Schultern, in gelber Ballonseide, vor einer lila Wand zeigt.
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In seinem Song "I.M" geht es darum, sich selbst zu akzeptieren. "Baby Sometimes life can bring you down, But I’ll remember to always keep my head up, ‘Cause no one brings me down, I’m gonna take the crown, Give it to me now” heißt es etwa. Ein naheliegendes Thema, erzählte der 25-Jährige während seiner Teilnahme von Schwierigkeiten in seiner Kindheit wie Mobbing wegen seiner hohen Singstimme, und das Problem seiner Mutter, seine Homosexualität zu akzeptieren. Geschrieben wurde der Titel vom Sänger selbst in Zusammenarbeit mit Lidor Saadia und Chen Aharoni.
Israel wollte ESC-Teilnehmer nicht verreisen lassen
Dass Michael Ben David überhaupt nach Turin reisen darf, war lange unklar. Der Grund war ein Streik im israelischen Außenministerium, der über Monaten anhielt. Aufgrund dessen konnten die Sicherheitsvorschriften des Landes nicht eingehalten werden.
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Inzwischen steht aber fest: Der Inlandsgeheimdienst Schin Bet wird zusammen mit einem privaten italienischen Sicherheitsteam für den erforderlichen Schutz des Sängers und seiner Crew sorgen, so die israelische Tageszeitung "Haaretz". Aufgrund der besonderen Sicherheitssituation für Israel und seine Einwohner bestehen für Repräsentanten des Staates im Ausland umfangreichere Sicherheitsvorkehrungen als etwa für Deutsche.
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Israel war beim ESC noch nie auf dem letzten Platz
Und somit darf der 25-Jährige am 12. Mai beweisen, inwiefern er an den Erfolg der Vorjahre anknüpfen kann. 20 von 42 Beiträge Israels schafften es in die linke Tabellenhälfte unter die Top 13. Mit vier Siegen (1978, 1979, 1998, 2018), zwei zweiten Plätzen (1982, 1983) und einem dritten Platz (1991) gehört Israel zu den erfolgreicheren Teilnehmern im Wettbewerb. Zudem wurde das Land bisher noch nie Letzter und verpasste nur sechs Mal das Finale.
Dieser Artikel ist zuerst bei morgenpost.de erschienen.
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