Berlin. Die schwedische Königsfamilie hat erstmals veröffentlicht, wie viel Geld sie von den Steuerzahlern erhält. Ein Präsident ist billiger.

Erstmals überhaupt hat Schwedens König offengelegt, was er vom Steuerzahler bekommt und wie er seine Apanage in der Familie verteilt. Ein Bundespräsident ist deutlich billiger. Die Kronprinzessin bekommt am meisten von den Kindern. Das liegt daran, dass sie mehr Aufträge hat, aber auch daran, dass die weibliche Garderobe teurer ist.

Schwedens König gilt als einer der reichsten Monarchen Europas. Die Königsfamilie ist auch die einzige deren Steuererklärung nicht öffentlich zugänglich ist. Sonst kann jeder jeden (Nachbarn, Arbeitskollegen etc.) ausspionieren nach Einkommen, Quadratmetergröße der Wohnung und Vermögen.

Königshaus: Präsident ist deutlich billiger als die Königsfamilie

Nun will der Hof anscheinend etwas mehr Transparenz in die Sache bringen. Zum ersten Mal wird die Verteilung des Geldes in der königlichen Familie veröffentlicht. Die schwedische Königsfamilie erhält jedes Jahr fast 150 Millionen Kronen von den Bürgern in Form von Steuereinnahmen (14 Millionen Euro).

Etwa die Hälfte davon geht in den Betrieb, die Erhaltung der vielen Schlösser, der Rest in die so genannte königliche Apanage, die sich im vergangenen Jahr auf rund 74 Millionen SEK belief (7,3 Millionen Euro im Jahr). Der amtierende Bundespräsident hat 200.000 im Jahr. Alle noch lebenden Deutschen Ex-Staatsoberhäupter bekamen 2017 rund 1,5 Millionen Euro zusammen. Der Präsident ist also deutlich billiger als für ein wenig Glanz und Romantik eine ganze Königsfamilie durchzufüttern.

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Wie viel direkt an die Royals geht, wurde bisher geheim gehalten, aber aus dem Jahresbericht 2021 geht klarer hervor, wie viel an jeden Königsspross von ihnen geht, nämlich 1,3 Millionen Euro der 7,3 Millionen Euro Apanage. Der König und die Königin erhielten 8 Millionen Kronen (0,77 Millionen Euro), die Familie von Kronprinzessin Victoria erhielt 4,5 Millionen Kronen (0,43 Millionen Euro) und die Familie von Prinz Carl Philip erhielt 1,1 Millionen SEK (0,11 Millionen Euro).

Das Privatvermögen des Königs ist unbekannt

Allerdings ist der König so reich, dass er letztlich auch mit seinem Privatvermögen der ganzen Familie ein Luxusleben bieten könnte und es vielleicht auch tut. Die Steuergelder sind vermutlich Peanuts im Vergleich zu seinen jährlichen Renditen aus dem unbekannt großem Privatvermögen. Aber das sind Spekulationen.

Die schwedische Kronprinzessin Victoria und ihr Ehemann Prinz Daniel sind positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Die schwedische Kronprinzessin Victoria und ihr Ehemann Prinz Daniel sind positiv auf das Coronavirus getestet worden. © Bob Edme/AP/dpa | Bob Edme/AP/dpa

Die Tatsache, dass die Kinder weniger Steuergelder bekommen und Prinzessin Madeleine gar nichts (wohl aber privates Geld von Pappa), hat seine Gründe. „Das liegt daran, dass sie völlig unterschiedliche Aufgaben haben und die Kosten mit diesen Aufgaben vereinbar sind. Sonst könnte man sagen, dass in einer normalen Familie die Kinder gleich viel Geld bekommen sollten, aber das ist hier nicht der Fall", sagt Jan Lindman, Finanzdirektor der Zeitung SvD.

Er beschreibt dieses Geld als zusätzliche Kosten privater Natur, die sie als Erweiterung ihres Auftrags haben. Es geht vor allem darum, das tägliche Leben zu finanzieren, auch wenn es luxuriöser ist als das eines Durchschnittsbürgers. Dies kann einen Teil der Kosten für die Unterbringung in den Schlössern Drottningholm und Haga, aber auch für die Kleidung bei öffentlichen Anlässen sein.

Dänisches Königshaus als Vorbild

„Und man sieht sofort, dass die Kosten für Damen höher sind als für Herren", scherzt Lindman etwas altmodisch. Die wichtigste Regel ist, dass alles mit Rechnungen und Quittungen belegt werden muss. Letztendlich ist es der König, der über die Höhe und Verteilung des Rahmenbetrags entscheidet.

Schwedens König Carl Gustaf (l) bei der Taufe seinen Enkels Prinz Nicolas Paul Gustaf, der in den Armen von Prinzessin Madeleine liegt, rechts der Vater Christopher O'Neill.
Schwedens König Carl Gustaf (l) bei der Taufe seinen Enkels Prinz Nicolas Paul Gustaf, der in den Armen von Prinzessin Madeleine liegt, rechts der Vater Christopher O'Neill. © dpa

Vorbild für das neue, transparentere Rechnungslegungssystem, das auf einer Anordnung des Riksdag beruht, ist das dänische Königshaus, welches derzeit ein Defizit hat. Neben der Apanage verfügt die königliche Familie auch über jenes bereits erwähnte Privatvermögen, dessen Höhe geheim gehalten wird. Der Kauf von Privatfahrzeugen, Booten und Immobilien wird aus dem geerbten Geld bezahlt.

Privatvermögen stammt noch aus dem 19. Jahrhundert

„Soweit wir feststellen konnten, stammt es (das Privatvermögen) zu einem großen Teil von Karl XIV. Johan, aber auch von einer Reihe junger Prinzessinnen aus dem 19. Jahrhundert“, sagt er. Die Königlichen Hof ist in Burg- oder Schlossstaat und Hofstaat aufgeteilt. Der Schlossstaat kümmert sich um die königlichen Paläste.

Der Hofstaat finanziert die Tätigkeiten des Staatsoberhauptes und die Ausgaben des Staatsoberhauptes und seiner Familie. Insgesamt lag die Summe hierfür 2021 bei 147,9 Millionen Kronen an ordentlichen Mitteln vom Staat. Darüber hinaus beschloss die Regierung im vergangenen Jahr eine zusätzliche Mittelzuweisung in Höhe von 30 Mio. SEK für die Schlosssitze, da die Besucherzahlen infolge der Pandemie stark zurückgegangen waren.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.