Rom. Eine Frau aus Düsseldorf hat ein Ferienhaus in Italien gekauft – für nur einen Euro. Doch Experten warnen vor solchen Schnäppchen.

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  • Ein eigenes Ferienhaus können sich dort aber nur die wenigsten leisten
  • Eine Frau aus Deutschland hat nun bewiesen, dass man dafür kein Vermögen braucht

Blauer Himmel, Sonne satt: Susanne Heinson aus Deutschland hat sich ihren Traum erfüllt und bewohnt nun ein Haus im idyllischen Sambuca auf Sizilien. Kaufpreis: ein Euro. Kein Witz – und keine Seltenheit. Denn seit etwa zehn Jahren versucht Italien mit Ein-Euro-Häusern wieder Leben in die ausgestorbenen Dörfer zu bringen.

Susanne Heinson, die aus der Nähe von Düsseldorf kommt, hält sich mit ihrem Mann mehrere Monate im Jahr in ihrem Haus in Sambuca auf, das sie 2017 als absolutes Schnäppchen erstanden hat. „Wir sind zwar beide noch berufstätig, doch unser Ziel ist, immer mehr Zeit in Sambuca zu verbringen“, so Heinson. Einiges sei natürlich zu tun gewesen: „Unser Haus war anfangs zum Teil fast eine Ruine mit eingestürztem Dach. Wir haben eine Kernsanierung durchgeführt und dabei lokale Betriebe eingesetzt. Alle waren extrem hilfsbereit, alles hat bestens funktioniert“, erzählt die 57-Jährige.

Billige Ferienhäuser in Italien: Rettung von Immobilien

Mit ihren erwachsenen Kindern hat sich Susanne Heinson inzwischen in das Gemeinschaftsleben voll integriert. „Die Menschen sind hier unglaublich gastfreundlich. Sie haben uns mit offenen Armen empfangen. Inzwischen gehören wir schon zur Gemeinschaft. Wir haben gute Nachbarn, mit denen wir im Sommer gemeinsam Fußballmatches angesehen und gekocht haben“, erzählt Heinson.

Rund 60 Gemeinden in Italien locken mit der Aktion „Häuser für einen Euro“ neue Bewohner an und bemühen sich um die Rettung von Immobilien, die zunehmend zu verkommen drohen. Zu den Dörfern, die dank des Projekts des Immobilienverkaufs aufblühen, zählt das idyllische Sambuca, eine malerische Gemeinde in den Hügeln Siziliens. Zum nächsten Strand ist es nicht weit, die Inselhauptstadt Palermo ist nur 80 Kilometer entfernt.

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Susanne Heinson vor ihrem 1-Euro-Haus in Sambuca, Sizilien Sa
Susanne Heinson vor ihrem 1-Euro-Haus in Sambuca, Sizilien Sa © Privat | Privat

Die Einheimischen zogen in den vergangenen Jahren lieber in die Städte oder an die Küste, als auf dem Land zu bleiben. Um den Trend zu stoppen, hat das 6000-Seelen-Dorf inzwischen circa 30 Häuser für einen Preis verkauft, der einem Espresso entspricht. Die Initiative hat auch im Ausland Interesse geweckt. Die Schauspielerin Lorraine Bracco, bekannt für ihre Rollen in „The Sopranos“ und „Goodfellas“, folgte ihren italienischen Wurzeln und kaufte sich in Sambuca eine heruntergekommene Immobilie für einen Euro, die sie jetzt in eine Villa verwandeln möchte. Um ihre Erfahrung bei der Restaurierung ihres Feriendomizils entstand sogar eine Reality-Show.

Interesse aus vielen Ländern der Welt

„Viele Menschen aus den USA, Deutschland und der Schweiz haben uns besucht, sich in Sambuca verliebt und ein Haus, auch auf dem Privatmarkt, gekauft. Das hat einen lahmen Immobilienmarkt wieder in Schwung gebracht und die lokale Wirtschaft wieder belebt“, berichtet der Vizebürgermeister Sambucas, Giuseppe Cacioppo. Jeden Tag würden sich Dutzende Personen per Mail bei ihm melden. Darunter seien viele Amerikaner. Auch Dänen, Schweizer und Belgier hätten sich bereits eine Wohnung in Sambuca gekauft.

Letztlich aber könne keiner das Ein-Euro-Haus einfach so nutzen, so Immobilienexperten. Viele Kunden seien auch enttäuscht, weil sie in einigen Dörfern nur Ruinen vorgefunden hätten. Häuser ohne Dächer, aufgerissene Böden.

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So schön hat Susanne Heinson ihr Ein-Euro-Haus renoviert.
So schön hat Susanne Heinson ihr Ein-Euro-Haus renoviert. © Privat | Privat

Schnäppchenhäuser ziehen meist weitere Kosten nach sich: Um die 3000 Euro Gebühren würden fällig. Und einfach ins gammelige Domizil einziehen sei auch nicht erlaubt. Es bestehe Sanierungspflicht. Meist werden drei bis fünf Jahre veranschlagt und die Käufer müssen eine Kaution hinterlegen. Zwischen 20.000 und 40.000 Euro müssten die Schnäppchenjäger aufbringen – mindestens. Und Touristen seien oft schnell gelangweilt. Weil einfach das Meer fehle.

Dieser Artikel ist zuerst auf morgenpost.de erschienen.

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