Berlin. Für Kinder unter fünf Jahren gibt es noch keinen Impfstoff. In den USA könnte sich das ändern – Biontech will die Zulassung beantragen.

Viele Eltern warten sehnlichst auf die Möglichkeit, ihre kleinen Kinder unter fünf Jahren gegen Corona impfen zu lassen. Nun wächst die Hoffnung, dass der Impfstoff von Biontech und Pfizer schon bald für die Kleinsten zur Verfügung steht – vorerst aber wohl nur in den USA. In Deutschland dürfte es länger dauern, bis das Vakzin zugelassen ist.

Kinder sind von der Ansteckungswelle mit der Omikron-Variante stark betroffen. Im aktuellen Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) wird die Sieben-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe der Null- bis Vierjährigen mit 989 angegeben. In der Vorwoche hatte sie noch bei 477 gelegen. Bei älteren Kindern sind die Werte noch deutlich höher. Lesen Sie dazu: Biontech und Pfizer testen ersten Omikron-Impfstoff

Impfstoff für Kleinkinder: Zulassung im März erwartet

In den USA entfallen fast 25 Prozent der durch die Omikron-Variante ausgelösten Neuinfektionen mit dem Corona-Virus zurzeit nach staatlichen Angaben auf Kinder. Entsprechend beschleunigt werden aktuell Versuche, auch den Jüngsten einen Impfstoff zur Verfügung zu stellen. Die Hersteller Biontech und Pfizer wollten noch am Dienstag dazu bei der Arzneimittelbehörde FDA die Weichen stellen, hieß es aus Unternehmenskreisen. Der frühere FDA-Chef Scott Gottlieb, heute im Sold von Pfizer, erwartet, dass bereits im März die Notfallzulassung eines Vakzins für die Altersklasse sechs Monate bis fünf Jahre vorliegen kann.

Potenziell 19 Millionen junge Amerikaner könnten davon profitieren. Die Experten der Gesundheitsbehörde CDC erwarten sich davon einen zusätzlichen Beitrag, um die Pandemie besser in den Griff zu kriegen. Anfang Januar wurden in den USA über 100.000 Kinder unter fünf Jahren wegen Corona im Krankenhaus behandelt. Schwerere Krankheitsverläufe bei den Jüngsten sind „nicht so selten wie angenommen“, sagt die CDC.

Kinder-Impfstoff: Zwei Dosen reichen nicht

Die Mainzer Firma Biontech und ihr US-Partner Pfizer hatten Ende vergangenen Jahres Neuigkeiten zu ihrer Impfstudie für Kinder unter fünf Jahren mitgeteilt – und die waren nicht gut. In der Gruppe der Zwei- bis Fünfjährigen zeigten zwei Impfungen keine ausreichende Wirkung, deswegen wurde die Studie um eine dritte Dosis erweitert. Sicherheitsbedenken gab es nicht, wie die beiden Firmen betonten.

Möglicherweise war die gewählte Dosierung für diese Altersgruppe zu gering, denn bei Kindern im Alter von sechs bis 24 Monaten zeigten zwei Impfdosen eine gute Wirksamkeit. In der Studie erhielten Babys und Kleinkinder drei Mikrogramm des Vakzins pro Impfung. Bei Kindern im Alter von fünf bis zwölf sind es zwei Dosen von jeweils zehn Mikrogramm. Ab zwölf Jahren bekommen Kinder und Jugendliche die bei Erwachsenen übliche Dosis von 30 Mi­krogramm pro Spritze. Das könnte Sie interessieren: EMA verzögert Zulassung von Omikron-Impfstoff

Trotz der noch nicht vollendeten Studie von Biontech und Pfizer drückt die Arzneimittelbehörde FDA aber nun aufs Tempo, wie die „Washington Post“ erfuhr. Die Behörde will die bisherigen, auf zwei Dosen basierenden Ergebnisse jetzt schon auswerten und nicht bis zur Vorlage der Resultate der dritten Impfung warten. Denn dies dürfte sich mindestens bis Ende März hinziehen.

Kinder nun aber bereits zweifach zu impfen in der Hoffnung, dass die Studie einen Effekt nach der dritten Dosis bestätigt, lehnt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Jörg Dötsch, ab. „Ich halte eine Impfung mit zwei Dosen bereits vor Abschluss der Studie für uns nicht für einen guten Weg“, sagte Dötsch, der Mitglied im Corona-Expertenrat der Bundesregierung ist, unserer Redaktion. „Wenn es funktioniert, dann hat man Glück gehabt. Wenn nicht, werden Kinder unnötigerweise zweimal gestochen.“ Dafür sei die Krankheitslast gerade unter Omikron nicht hoch genug, um das zu rechtfertigen.

Kleinkinder: Biontech-Impfstoff auch bald in Deutschland?

Biontech will sich auf Anfrage nicht dazu äußern, ob auch in der EU der Impfstoff zugelassen werden könnte, bevor die abschließenden Daten zur Wirksamkeit von drei Impfungen vorliegen. Dem Vernehmen nach ist es jedoch ohnehin unwahrscheinlich, dass die zuständige Europäischen Arzneimittelagentur (Ema) eine Zulassung erteilt, bevor die Studie abgeschlossen ist.

Noch stellt sich die Frage nicht. „Damit ein Impfstoff auch in jüngeren Altersgruppen, das heißt unter fünf Jahren, zugelassen werden kann, müssten die Unternehmen einen Antrag auf Verlängerung ihrer Marktzulassung in diesen Altersgruppen stellen und die wissenschaftlichen Daten zur Untermauerung vorlegen“, sagte eine Ema-Sprecherin unserer Redaktion. „Bisher wurde bei der Ema kein Antrag auf Indikationserweiterung für die Anwendung eines Covid-19-Impfstoffs bei Kindern unter fünf Jahren gestellt.“ Dann könnte es aber zügig gehen. Schließlich prüfe die Ema Anträge auf Zulassung beziehungsweise Zulassungserweiterungen von Covid-19-Impfstoffen in einem „beschleunigten Verfahren“, wie das Bundesgesundheitsministerium mitteilte.