Berlin. Schlagen Schnelltests bei Omikron an? Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will eine Liste mit geeigneten Tests erstellen lassen.

Corona-Schnelltests gelten im Kampf gegen die Pandemie als wichtiges Werkzeug. Doch wie zuverlässig sind die in Deutschland gängigen Tests bei einer Infektion mit der Omikron-Variante? Zur Beantwortung dieser Frage hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine Liste mit Schnelltests angekündigt, welche auch auf die erstmals in Südafrika festgestellte Variante gut anschlagen.

"Ich habe am Nachmittag das Paul-Ehrlich-Institut veranlasst, eine Positivliste vorzubereiten mit Tests, die für Omikron besonders geeignet sind beziehungsweise Omikron früh erkennen", sagte Lauterbach dem ARD-Hauptstadtstudio. Mit der Liste, deren Erstellung einige Wochen in Anspruch nehmen werde, solle die Orientierung bei der Test-Auswahl erleichtert werden.

"Wir wissen nicht genau, wie gut diese Tests für Omikron wirken", sagte Lauterbach in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin" am Sonntagabend. Dies habe man bisher aber auch noch nicht prüfen können, weil man keine Referenzwerte gehabt habe: "Also wir wussten nicht genau: Wie viel Viruslast muss da sein, damit jemand mit Omikron infiziert überhaupt für andere ansteckend ist? Diese Daten bekommen wir gerade jetzt."

Es gebe eine gewisse Wahrscheinlichkeit, die "sehr hoch" sei, dass vorhandene Tests die Variante auch nachweisen. "Das wissen wir aus der Literatur, aus den Studien." Er wolle aber genau wissen, wie hoch die Genauigkeit sei.

Corona-Schnelltests bei Omikron: Paul-Ehrlich-Institut gibt Einschätzung

Eine erste Einschätzung hatte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bereits abgegeben: Die meisten der in Deutschland angebotenen Corona-Schnelltests sind auch zum Nachweis der neuen Omikron-Variante geeignet, teilt das PEI auf seiner Webseite mit. Davon sei "auf der Grundlage der aktuellen Datenlage auszugehen". Dass es Unterschiede beim Nachweis verschiedener Virusvarianten gibt, liegt demnach an unterschiedlichen betroffenen Proteinen: Während Antigentests meist das Nukleo-Protein (N-Protein) des Coronavirus nachweisen würden, betreffe Omikron in erster Linie das S-Protein.

Insgesamt 245 verschiedene Antigentests hätten bis Mitte Dezember ein allgemeines Prüfverfahren durch ein PEI-Labor durchlaufen, 199 hätten die Untersuchung bestanden. Die allermeisten dieser 199 könnten wiederum eine Omikron-Infektion nachweisen. Der Grund: Die große Mehrheit der in Deutschland angebotenen Tests schlage auf ein Protein des Virus an, dass von den Omikron-Mutationen vergleichsweise wenig betroffen sei.

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"Für eine endgültige, qualitative und quantitative Aussage sind allerdings weitere Untersuchungen, insbesondere Vergleichsstudien mit Proben von Omikron-infizierten Personen erforderlich", schränkt das PEI ein. Der Präsident des Instituts, Klaus Cichutek, verwies am Montag im ZDF-"Morgenmagazin" darauf, dass das Institut mittlerweile über 250 Test-Produkte auf ein höheres Level an Sensitivität bewertet habe und mindestens 80 Prozent dieses Niveau auch schaffen - vorausgesetzt, die Viruslast sei hoch genug.

FDA: Antigentests bei Omikron mit "verringerter Sensitivität"?

Zuvor hatte die US-Arzneimittelbehörde FDA mitgeteilt, dass vorläufige Daten einer Studie mit Lebendviren von Patienten darauf hindeuteten, "dass Antigentests die Omikron-Variante erkennen, aber möglicherweise eine verringerte Sensitivität aufweisen". Eine verringerte Sensitivität bedeutet, dass weniger Infektionen tatsächlich erkannt werden.

Das PEI weist auf seiner Webseite darauf hin, dass Antigentests "nicht zur sicheren Diagnose einer SARS-CoV-2-Infektion entwickelt wurden", sondern um Personen mit hoher Viruslast rasch zu identifizieren. Eine hohe Viruslast entwickle sich zu Beginn der Infektion.

Ciesek: Mit Symptomen auch bei negativem Schnelltest mit Infektion rechnen

Auch Virologin Sandra Ciesek verwies in einem Tweet darauf, dass Antigenschnelltests bei Omikron auch ein negatives Testergebnis anzeigen könnten: "Mein Fazit: Wer Symptome hat, muss gerade derzeit mit einer Infektion rechnen." Sei der erste Test trotzdem negativ, solle man erneut nach zwölf bis 24 Stunden testen. "Solange bitte Kontakte reduzieren und zuhause bleiben. Alternativ PCR-Test machen", twitterte die Virologin weiter.

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(dpa/raer)