Berlin. Bremen ist Spitzenreiter im Impfen gegen das Coronavirus. Doch ausgerechnet hier steigt die Sieben-Tage-Inzidenz rasant an. Warum?

  • In Bremen ist die Impfquote im Gegensatz zu anderen Bundesländern sehr hoch
  • Trotzdem ist die Corona-Inzidenz in den letzten Tagen drastisch gestiegen
  • Woran liegt das?

Bremen gilt als Muster-Bundesland in der Corona-Pandemie. Die meisten Bürgerinnen und Bürger sind geimpft. Doch jetzt, nach den Feiertagen, ist die Sieben-Tage-Inzidenz in der Hansestadt dramatisch hoch. Woran liegt das?

RKI: Bremen hat bundesweit höchste Corona-Inzidenz

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet am ersten Montag im neuen Jahr für Bremen eine Sieben-Tage-Inzidenz von 468,6 – die höchste aller Bundesländer. Am Dienstag stieg der Wert sogar auf 516,4.

Dabei ist das kleinste Bundesland bei den Corona-Impfungen Spitzenreiter: 83,2 Prozent der Bevölkerung sind hier vollständig geimpft (Stand 4. Januar). Thüringen, das mit 403,4 am Dienstag die zweithöchste Inzidenz aufweist, hat nur eine Impfquote von 65,5.

Bremen führt neue Warnstufe 4 ein – mit erweiterter 2G-plus-Regel

Der Bremer Senat reagiert auf die hohen Zahlen und die sich schnell verbreitende Omikron-Variante und führt eine vierte Warnstufe ein. Wenn diese greift, gilt ein erweitertes 2G-plus-Konzept. Bei Warnstufe vier dürfen grundsätzlich nur noch Geimpfte und Genesene mit einem zusätzlichen Nachweis über ein negatives Testergebnis (2G-plus) Gastronomie- oder Kultureinrichtungen nutzen. „Davon ausgenommen sind Personen in den drei Monaten nach ihrer zweiten Impfung und alle mit Auffrischungsimpfung“, sagte Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) am Dienstag nach einer Senatssitzung

Warnstufe vier greift, wenn an fünf aufeinanderfolgenden Tagen eine Hospitalisierungsinzidenz von 9 überschritten wird. Dieser Wert steht für die Zahl der Menschen, die binnen sieben Tagen je 100.000 Einwohner im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion in ein Krankenhaus eingewiesen werden. Die Änderung soll am Donnerstag bei einer Senatssitzung beschlossen werden und danach "zeitnah" in Kraft treten.

Corona: Zahlen aus Bremen vollständiger

Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard begründet die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen damit, dass die zum Jahreswechsel gemeldeten Daten aus ihrem Land vollständiger seien. "Wir haben hier in Bremen keine Bugwelle noch ausstehender Corona-Meldungen", so die Linken-Politikerin.

Andernorts sind die veröffentlichten Corona-Zahlen häufig nicht zuverlässig, da viele Arztpraxen und andere Behörden an Feiertagen geschlossen sind. Testergebnisse kommen erst später an und die sowieso schon überlasteten Gesundheitsämter melden Daten mit Verzögerung an das RKI.

Bremen hingegen hat die Übermittlungskette über den Jahreswechsel geschlossen. Der Zweistädte-Staat stockte sein Personal in der Gesundheitsbehörde auf.

Hohe Inzidenz in Bremen: Omikron spielt wichtige Rolle

Auch die neue Variante Omikron spielt eine Rolle bei der Entwicklung der Corona-Zahlen in Bremen. Die Zahl der seit Mitte November hierzu sequenzierten und nachgewiesenen Fälle beläuft sich laut RKI im Bundesland Bremen zwar "nur" auf 26. Allerdings kommen den Angaben zufolge 422 Verdachtsfälle mittels variantenspezifischer PCR-Tests hinzu.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte sich bereits im Dezember zur Corona-Lage in Bremen geäußert: "Die Omikron-Variante nimmt deutlich zu, insbesondere im Norden des Landes. Wir sehen sehr stark steigende Zahlen in Bremen, in Hamburg, in Schleswig-Holstein, auch in Nordrhein-Westfalen", sagte der SPD-Politiker in den Tagesthemen.

Dass sich die Variante dort nun stark ausbreite, hänge zum Teil mit der Nähe zu Dänemark beziehungsweise den Niederlanden zusammen, so Lauterbach weiter.

Bremen: Hohe Inzidenz bei niedriger Hospitalisierung

Einen Beleg dafür, dass die Corona-Impfungen vielleicht doch nicht so gut wirken wie erhofft, sieht Bremens Gesundheitssenatorin in der Entwicklung keineswegs. Im Gegenteil: Bernhard hebt den Wert der Impfung hervor. "Die hohe Inzidenz schlägt sich nicht in einer ähnlich hohen Hospitalisierungsquote nieder – das ist der Erfolg. Es müssen nur wenige Infizierte in die Klinik", sagte die Linken-Politikerin gegenüber dem "Weser-Kurier".

Das zeige, wie wichtig das Impfen sei. "Es gibt dadurch viel weniger schwere Verläufe. Das zeigt auch die Lage in den Krankenhäusern." Die Hospitalisierungsrate in Bremen liegt am Dienstag (4. Januar) bei 12,20. In Thüringen liegt die Hospitalisierungsrate allerdings bei 9,86 – also noch darunter.(dba/jtb)