Berlin. Kann man mit einer Infektion das Immunsystem trainieren? Virologe Drosten hat sich auf Twitter sarkastisch zu diesem Mythos geäußert.

  • Auf Twitter hat sich der Virologe Christian Drosten einigen Impfgegnern gestellt
  • Für seine humorvollen Kommentare erhielt er viel Zuspruch
  • Doch auch Corona-Leugner reagierten auf Drostens Posts

Der Berliner Virologe Christian Drosten hat sich am Mittwoch auf Twitter auf sarkastische Weise mit Impfgegnern angelegt. "Wer glaubt, durch eine Infektion sein Immunsystem zu trainieren, muss konsequenterweise auch glauben, durch ein Steak seine Verdauung zu trainieren", twitterte Drosten. Das Echo auf seinen Post ist groß.

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Weiter schrieb der Virologe, der auch Teil des Corona-Expertenrats der Ampel-Bundesregierung ist, man stärke durch eine überstandene Infektion mit dem Coronavirus nicht sein Immunsystem. "Im Ernst", twitterte Drosten, "Immunreaktion vs. 'starkes Immunsystem' ist wie Lernen vs. Intelligenz. Ich kann ein Gedicht auswendig lernen, bin dadurch aber nicht intelligenter geworden."

Christian Drosten: Bissiger Tweet sorgt für heftige Reaktionen im Netz

Bei vielen Userinnen und Usern kam der bissige Post gut an, sie kommentierten ihrerseits mit sarkastisch gemeinten Analogien. "Auch die Leber wächst ja mit ihren Aufgaben!", schrieb eine Frau.

Ein User, nach eigenen Angaben an Long Covid leidend, schrieb kritisch zurück: "Vor 3 Monaten sprachen Sie von den Vorteilen natürlicher Delta Booster bei gesunden Erwachsenen. Kein Wunder, dass einige das Virus nicht mehr ernst nehmen..." Andere User korrigierten, die Aussage aus Drostens Podcast "Coronavirus-Update" habe sich auf geimpfte Erwachsene in einer endemischen Corona-Lage bezogen. Diese ist aber bislang noch nicht erreicht.

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Drosten: Virologe kontert Reaktionen von Impfskeptikern

Ein anderer User wandte sich mit einer "Sachfrage zum Titer" an Drosten: Welche Titer-Werte (also die Anzahl der Antikörper, Anm. d. Red.) für eine "kompetente Immunreaktion" sprächen? Außerdem wolle er wissen, weshalb es keine regulären Titer-Tests gebe. "Das ist doch nicht schlau", monierte er. Lesen Sie dazu auch: So oft muss die Booster-Impfung mit Biontech wiederholt werden

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Ein paar Stunden später reagierte der Wissenschaftler mit einem erneuten Tweet auf die Äußerungen von Impfskeptikern und -gegnern, die unter seinem Post veröffentlicht wurden. "Ich bin erstaunt, wie viele Missverständnisse und falsche Vorstellungen über Infektion, Impfung und Immunität bestehen", schrieb Drosten. "Mit etwas mehr Wissen könnten sich viele hier ihre Aggressivität sparen und stattdessen für sich selbst bessere Entscheidungen treffen." Ein klarer Angriff auf das Lager der Impfgegner – und letztlich ein Appell für bessere Schulbildung im Fach Biologie.

Omikron-Variante: Drosten bringt schärfere Regeln ins Spiel

Drosten, der vor Wochen in der Wochenzeitung "Die Zeit" gesagt hatte, er wolle sich nicht wie ein Papagei ständig wiederholen mit seinen Botschaften, kündigte an, er werde in den kommenden Tagen auf manche Reaktionen zu seinem Tweet näher eingehen – auf "einige der nicht destruktiven, ehrlich gemeinten Einwände".

Zuletzt hatte er angesichts der sich rapide ausbreitenden Omikron-Variante verschärfte Corona-Regeln ins Spiel gebracht. Die Impflücke bei den über 60-Jährigen sei noch zu groß. Drosten erwartet deshalb einen starken Anstieg der Neuinfektionen sowie volle Intensivstationen – es sei denn, man steuere mit entsprechenden Maßnahmen dagegen.

Auch zweifach Corona-Geimpfte und Genesene seien vor einer Omikron-Infektion nicht mehr so gut geschützt, weshalb der Virologe dringend zum Boostern rät. Drosten empfahl, die derzeit geltenden Kontaktbeschränkungen auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und im Zweifel eine 1G-Regel einzuführen. "G" stehe dabei für "geboostert".

(mja)