Berlin. Nur noch ein paar Tage, dann ist das Jahr 2021 vorbei: Zeit zurückzublicken – auch auf eine TV-Sendung, die wir nun doch brauchen.

Wir haben es fast geschafft, Weihnachten ist um, nur noch ein paar Tage zählt 2021. Was war das für ein Jahr?

Erstens:

Nach 16 Jahren Kanzlerschaft von Angela Merkel müssen wir unseren Kindern nun erklären, dass Staatsmacht nicht weiblich ist, dass da jetzt ein Mann im Kanzleramt regiert, der eigentlich auch noch so etwas wie eine selbst ernannte weibliche Merkel ist.

Diana Zinkler schreibt an dieser Stelle alle zwei Wochen über Fragen aus Gesellschaft und Politik.
Diana Zinkler schreibt an dieser Stelle alle zwei Wochen über Fragen aus Gesellschaft und Politik. © FMG | FMG

Sich also nicht so viel ändern wird. Schräg genug. Den Kindern aber jetzt auch noch zu vermitteln, dass das ja wahrscheinlich gar nicht stimmt, sondern nur gesagt worden ist, damit wir das Kreuzchen nicht bei Annalena Baerbock oder Armin Laschet machen, ist zu kompliziert.

Apropos Rückblick: Armin Laschet ist jetzt weg von der politischen Bühne und gestand gerade in einem „FAZ“-Interview, er finde das nun doch schade, er wäre gern Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen geblieben. Oh je, das ist wirklich traurig. Aber da man ja niemals so ganz geht: Im Februar 2022 soll der neue Bundespräsident gewählt werden, und die Union hat noch keinen eigenen Kandidaten oder Kandidatin aufgestellt. Wäre das was?

Aus dem Archiv: Was die Regierungsbildung nun für Steinmeier bedeutet

Zweitens:

2021 war das zweite Corona-Pandemie-Jahr. Und wer geglaubt hatte zu Ende 2020, das wir im neuen Jahr schon die Kurve kriegen, den hat 2021 gehörig getäuscht. Im Grunde wiederholten wir so viele Fehler von 2020, dass es manchmal zum Verzweifeln war.

Corona-Welle folgte auf Corona-Welle, im Frühjahr sanken die Inzidenzen, im Sommer taten wir so, als ob schon alles überstanden wäre. Und im Herbst waren wir wieder mittendrin. Sogar die Kinder durften wieder Mundschutzmasken im Unterricht tragen, weil die vielen Luftschutzfilter wieder einmal nicht den Weg in die Klassenzimmer fanden. Alle Morgenland-Kolumnen lesen Sie hier.

Die Zahl der Geimpften ist immer noch zu gering für eine Herdenimmunität, sogar der Impfstoff wird wieder knapp.

Drittens:

2021 ist das Jahr, in dem sich unter dem Mantel der Corona-Maßnahmen-Gegner Radikale versammelten und mit Fackeln vor die Häuser von Politikern zogen, um ihnen Angst zu machen. Ein Jahr, in dem ein Kassierer an einer Tankstelle in Idar-Oberstein erschossen wurde.

Er soll den Täter vor der Tat auf die Maskenpflicht hingewiesen haben. 2021 ist das Jahr, in dem die radikale Querdenker-Szene die Corona-Proteste infiltrierte. Die Folge: Verletzte Polizisten, ein als „Mörder“ beleidigter Bundesminister, Krawalle bei Kundgebungen, Ausschreitungen von Reutlingen bis Greiz.

Die Bundesinnenministerin Nancy Faeser warnt vor den Rechtsextremisten und Reichsbürgern. Und leider grenzen sich die bürgerlichen Demonstrationsteilnehmer zu wenig von ihnen ab.

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Viertens:

In 2021 zählten wir in Deutschland allein 110.000 Corona-Tote, dabei waren es im Oktober 2020 erst 10.000. Also sind in einem Jahr weitere 100.000 Menschen an den Folgen einer Coronavirus-Infektion gestorben. Ein Wahnsinn, ein nicht zu fassendes Unglück. Jeder einzelne Tod ist eine Tragödie, der für die Angehörigen nur kaum zu verschmerzen ist.

Fünftens:

Und der fünfte Punkt passierte nur, weil eins bis vier geschehen sind. Es ist nicht leicht, die Abbiegung jetzt zu kriegen. Aber: „Wetten dass...?!“ ist zurückgekehrt. Ich habe das schon mal bewertet, in einem kleinen Kommentar, als die Sendung am Vorabend 14 Millionen Deutsche vor den Fernseher holte. Live, zur besten Sendezeit, nicht gestreamt.

Ich schrieb: „Die Sendung braucht kein Mensch...“ , und habe viel Widerspruch gekriegt. Ich fresse jetzt die Kreide, mit der ich die Zeilen damals nicht hätte schreiben sollen. Es ist genau die Sendung, die wir nach 2021 brauchen. Etwas vertrautes, leichtes, gute Unterhaltung, die uns an ein Früher erinnert, das noch nicht so kompliziert und verdichtet war wie heute.

In diesem Sinne, wir lesen uns in 2022 wieder!