Berlin. Übergewicht gilt als Risikofaktor für einen schweren Verlauf bei einer Corona-Infektion. Forschende fanden nun einen möglichen Grund.

Menschen mit Übergewicht und Adipositas haben ein erhöhtes Risiko bei einer Coronavirus-Infektion einen schweren Verlauf zu erleiden. Das beobachten Mediziner und Medizinerinnen schon seit Beginn der Pandemie. Metaanalysen zeigen, dass das Risiko eines schweren Verlaufs bei Menschen mit starkem Übergewicht fast zweifach erhöht ist. In Deutschland betrifft das beinahe jede vierte Person, laut Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) leiden 23 Prozent der Männer und 24 Prozent der Frauen hierzulande unter Adipositas.

Bisher waren Forschende davon ausgegangen, dass das erhöhte Risiko adipöser Personen unter anderem mit mechanischen Problemen beim Atmen und einem veränderten Immunsystem zusammenhängen könnte. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Universität Stanford haben nun jedoch einen möglichen weiteren Faktor gefunden. In einer bisher noch nicht begutachteten Studie entdeckten sie Hinweise darauf, dass das Coronavirus Fettzellen direkt infizieren und dort Entzündungsprozesse in Gang setzen könnte.

Erkrankung bei Übergewicht: Coronavirus infiziert Fettzellen

Dafür untersuchten die Forschenden zum einen Fettzellen von nicht mit dem Coronavirus infizierten Personen, welche dann Sars-Cov-2 ausgesetzt wurden und zum anderen Fettzellen von an Covid-19 verstorbenen Menschen. Dabei stellten sie fest, dass sich das Coronavirus sowohl in reifen Fettzellen als auch in den sogenannten Makrophagen, Fresszellen des Immunsystems, innerhalb des Fettgewebes ansiedelte. Insbesondere hier beobachteten die Forschenden eine starke Entzündungsreaktion.

Auch bei der Autopsie der Fettzellen von an Covid-19 verstorbenen Personen konnte das Coronavirus in Fettzellen in der Nähe kritischer Organe festgestellt werden. Laut den Autoren könnte das wiederum auf eine Häufung von Organschäden bei schweren Verläufen hindeuten.

Kriegen Übergewichtige häufiger Long Covid?

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen kamen daher zu dem Schluss, dass das Fettgewebe als Reservoir für das Coronavirus sowie als Potenzierungsfaktor für Entzündungen dienen und damit den Zusammenhang von starkem Übergewicht und schweren Verläufen erklären könnte. Je übergewichtiger ein Mensch ist, desto mehr Fettzellen habe er, die das Coronavirus infizieren könnte, sagte Dr. David Kass, Professor für Kardiologie an der Johns-Hopkins-Universität der „New York Times“: „Wenn Sie wirklich sehr fettleibig sind, ist Fett das größte einzelne Organ in Ihrem Körper.“

Gleichzeitig könnte die Infektion der Fettzellen auch einen Einfluss auf das Risiko an Long Covid zu erkranken haben, erklärten die Studienautoren. Die Ergebnisse zeigen jedoch auch: Möglicherweise könnte die Gabe von Medikamenten, die die durch Fettleibigkeit ausgelösten Entzündungen hemmen, einen positiven Einfluss bei Covid-19-Infektionen adipöser Personen haben. (csr)