London. Die Queen feiert 2022 ihr 70. Jubiläum. Doch im zerrissenen Königshaus bahnen sich neue Skandale an. Kann es den Niedergang stoppen?

„Was wir sehen werden, ist der Zerfall des Hauses Windsor, Stein für Stein“: Es ist eine düsteres Prognose, welche die britische Royal-Expertin Margaret Holder jetzt in der BBC für die Monarchie im kommenden Jahr zeichnete.

Die Familie sei durch Skandale zerrissen – und weitere bahnen sich an, sagt sie. Das könne niemand überleben, auch nicht jene über 1000 Jahre alte Institution. Steht es für 2022 wirklich so düster um den Clan der Queen (95)?

Es wäre zu früh, die Royals abzuschreiben. Denn sie verstehen es, Vorboten des Niedergangs ihre Kernkompetenz entgegenzusetzen: Pomp. Das Jahr steht im Zeichen von Queen Elizabeths 70-jährigem Thronjubiläum. So lange war noch kein britischer Monarch je im Amt.

Queen-Spektakel soll Risse übertünchen

Höhepunkt der ganzjährigen 17-Millionen-Euro-Feierlichkeiten sind die Tage vom 2. bis zum 5. Juni. Very british soll es werden und vielfältig wie das Königreich selbst. Auf einer Parade stellen 1000 Künstlerinnen aus aller Welt die Lebensgeschichte der Queen dar. Es gibt ein Livekonzert im Garten des Buckingham-Palastes und Party-Picknicks landesweit. Wen das noch nicht überzeugt: Der 3. Juli wird für alle Briten einmalig zum Feiertag.

Doch für Royal-Schwarzmaler kann das farbige Spektakel die Risse nicht übertünchen. Sorgenkinder sind die kalifornischen Exilanten Harry (37) und Meghan (40). „Große Pläne“ hätten sie für 2022, ließen sie durchsickern. Das allein lässt die Familie schon zusammenzucken und „große Schäden“ fürchten. Auch interessant:Sind Harry und Meghan Opfer ihrer Selbstüberschätzung?

Die Royal Family versteht sich auf Prunk, hier bei der Militärparade zum Queen-Geburtstag 2019: Herzogin Camilla, Prinz Charles und Queen Elizabeth II auf dem Balkon des Buckingham-Palasts.
Die Royal Family versteht sich auf Prunk, hier bei der Militärparade zum Queen-Geburtstag 2019: Herzogin Camilla, Prinz Charles und Queen Elizabeth II auf dem Balkon des Buckingham-Palasts. © Getty Images | Max Mumby / Indigo

Eigentlich fühlt das Paar sich berufen, die Welt zu verbessern. Ihre Missionen reichen von Elternzeit bis Klimaneutralität. Daheim sollten sie vor allem lächeln. In den USA aber, dem Land der großen Spendengalas, ist ihre Mischung aus Glamour und Aktivismus gefragt. Was aber Sorge bereitet, ist Harrys Biografie, die im Herbst erscheint.

Angeblich 27 Millionen Dollar Vorschuss zahlte der Verlag Random House, Co-Autor ist der Pulitzerpreisträger J.R, Moehringer. Insider berichten davon, dass Harry enormer Druck gemacht werde, darin die offene Frage zu beantworten, die er und seine Frau im Skandal-Interview mit Oprah Winfrey aufwarfen: Welches Familienmitglied machte die rassistische Bemerkung über Baby Archies (heute 2) Hautfarbe?

Harrys Memoiren könnten extrem schädlich werden

Klar ist: Für eine solche Summe werden andere Geschichten erwartet als über Charity-Arbeit oder darüber, dass Tante Anne damals immer beim Bridge geschummelt hat. Offenbar recherchiert Harry bereits über das Leben seiner Mutter Prinzessin Diana und befragt alte Freunde. Auch interessant:Herzogin Meghan wird 40: Bewundert, beneidet und gehasst

„Es geht um die Ehe, die Scheidung, die Affären. Das könnte extrem schädlich für Prinz Charles und Camilla werden“, weiß Royal-Autorin Penny Junor. Diana hatte die Daueraffäre ihres Mannes Charles (heute 73) mit Camilla (heute 74) für ihre gescheiterte Ehe verantwortlich gemacht.

Auch 2022 spielen Harry und Meghan nach eigenen Regeln.
Auch 2022 spielen Harry und Meghan nach eigenen Regeln. © Getty Images

Das macht die nächste Herausforderung für 2022 noch herausfordernder: das Nachfolger-Problem. Seit dem Tod ihres Gatten Prinz Philip im April hat die Queen gesundheitlich abgebaut. Ihre ersten Termine wird sie nicht vor Februar wahrnehmen. Doch ihr Erstgeborener Charles ist unbeliebt wie lange nicht. Der älteste Thronfolger der britischen Geschichte macht derzeit mit einem Spendenskandal Schlagzeilen.

Er soll einem saudischen Geschäftsmann als Gegenleistung für 1,8 Millionen Euro an seine „Prince’s Foundation“ einen Ritterschlag in Aussicht gestellt haben.

William und Kate als Lichtgestalten

Überhaupt der „Diana-Fluch“. Bereits das Filmdrama „Spencer“ mit Kristen Stewart (31) als legendäre Prinzessin (Kinostart: 27. Januar) wirbelt unrühmliche Geschichten hoch und gilt auch noch als heißester Anwärter auf den Oscar 2022.

Schlimmer ist es nur um den Ruf Prinz Andrews (60) bestellt. Ihm droht wegen seiner Verwicklung in einen Missbrauchsskandal 2022 ein Prozess.

Prinz Andrew steht unter Druck.
Prinz Andrew steht unter Druck. © dpa | Steve Parsons

Aber es gibt ja auch Lichtgestalten! Prinz William (39) und Herzogin Kate (39) wirken wie der Gegenentwurf zu Meghan und Harry: traditionell, loyal, sich ihrer Rolle und deren Grenzen bewusst. Unvorstellbar, wenn auch sie durch Harrys Buch diskreditiert würden. Eine Versöhnung der gespaltenen Lager zeichnet sich jedenfalls nicht ab. Ebenso wenig, dass die Queen oder Charles Harrys Tochter Lilibet (sechs Monate) 2022 erstmals zu Gesicht bekommen.