Berlin/Tel Aviv. Die neue Corona-Variante Omikron verbreitet sich derzeit in Deutschland. Wie gut schützt die dritte Impfdosis bei einer Infektion?

  • Experten zufolge könnte sich die Omikron-Variante des Coronavirus in Deutschland schnell ausbreiten
  • Immer wichtiger wird daher die Frage: Schützt eine Biontech-Impfung vor dem mutierten Erreger?
  • Erste Erkenntnisse über die Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs liegen bereits vor

Eine Booster-Impfung senkt das Risiko, an Covid-19 zu erkranken oder zu sterben, deutlich. Das gilt laut einer neuen Studie aus Israel auch für Infektionen mit der neuen Corona-Variante Omikron.

Wie die Untersuchung eines israelischen Forschungsteams jetzt ergab, bietet die Dreifachimpfung mit dem Vakzin von Biontech einen signifikanten Schutz gegen B.1.1.529. „Die gute Nachricht ist, dass sich der Schutz mit der Auffrischungsdosis um das Hundertfache erhöht“, sagte Gili Regev-Yochay, Leiterin der Abteilung für Infektionskrankheiten des Sheba Medical Centers in Tel Aviv, am Wochenende gegenüber Reportern.

Corona-Variante Omikron: Ohne Booster keine Neutralisation möglich?

Für die Studie verglichen die Forscher rund um Regev-Yochay das Blutbild von zwanzig Personen, die vor einem Monat ihre dritte Biontech-Impfung erhalten hatten mit dem von zwanzig Menschen, deren zweite Impfung fünf bis sechs Monate zurück lag. „Menschen, die ihre zweite Dosis vor rund einem halben Jahr erhalten haben, haben keine Neutralisationsmöglichkeit gegen Omikron“, sagte Regev-Yochay.

Der Immunschutz sei zwar etwa viermal niedriger als der gegen die Delta-Variante, aber die insgesamt gute Wirkung des Vakzins stimme die Forscherinnen und Forscher optimistisch, hieß es. Bisher gebe es allerdings noch keine Erkenntnisse darüber, ob und wann auch die Booster-Wirkung nachlassen wird.

Ampullen mit dem Biontech-Impfstoff stehen zum Verimpfen bereit.
Ampullen mit dem Biontech-Impfstoff stehen zum Verimpfen bereit.

Biontech-Booster senkt Krankheitsrisiko bei Omikron-Infektion wohl signifikant

Das Sheba Medical Center führte die Studie in Zusammenarbeit mit dem Zentralen Virologielabor des israelischen Gesundheitsministeriums durch. Das Ergebnis ähnelt den Erkenntnissen der Impfstoffhersteller Biontech und Pfizer, die diese vor einer Woche präsentierten – und untermauert zudem die Ergebnisse von zwei weiteren israelischen Untersuchungen zur Wirkung des mRNA-Boosters.

Ein Team um Shlomit Yaron von den Clalit Health Services in Tel Aviv verglich die Sterblichkeit von Menschen, die zwei Mal mit dem mRNA-Impfstoff geimpft wurden, mit der von Menschen, die zusätzlich eine Auffrischimpfung bekommen hatten. In die Studie flossen Daten ein von mehr als einer dreiviertel Million Menschen. Sie waren 50 Jahre oder älter und ihre Zweitimpfung lag mindestens fünf Monate zurück. In der Gruppe mit Auffrischimpfung lag das Risiko, an Corona zu sterben, nur bei einem Zehntel im Vergleich zur Gruppe ohne Booster.

Weitere Studien bestätigen Biontech-Schutz vor Omikron

Eine andere Gruppe um Ron Milo vom Weizmann Institute of Science in Rehovot konzentrierte sich in ihrer Arbeit auf die Wirksamkeit der Booster-Impfungen in verschiedenen Altersgruppen. Dabei werteten sie Daten von 4,7 Millionen Menschen ab 16 Jahren aus. Verglichen wurden Menschen, die mindestens zwölf Tage zuvor geboostert worden waren, mit Menschen ohne Drittimpfung.

Bei den dreifach Geimpften war die Zahl der bestätigten Infektionen über alle Altersgruppen hinweg in etwa um den Faktor 10 niedriger als bei nur zweifach Geimpften. Schwere Verläufe bei Menschen ab 60 Jahren waren in der Booster-Gruppe um den Faktor 17,9 seltener, Todesfälle gab es um den Faktor 14,7 weniger.

Biontech-Gründer Ugur Sahin hatte sich angesichts der Ausbreitung der Omikron-Variante für eine frühere dritte Impfung ausgesprochen. „Mit Blick auf Omikron sind zwei Dosen noch keine abgeschlossene Impfung mit ausreichendem Schutz. Wenn sich Omikron, wie es aussieht, weiter ausbreitet, wäre es wissenschaftlich sinnvoll, bereits nach drei Monaten einen Booster anzubieten“, sagte Sahin dem „Spiegel“. In Großbritannien werde dies bereits so gehandhabt.