Berlin. Wie entsteht der Klimawandel, welche Folgen hat er und was kann dagegen getan werden? Die wichtigsten Fakten zum Thema im Überblick.

Dass das Klima der Erde sich verändert, ist seit Jahrzehnten bekannt. Und es besteht kein Zweifel mehr daran, dass der Grund dafür menschliche Aktivitäten sind. Doch in den vergangenen Jahren sind die Folgen des Klimawandels auf drastische Art und Weise sichtbar geworden – und nicht nur Aktivistin Greta Thunberg ruft dazu auf, schnell und entschlossen zu handeln, um den Klimawandel zu stoppen, solange es noch geht.

Doch was genau heißt eigentlich Klimawandel, was sind die Ursachen, und was kann man dagegen tun? Ein Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.

Was ist Klimawandel?

Wenn Klimaforscherinnen und -forscher von Klimawandel sprechen, dann meinen sie den menschengemachten Klimawandel, also Veränderungen im Klimasystem der Erde, die sich auf die Aktivitäten von Menschen zurückführen lassen.

Das umfasst nicht nur der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur, sondern zum Beispiel auch Änderungen in Niederschlägen und Wettermustern. Diese Veränderungen lassen sich wissenschaftlich über eine lange Zeit beobachten.

Die Überreste eines toten Fisches liegen auf dem Boden in einem trockenen Gebiet des Peñuelas Sees in Valparaiso in Chile. Extreme Wetter-Ereignisse wie Dürren sind häufig Folgen des Klimawandels.
Die Überreste eines toten Fisches liegen auf dem Boden in einem trockenen Gebiet des Peñuelas Sees in Valparaiso in Chile. Extreme Wetter-Ereignisse wie Dürren sind häufig Folgen des Klimawandels. © Pablo Ovalle Isasmendi/Agencia Uno/dpa

Wie kommt es zum Klimawandel?

Wandel im Klimasystem gab es in der Geschichte des Planeten immer wieder. Doch laut dem Weltklimarat IPCC – einem internationalen Gremium, das regelmäßig den gesamten Wissensstand zum Klimawandel zusammenfasst und als Entscheidungsgrundlage veröffentlicht – passiert der menschengemachte Klimawandel deutlich schneller als natürliche Veränderungen in der Vergangenheit.

Ursache für den Klimawandel ist der Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffoxid (N2O, auch Lachgas genannt) und anderen durch menschliches Leben und Wirtschaften seit dem Beginn der industriellen Revolution.

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Diese Gase werden freigesetzt beim Verbrennen fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas. Große Teile der Energieproduktion und des Verkehrs weltweit nutzen derzeit noch fossile Energieträger. Aber auch Viehhaltung, Entwaldung und veränderte Nutzung von Land tragen zu den Emissionen von Treibhausgasen bei.

Ihre Konzentration in der Atmosphäre des Planeten hat deshalb seit dem Beginn der Industrialisierung deutlich zugenommen, die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre liegt inzwischen rund 50 Prozent über dem vorindustriellen Level.

Diese veränderte Zusammensetzung der Atmosphäre ist der Grund für die Änderungen im Klimasystem: Die kurzwelligen Strahlen der Sonne können die Atmosphäre größtenteils trotzdem durchdringen. Doch die langwelligen Wärmestrahlen, die von der Erde zurückgeworfen werden, werden durch die Partikel dieser Gase absorbiert. Die Wärme geht nicht ins All, sondern wird ins atmosphärische System der Erde aufgenommen und heizt so das System auf – ein Vorgang, der als Treibhausgaseffekt bekannt ist.

Warum ist der Klimawandel ein Problem?

Der Klimawandel ist für Menschen, Tiere und das Leben auf der Erde insgesamt ein Problem, weil er die klimatischen Bedingungen auf der Erde unberechenbarer und extremer macht und so die natürlichen Lebensgrundlagen bedroht.

Mit jedem halben Grad Celsius, um das die globale Durchschnittstemperatur steigt, steigt laut Weltklimarat auch die Häufigkeit und Intensität verschiedener Extremwetterereignisse. Konkret bedeutet das: mehr extreme Hitzewellen, mehr Dürren, mehr Starkregenereignisse, mehr Tropenstürme.

Eine Hitzewelle in den USA und Kanada im Sommer 2021, bei der im kanadischen Ort Lytton der Rekord von 49,6 Grad gemessen wurde und in der nach Schätzungen mehr als 1000 Menschen starben, wäre ohne den menschengemachten Klimawandel „praktisch unmöglich“ gewesen, wie eine Gruppe von Forscherinnen und Forschern feststellte. Auch katastrophale Überschwemmungen nach Starkregenereignissen, wie sie im Sommer 2021 Teile von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz trafen, werden durch die Erderhitzung wahrscheinlicher.

Hochwasser: Die Bilder der Katastrophe

In Erftstadt-Blessem hat es massive Überschwemmungen gegeben, mehrere Häuser stürzten ein.
In Erftstadt-Blessem hat es massive Überschwemmungen gegeben, mehrere Häuser stürzten ein. © SEBASTIEN BOZON / AFP
Pure Zerstörung: Die Fluten haben mehrere Häuser in Erftstadt-Blessem vollständig niedergerissen.
Pure Zerstörung: Die Fluten haben mehrere Häuser in Erftstadt-Blessem vollständig niedergerissen. © SEBASTIEN BOZON / AFP
Bilder aus Erftstadt: Feuerwehrleute blicken von einer Brücke auf die überflutete Bundesstraße 265. Die Wassermassen haben die Straße überflutet, mehrere Lkw sind ineinander verkeilt.
Bilder aus Erftstadt: Feuerwehrleute blicken von einer Brücke auf die überflutete Bundesstraße 265. Die Wassermassen haben die Straße überflutet, mehrere Lkw sind ineinander verkeilt. © Marius Becker/dpa
Unzählige Autos liegen noch auf der B265 bei Erfstadt in NRW.
Unzählige Autos liegen noch auf der B265 bei Erfstadt in NRW. © SEBASTIEN BOZON / AFP | SEBASTIEN BOZON / AFP
Auf der B265 bei Erfstadt suchen Solodaten der Bundeswehr in überfluteten Autos nach Opfern.
Auf der B265 bei Erfstadt suchen Solodaten der Bundeswehr in überfluteten Autos nach Opfern. © SEBASTIEN BOZON / AFP | SEBASTIEN BOZON / AFP
In der Nähe von Erftstadt stürzten Teile der A1 in die Erft.
In der Nähe von Erftstadt stürzten Teile der A1 in die Erft. © David Young/dpa | David Young/dpa
Das Dorf Schuld in der Eifel traf es beim Hochwasser besonders hart. Häuser stürzten ein, immer noch werden viele Menschen vermisst. Aufnahmen mit einer Drohne zeigen das Ausmaß der Zerstörung.
Das Dorf Schuld in der Eifel traf es beim Hochwasser besonders hart. Häuser stürzten ein, immer noch werden viele Menschen vermisst. Aufnahmen mit einer Drohne zeigen das Ausmaß der Zerstörung. © IMAGO / Reichwein
Schuld in Rheinland-Pfalz: Das Hochwasser hat den Ort verwüstet.
Schuld in Rheinland-Pfalz: Das Hochwasser hat den Ort verwüstet. © CHRISTOF STACHE / AFP | CHRISTOF STACHE / AFP
Die Brücke in Schuld im Kreis Ahrweiler ist nach dem Unwetter mit Hochwasser unpassierbar geworden.
Die Brücke in Schuld im Kreis Ahrweiler ist nach dem Unwetter mit Hochwasser unpassierbar geworden. © Boris Roessler/dpa | Boris Roessler/dpa
Hochwasser in der Eifel: Die Straße zwischen Dernau und Walporzheim wurde auf einem Abschnitt einfach von den Fluten mitgerissen.
Hochwasser in der Eifel: Die Straße zwischen Dernau und Walporzheim wurde auf einem Abschnitt einfach von den Fluten mitgerissen. © IMAGO / Future Image
Der Ort Dernau (Landkreis Ahrweiler) wurde beinahe komplett von den Wassermassen geflutet.
Der Ort Dernau (Landkreis Ahrweiler) wurde beinahe komplett von den Wassermassen geflutet. © IMAGO / Future Image
Bad Neuenahr in Rheinland-Pfalz: Eine Brücke, die im Bereich des Kurparks die Ahr überspannt, wurde durch das Hochwasser weggerissen.
Bad Neuenahr in Rheinland-Pfalz: Eine Brücke, die im Bereich des Kurparks die Ahr überspannt, wurde durch das Hochwasser weggerissen. © Thomas Frey/dpa | Thomas Frey/dpa
In Bad Neuenahr stapelt sich der Schutt, den die Menschen nach dem Hochwasser aus ihren Häusern schaffen, auf der Straße.
In Bad Neuenahr stapelt sich der Schutt, den die Menschen nach dem Hochwasser aus ihren Häusern schaffen, auf der Straße. © Philipp von Ditfurth/dpa | Philipp von Ditfurth/dpa
An einer anderen Stelle in Bad Neuenahr hat das Wasser ein Trümmerfeld hinterlassen.
An einer anderen Stelle in Bad Neuenahr hat das Wasser ein Trümmerfeld hinterlassen. © Philipp von Ditfurth/dpa | Philipp von Ditfurth/dpa
Der Wehr des Baldeneysees in Essen: Nach heftigen Regenfällen trat die Ruhr aus dem Bett und überschwemmte die Landschaft und Ortschaften. Sie erreichte den höchsten Pegelstand, der je gemessen wurde.
Der Wehr des Baldeneysees in Essen: Nach heftigen Regenfällen trat die Ruhr aus dem Bett und überschwemmte die Landschaft und Ortschaften. Sie erreichte den höchsten Pegelstand, der je gemessen wurde. © IMAGO / Jochen Tack
Im Ahrtal trat der Fluss vielerorts über die Ufer und überschwemmte nicht nur Keller, sondern ganze Ortschaften. Viele Menschen verloren alles - wie diese Flutopfer im Ort Dernau (Landkreis Ahrweiler).
Im Ahrtal trat der Fluss vielerorts über die Ufer und überschwemmte nicht nur Keller, sondern ganze Ortschaften. Viele Menschen verloren alles - wie diese Flutopfer im Ort Dernau (Landkreis Ahrweiler). © IMAGO / Future Image
Die Rurtalsperre Schwammenauel ist in der Nacht zu Freitag übergelaufen. Noch immer ist die Lage vor Ort angespannt.
Die Rurtalsperre Schwammenauel ist in der Nacht zu Freitag übergelaufen. Noch immer ist die Lage vor Ort angespannt. © Oliver Berg/dpa
Auf dem Campingplatz Waldcamping in Prüm riss das Unwetter Wohnwagen um und verursachte schwere Schäden.
Auf dem Campingplatz Waldcamping in Prüm riss das Unwetter Wohnwagen um und verursachte schwere Schäden. © IMAGO / Eibner
Bilder aus der Gemeinde Monreal in Rheinland-Pfalz. Der gesamte Ortskern ist überflutet.
Bilder aus der Gemeinde Monreal in Rheinland-Pfalz. Der gesamte Ortskern ist überflutet. © IMAGO / Nordphoto
 Mit einem Bergepanzer und schwerem Räumgerät rückt die Bundeswehr in Hagen an, um die Schäden, die die Überflutung des Nahmerbach am Vorabend mit sich gebracht hatte, zu beseitigen.
Mit einem Bergepanzer und schwerem Räumgerät rückt die Bundeswehr in Hagen an, um die Schäden, die die Überflutung des Nahmerbach am Vorabend mit sich gebracht hatte, zu beseitigen. © dpa | Roberto Pfeil
Soldaten der Bundeswehr helfen mit dem Pionierpanzer Dachs bei den Aufräumarbeiten in Hagen-Hohenlimburg. Die Unwetterschäden sind schwer.
Soldaten der Bundeswehr helfen mit dem Pionierpanzer Dachs bei den Aufräumarbeiten in Hagen-Hohenlimburg. Die Unwetterschäden sind schwer. © Julian Stratenschulte/dpa
In Hagen sorgte der Starkregen für chaotische Zustände. Helferinnen und Helfer mussten im Ortsteil Hohenlimburg ein Altenheim evakuieren.
In Hagen sorgte der Starkregen für chaotische Zustände. Helferinnen und Helfer mussten im Ortsteil Hohenlimburg ein Altenheim evakuieren. © Dieter Menne/dpa
In Erdorf, einem Stadtteil von Bitburg in der Eifel, lief der kleine Fluss Kyll über. Teile des Dorfs sind geflutet. Hier beobachtet ein Anwohner, wie die Wassermassen die untere Etage seines Hauses überfluten.
In Erdorf, einem Stadtteil von Bitburg in der Eifel, lief der kleine Fluss Kyll über. Teile des Dorfs sind geflutet. Hier beobachtet ein Anwohner, wie die Wassermassen die untere Etage seines Hauses überfluten. © Harald Tittel/dpa
Im nordrhein-westfälischen Altena starb ein Feuerwehrmann bei der Rettung eines Mannes. Der Ort ist an noch an vielen Stellen überflutet.
Im nordrhein-westfälischen Altena starb ein Feuerwehrmann bei der Rettung eines Mannes. Der Ort ist an noch an vielen Stellen überflutet. © Marc Gruber/7aktuell.de /dpa
In Köln erreichte der Rhein Pegelstände von über fünf Metern - und das Wasser könnte noch weiter steigen. Viele Keller sind vollgelaufen, viele Straßen überflutet.
In Köln erreichte der Rhein Pegelstände von über fünf Metern - und das Wasser könnte noch weiter steigen. Viele Keller sind vollgelaufen, viele Straßen überflutet. © Marius Becker/dpa
Auch die Niederlande hat das starke Unwetter getroffen. Auf dem Campingplatz De Hatenboer in Roermond stehen Wohnwagen unter Wasser. Durch die starken Regenfälle ist die Maas auf eine Rekordhöhe gestiegen.
Auch die Niederlande hat das starke Unwetter getroffen. Auf dem Campingplatz De Hatenboer in Roermond stehen Wohnwagen unter Wasser. Durch die starken Regenfälle ist die Maas auf eine Rekordhöhe gestiegen. © IMAGO / ANP / Hollandse Hooghte
Ein Luftbild zeigt den Hochwasserstand in der niederländischen Provinz Limburg. Die Maas ist nach heftigen Regenfällen über die Ufer getreten.
Ein Luftbild zeigt den Hochwasserstand in der niederländischen Provinz Limburg. Die Maas ist nach heftigen Regenfällen über die Ufer getreten. © Sem van der Wal / ANP / AFP)
Trooz in Belgien:  In den Provinzen Lüttich, Luxemburg und Namur wurde der provinzielle Katastrophenplan ausgerufen. Kritisch bleibt die Situation in Maaseik in der Provinz Limburg, wo das Wasser immer noch steigt.
Trooz in Belgien: In den Provinzen Lüttich, Luxemburg und Namur wurde der provinzielle Katastrophenplan ausgerufen. Kritisch bleibt die Situation in Maaseik in der Provinz Limburg, wo das Wasser immer noch steigt. © Eric Lalmand/BELGA/dpa
Eine Anwohnerin von Trooz begutachtet die Schäden an ihrem Haus. Die belgische Gemeinde wurde von dem Hochwasser stark getroffen.
Eine Anwohnerin von Trooz begutachtet die Schäden an ihrem Haus. Die belgische Gemeinde wurde von dem Hochwasser stark getroffen. © ERIC LALMAND / BELGA / AFP
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Zudem steigt, unter anderem durch schmelzende Gletscher und Eisschilde in Arktis und Antarktis, der weltweite Meeresspiegel. Zahlreiche dicht besiedelte Ballungsräume weltweit sind dadurch mittel- bis langfristig bedroht.

Wie stark Frequenz und Intensität von Extremwetterereignissen zunehmen, hängt davon ab, wie weit die globale Durchschnittstemperatur steigt. In einem Sonderbericht 2018 schrieb der Weltklimarat, dass die Folgen einer Erwärmung um 2 Grad Celsius deutlich schlimmer wären als die einer Erwärmung um 1,5 Grad.

In Deutschland ist die Durchschnittstemperatur laut dem Deutschen Wetterdienst seit 1881 schon um 1,6 Grad gestiegen.

Was können wir tun, um den Klimawandel zu stoppen?

Vor allem in Industrieländern wie Deutschland sind zahlreiche Teile des alltäglichen Lebens eng verknüpft mit dem Ausstoß von Treibhausgasen. Autos, die mit Benzin oder Dieselangetrieben werden, tragen zu wachsenden Konzentrationen von Treibhausgasen in der Atmosphäre bei, ebenso das Heizen von Gebäuden mit Öl oder Gas, und auch die Produktion tierischer Nahrungsmittel ist mit vielen Emissionen verbunden.

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Mit Entscheidungen über den eigenen Lebensstil kann man deshalb beeinflussen, ob man mehr oder weniger Emissionen verursacht. Wie viel die eigenen Lebensumstände und Gewohnheiten zum Ausstoß von CO2 beitragen, kann man über CO2-Rechner online herausfinden, zum Beispiel beim Umweltbundesamt.

Jens Tambke, Leiter des Fachgebiets Klimaschutz beim Umweltbundesamt, schätzt, dass man mit sehr konsequenten Änderungen des eigenen Verhaltens seinen eigenen Fußabdruck auf bis ca. 10 Prozent des deutschen Durchschnitts senken kann, „wenn man ausschließlich erneuerbare Energien nutzt, auf Fleisch und Milch verzichtet, kein Auto fährt und so weiter…“. Auf null zu kommen, sei derzeit aber „fast unmöglich, solange nicht die Infrastruktur, auf die man angewiesen ist, treibhausgasneutral ist“.

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Mindestens ebenso wichtig wie individuelles Verhalten sind deshalb politische Änderungen, die unser Wirtschaftssystem betreffen.

Was können Politiker und Politikerinnen tun, um den Klimawandel zu stoppen?

Schon die bisher verursachten Emissionen werden einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur in den nächsten Jahrzehnten zur Folge haben – selbst in den beiden optimistischen Szenarien des Weltklimarats steigt die Temperatur noch bis etwa 2040 bzw. 2060, bevor die Kurve abflacht.

Auch eine „sofortige, schnelle und umfassende Verringerungen der Treibhausgasemissionen“, wie sie UN-Generalsekretär Antonio Guterres nach der Veröffentlichung des jüngsten IPCC-Berichts forderte, würde keinen sofortigen Stopp der Erwärmung garantieren.

Trotzdem ist laut Wissenschaft genau diese umfassende Einsparung von Emissionen wichtig: Um unter der Schwelle von 1,5 Grad bzw. 2 Grad Erwärmung zu bleiben, wie es die Vertragsstaaten des Pariser Abkommens anstreben, muss die Welt laut Weltklimarat bis Mitte des Jahrhunderts bei netto null CO2-Emissionen ankommen.

Weil viele der Emissionen in Bereichen entstehen, auf die Privatpersonen durch ihren Konsum wenig oder gar nicht Einfluss nehmen können – zum Beispiel im Güterverkehr, in der Industrie oder bei der Herstellung von Nahrungsmitteln – ist es an der Politik, Transformationsprozesse in diesen Sektoren einzuleiten, um auf den Weg zu Klimaneutralität zu kommen.

International haben sich die EU und 191 weitere Staaten im Rahmen des Paris-Abkommens darauf geeinigt, die Erderwärmung deutlich unter 2 Grad, möglichst 1,5 Grad, zu beschränken.

Die Umsetzung liegt bei den einzelnen Staaten. National haben für Deutschland bereits eine Reihe von Instituten in Studien skizziert, wie die Bundesrepublik klimaneutral werden kann, zum Beispiel der Thinktank Agora Energiewende, die Deutschen Energie-Agentur (dena) und das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Um die von der Bundesregierung gesetzten Klimaziele zu erreichen, braucht es demnach unter anderem einen schnellen Kohleausstieg, einen zügigen Ausbau erneuerbarer Energien und der Wasserstoff-Infrastruktur.

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Wie sind die Eisbären vom Klimawandel betroffen?

Ein einsamer Eisbär auf einer Scholle, das ist ein oft genutzt Symbolbild für die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels. Dass die großen Raubtiere zu Repräsentanten dieser Veränderung geworden sind, liegt daran, dass der Klimawandel ihren Lebensraum gefährdet.

Eisbären sind Symboltiere für den Klimawandel. Doch der Klimawandel bedroht auch alle anderen Tiere und die Menschheit.
Eisbären sind Symboltiere für den Klimawandel. Doch der Klimawandel bedroht auch alle anderen Tiere und die Menschheit. © iStock

Eisbären leben in der Arktis und sind auf das arktische Eis, dass große Teile des Jahres das Nordpolarmeer bedeckt, angewiesen, um Beute zu fangen und sich ernähren zu können. Doch in der Arktis steigen die Temperaturen schneller als in anderen Teilen der Erde – zwischen 1971 und 2019 ist die jährliche Durchschnittstemperatur dort um drei Grad gestiegen, dreimal so schnell wie im globalen Schnitt.

Die Eisdecke, die das Nordpolarmeer nach der Schmelze im Sommer noch bedeckt, wird deshalb immer kleiner, das Eis dünner. Der Anteil dicker, mehrjähriger Eisschollen nimmt ab. Der Weltklimarat geht davon aus, dass die Arktis vor 2050 ihren ersten eisfreien Sommer erleben wird.

Für die Eisbären bedeutet das große Schwierigkeiten, sich zu ernähren. Denn die Tiere brauchen das Eis, um Robben erjagen zu können. Studien zufolge ist es unwahrscheinlich, dass Eisbären als Spezies überleben werden, wenn das Meereis komplett verschwindet.

Sie werden deshalb auf der internationalen Roten Liste gefährdeter Arten offiziell als „gefährdet“ geführt. Dieser Status wurde zuletzt 2015 überprüft. Seitdem hat sich die Situation nicht gebessert.

Warum sollten sich auch Menschen für die Eisschmelze interessieren?

Das Verschwinden des Eises hat aber nicht nur für die Bären dramatische Auswirkungen. Die Schmelze hat auch Rückwirkungen auf den Rest des Klimasystems der Erde. Die helle Oberfläche des Eises wirft Sonnenstrahlung zurück in die Atmosphäre und darüber hinaus in den Weltraum. Trifft das Licht dagegen auf die dunkle Oberfläche des Wassers, wird ein größerer Anteil der Energie absorbiert und wärmt das Wasser. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nennen das den "Rückkopplungseffekt".

Damit beginnt ein Zyklus von Erwärmung und Schmelze, wie die Wetter- und Ozeanografie-behörde der USA, NOAA, auf ihrer Website beschreibt. Das wärmere Wasser bremst die Entstehung von neuem Eis im Herbst und Winter, und im Frühjahr schmilzt das Eis schneller. Über die so frei gegebene Wasseroberfläche erwärmt sich das Meer weiter.

Welche Folgen hat das schmelzende Eis für Europa?

Also hat das schmelzende Arktiseis nicht nur Auswirkungen auf die Eisbären. Denn wenn sich irgendwo auf der Welt das Klima ändert, kann sich das in anderen Teilen der Erde direkt auswirken. Diese Fernsteuerung des Weltklimas heißt "Teleconnection". Ändert sich das Wetter in der Arktis, hat das auch Auswirkungen in anderen Teilen der Welt - auch in Deutschland.

Verantwortlich für das Wetter in unseren Breitengraden ist der Jetstream - ein Windband, das in acht bis zwölf Kilometern über der Erde weht. Er entsteht durch die starken Temperaturunterschiede, die es zwischen dem kalten Nordpol und dem warmen Äquator gibt.

Der Jetstream steuert dabei die sogenannte Westwinddrift, die für die Entstehung und den Transport von Hoch- und Tiefdruckgebieten verantwortlich ist. Sinken die Temperaturunterschiede zwischen Äquator und Nordpol, wie es zur Zeit durch den Klimawandel passiert, nimmt die Geschwindigkeit des Jetstreams ab. Das hat zur Folge, dass Wetterlagen immer größer werden und länger anhalten.

Konkret entstehen so im Sommer etwa lang anhaltende Hitzeperioden mit starker Trockenheit wie im Hitzesommer 2019. Im Winter bringt der mäandernde Jetstream kalte Polarluft nach Deutschland, wie im Februar 2021.