Berlin/Vilnius. Eigentlich sollte die Zeitumstellung in diesem Jahr enden. Doch passiert ist nichts. Nun dringt das EU-Land Litauen auf eine Lösung.

  • Die Abschaffung der Zeitumstellung wird in der EU seit längerem diskutiert
  • Doch durch die Corona-Krise passierte nichts, es wurde weiter an der Uhr gedreht
  • Jetzt kommt Bewegung in die Sache - rückt die Abschaffung jetzt wieder näher?

In der Nacht auf Sonntag wird die Zeit eine Stunde zurück gestellt – von drei Uhr morgens auf zwei Uhr. Die Sommerzeit endet, für ein halbes Jahr gilt dann die Winterzeit. Ein Ärgernis für viele Menschen. Und prompt steht das umstrittene Thema wieder auf der Tagesordnung – diesmal angestoßen vom EU-Mitgliedsland Litauen. Marius Skuodis, Verkehrsminister des baltischen Landes, hat die Europäische Union dazu aufgerufen, „endlich“ eine Lösung zu finden.

Mehr zum Thema: Zeitumstellung – Wann wird die Uhr auf Winterzeit umgestellt?

Skuodis hat in einem Brief an mehrere EU-Institutionen gefordert, dem „veralteten, ineffektiven und schädlichen Zeitumstellungsregime“ ein Ende zu setzen, wie er am Mittwoch mitteilte. Es sei äußerst enttäuschend, dass die EU nach mehrjährigen Diskussionen keine Einigung über „einen so einfachen Vorschlag“ erzielen könne, erklärt Skuodis. Nun müssten die politisch Verantwortlichen diese Frage „durch gemeinsame EU-Entscheidung“ lösen.

Die Mehrheit der EU-Bürger ist gegen die Zeitumstellung

Tatsächlich hätte die Zeitumstellung in der EU spätestens in diesem Jahr abgeschafft werden sollen. 2018 hatte die EU-Kommission die Bürgerinnen und Bürger der Mitgliedsländer zu dem Thema befragt: 84 Prozent waren in der – nicht repräsentativen – Erhebung für ein Ende des Wechsels zwischen Sommer- und Winterzeit. In Deutschland war die Zustimmung besonders groß. Lesen Sie hier: Diese Länder haben die Zeitumstellung bereits abgeschafft.

Der damalige Kommissionschef Jean-Claude Juncker verkündete im deutschen Frühstücksfernsehen ein Ende der Zeitumstellung: „Die Menschen wollen das, wir machen das“, sagte er. Das EU-Parlament stimmte dann im März 2019 einem entsprechenden Vorschlag der EU-Kommission zu und plädierte dafür, die Zeitumstellung 2021 abzuschaffen. Seither herrscht Stillstand.

Winterzeit: In der Nacht zum Sonntag werden die Uhren um eine Stunde zurückgestellt – von drei auf zwei Uhr.
Winterzeit: In der Nacht zum Sonntag werden die Uhren um eine Stunde zurückgestellt – von drei auf zwei Uhr. © obs | Deutscher Verband Flüssiggas e.

Der Ball liegt seit 2019 bei den EU-Mitgliedsländern

Es hakt bei den 27 EU-Mitgliedsländern: Sie müssten klären, ob ihre Bürgerinnen und Bürger dauerhaft nach Sommer- oder Winterzeit leben wollen. Bislang haben die Regierungen im Rat der EU keine gemeinsame Position gefunden. Ob sie überhaupt danach suchen, ist unklar. Eine Sprecherin Sloweniens, das derzeit den Vorsitz der EU-Staaten innehat, teilte mit, zur Zeitumstellung gebe es „nichts Neues“.

Glaubt man dem EU-Abgeordneten Markus Ferber (CSU), dann wird sich daran absehbar auch nichts ändern. „Die Diskussion unter den Mitgliedstaaten wurde noch nicht einmal gestartet.“

Sommerzeit für alle? Oder Winterzeit für alle? Eine Einigung steht aus

Ein Problem: Einigen sich die Länder nicht einheitlich auf Sommer- oder Winterzeit, könnte es zu einem Flickenteppich kommen – mit neuen Problemen bei Fahrplänen und in anderen Bereichen.

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Zudem wären die Folgen für EU-Länder an den Rändern der Mitteleuropäischen Zeitzone extrem: Bei einer dauerhaften Sommerzeit bliebe es in Spanien im Winter bis kurz vor 10 Uhr morgens dunkel. Käme für alle die Winterzeit, würde es in Warschau im Sommer bereits nachts um 3 Uhr hell. Die Zeitumstellung wirkt hier also positiv.

Vilnius: Standardzeit hat keine negativen Folgen für die Wirtschaft

Vilnius liegt zwar noch weiter östlich als Warschau, aber Litauen ist Mitteleuropa eine Stunde voraus. In den baltischen Staaten gilt die Osteuropäische Zeit (OEZ) statt der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) – ebenso wie in Finnland sowie in Rumänien, Bulgarien, Griechenland und Zypern.

Die Regierung in Vilnius geht nun in die Offensive: Die Festlegung einer Standardzeit hätte keine negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft, erklärt Skuodis. Das hätten eine öffentliche Befragung und Konsultationen zur Zeitumstellung ergeben. Voraussetzung dafür sei, dass der Zeitverschiebung zu westeuropäischen Ländern nicht mehr als zwei Stunden beträgt – und das Ende der Zeitumstellung klar festgelegt wird. (max/dpa)