Berlin. “Star Trek“-Schauspieler William Shatner hat sich am Mittwoch auf eine besondere Mission begeben. Nun war Captain Kirk wirklich im All.

Die Reise endet nach zehn Minuten und 20 Sekunden in der texanischen Wüste. Von drei Fallschirmen abgebremst, landet die Kapsel zwischen halb verdorrten Grasbüscheln im Staub. Jeff Bezos (57), der Multiunternehmer mit Leidenschaft fürs Weltall, öffnet von außen die Luke, ein Kamerateam steht hinter ihm. Dann steigt er aus, der Mann, den die Welt als Captain Kirk kennt. William Shatner, der kanadische Schauspieler hinter der heroischen Figur, umarmt Bezos – und fängt an zu weinen.

Mit mittlerweile 90 Jahren hat Shatner sein größtes Abenteuer erlebt. Mit einer Raumkapsel von Bezos’ Firma Blue Origin unternahm er am Mittwoch einen kurzen, aber intensiven Ausflug in den Weltraum. „Jeder Mensch sollte sehen, was ich gesehen habe“, sagt der sichtlich gerührte Shatner nach der Landung im texanischen Sand. „Unglaublich“ und „überwältigend“ sei es gewesen. Vor allem der Moment, als die Kapsel die Erdatmosphäre verließ – „plötzlich wurde alles schwarz“, beschreibt er seine Eindrücke und stellt sich selbst die Frage: „Fühlt sich so der Tod an?“ Auch interessant: So lebt der reichste Mann der Welt: Amazon-Chef Jeff Bezos

William Shatners Karriere: Untrennbar mit dem Weltraum verbunden

Man sieht Shatner sein Alter nicht an. Er ist ein bisschen fülliger geworden, aber das Gesicht wirkt locker 20 Jahre jünger, das Haar ist voll. Trotzdem ist er der älteste Mensch, der jemals ins All gereist ist. Für ihn sei die Reise lebensverändernd, hatte er schon vor dem Start gesagt. Er, dessen Karriere untrennbar mit dem Weltraum verbunden ist, war wirklich im All. Er könne es kaum glauben, frohlockt er.

"Star Trek"-Schauspieler William Shattner (Mitte) auf dem Weg zur Raumkapsel. © Jose ROMERO / BLUE ORIGIN / AFP

1966 hatte Shatner erstmals die Rolle des Captain James T. Kirk in der Science-Fiction-Serie „Star Trek“ übernommen. Während seiner jahrzehntelangen Laufbahn kommandierte der Schauspieler, der drei Töchter hat und sich 2019 von seiner vierten Ehefrau trennte, immer wieder das „Raumschiff Enterprise“. In der Kapsel von Blue Origin durfte er das Kommando allerdings ruhen lassen – sie flog weitgehend automatisiert. Es ging auch nicht durch die „unendlichen Weiten“ des Weltraums und in „fremde Galaxien“, wie es im ikonischen Vorspann der Serie hieß. Sondern lediglich bis auf etwa 107 Kilometer über der Erde, immerhin zeitweise mit Schwerelosigkeit. Lesen Sie auch: Jeff Bezos sucht Jungbrunnen – sein Kampf um Unsterblichkeit

Jeff Bezos flog bereits mit „New Shepard“-Kapsel

100 Kilometer sind in der Raumfahrt eine entscheidende Marke: Der Internationale Luftfahrtverband und viele andere Experten sehen diese Höhe als Grenze zum Weltraum an. Eine verbindliche internationale Regelung gibt es jedoch nicht.

Es war der zweite bemannte Flug der „New Shepard“ getauften Kapsel. Beim ersten im Juli war Bezos selbst mit an Bord, zusammen mit seinem Bruder Mark, einer 82 Jahre alten früheren US-Pilotin und einem 18-jährigen Niederländer. Shatner war nun gemeinsam mit dem früheren Nasa-Ingenieur Chris Boshuizen, dem Unternehmer Glen de Vries und der stellvertretenden Chefin von Blue Origin, Audrey Powers, unterwegs.
Dass Shatner mitmachte, wird als PR-Coup für Bezos und seine Firma angesehen. Anders als Boshuizen und De Vries habe Shatner nicht für sein Ticket bezahlt, sondern sei als „Gast“ von Blue Origin eingeladen worden, berichtete die „New York Times“. Er wolle jetzt, so Shatner, so vielen Menschen wie möglich von seinem Erlebnis erzählen.