Los Angeles. 13 Jahre lang stand Britney Spears unter der Vormundschaft ihres Vaters Jamie. Jetzt bekommt die US-Sängerin ein Stück Freiheit zurück.

Jubel und Tränen der Erleichterung vor Gericht: Nach 13 Jahren und einem bitteren Kampf hat das Gericht nun den Vater von Popstar Britney Spears als Vormund abgesetzt. Die Richterin in Los Angeles entband den früheren Koch Jamie Spears (69), der bis dahin die Kontrolle über das Leben seiner Tochter hatte, von seinem Amt. Ihre Entscheidung sei „im besten Sinne der Betreuten“.

Britneys Anwalt Mathew Rosengart den Popstar erst seit Juli. Er war der erste Anwalt, den die 39-Jährige selbst wählen durfte. Seine angekündigte „aggressive Strategie“ ging auf. „Britney verdient es, morgen aufzuwachen, ohne ihren Vater als Vormund“, sagte Rosengart vor Gericht. Bei der Anhörung beschrieb er Jamie Spears als „grausamen, toxischen und missbräuchlichen Mann“. Seine Mandantin habe einen jahrelangen Albtraum hinter sich, von ihrem Vater und anderen inszeniert. Er sei stolz auf ihren Mut, ihre Kraft und ihre Schärfe in diesem Gerichtsstreit.

Hunderte Fans vor dem Gebäude brachen nach der Entscheidung in Jubel aus. Wieder einmal hatten sie sich mit „#FreeBritney“-Plakaten für ihr Idol stark gemacht. Rosengart dankte ihnen. Mit ihrer Bewegung hätten sie den Fall erst ins Rollen gebracht. Lesen Sie auch: Vor Gericht - So kämpft Britney Spears um ihre Freiheit

Britney Spears nach Entscheidung "im siebten Himmel"

Britney Spears selber war nicht vor Ort – aber sie hob ab vor Freude: „Bin im siebten Himmel im Moment“, schrieb sie zu einem Video, das sie neben einem Piloten im Cockpit eines Propellerflugzeugs zeigt. Zum ersten Mal würde sie ein Flugzeug steuern. Ein neues Hobby mit Symbolgehalt: Die Sängerin nimmt die Dinge wieder selber in die Hand – auch wenn für den Übergang noch ein Buchhalter als Betreuer vorgesehen ist.

Erst einmal jettete sie mit ihrem Verlobten Sam Asghari (27) in den Urlaub. Der Fitness-Infuencer bezeichnete die Sängerin bei Instagram als „Löwin“. Jamie Spears war gegen die Verbindung gewesen und soll seiner Tochter verboten haben, weitere Kinder zu bekommen.

Dokumentation über Britney Spears änderte alles

Als Fans schon vor Jahren in den kryptischen Instagram-Postings der Sängerin Hilfeschreie zu entdecken glaubten, hielten die meisten das für so „durchgeknallt“ wie die Sängerin selbst, die offenbar den frühen Ruhm nicht verkraftet hatte. Erst ein Dokufilm der „New York Times“ änderte im Frühjahr die öffentliche Wahrnehmung: In „Framing Britney Spears“ geht es nicht nur um die Vormundschaft, sondern auch darum, wie Spears von Anfang an ausgebeutet und verheizt wurde, von Managern, Medien und den Männern, denen sie vertraute.

Jetzt haben die Filmemacherinnen nachgelegt: In ihrer neuen Doku „Controlling Britney Spears“ decken sie auf, dass die Vorwürfe der Sängerin keine Wahnvorstellungen waren. Ein komplexes System an Überwachungskameras verfolgte jede ihrer Bewegungen, sogar ihr Schlafzimmer war demnach verwanzt. „Es erinnert mich wirklich an jemanden, der gefangen ist“, erinnert sich ein Ex-Mitarbeiter der von Jamie Spears beauftragten Sicherheitsfirma. „Wir hatten die Rolle der Gefängniswärter einzunehmen.“

Zahlen für die gegen sie gerichtete Spionage musste Britney Spears. Auch diese Überwachung kam jetzt vor Gericht zur Sprache. Die Anwältin des Vaters tat sie als „Gerücht“ ab. Jamie Spears selbst hatte jedoch zuvor eingeräumt und damit gerechtfertigt, dass das Gericht und auch seine Tochter der Maßnahme damals zugestimmt hätten.

Stars gratulieren Britney Spears

2008 hatte er die Betreuung der Sängerin übernommnen. Er war fortan für ihre beruflichen, finanziellen und privaten Belange zuständig. Spears stritt damals mit Ex-Mann Kevin Federline um das Sorgerecht für die zwei Söhne und litt im Zuge dessen an psychischen Problemen. Plötzlich durfte sie nicht einmal allein zum Arzt gehen oder ihren Kaffee mit Kreditkarte zahlen. Zeitgleich gab sie Hunderte Konzerte, vorwiegend in Las Vegas, und erwirtschaftete damit fast 200 Millionen Dollar.

Auch Prominente gratulierten nun ihrer Kollegin zu dem juristischen Erfolg „Sie kann jetzt atmen. Herzlichen Glückwunsch, Britney. Genieße dein Leben“, schrieb Soulstar Dionne Warwick. „Ich bin mehr als begeistert! Gesegnet sei unser Superstar“, freute sich Cher. Doch der Kampf geht weiter: Anwalt Rosengart will Spears’ Vater wegen missbräuchlichen Verhaltens verklagen.