Dortmund. Bei einer Studie aus Belgien wurden bei Moderna-Geimpften mehr als doppelt so viele Antikörper als bei Biontech-Geimpften nachgewiesen.

  • Biontech soll deutlich weniger Antikörper als Moderna produzieren
  • Das zumindest ist das Ergebnis einer Studie aus Belgien
  • Doch stimmt das überhaupt?

Eine Corona-Studie aus Belgien löst aktuell zahlreiche Diskussionen aus. Der Grund: Den Forschungsergebnissen zufolge wurden bei Moderna-Geimpften mehr als doppelt so viele Antikörper als bei Biontech-Geimpften nachgewiesen. In der Preprint-Studie schreiben die Wissenschaftler rund um Deborah Steensels: "Diese Studie zeigt eine deutlich höhere humorale Immunogenität des Corona-Vakzins von Moderna im Vergleich mit dem Vakzin von Biontech und Pfizer, sowohl bei Infizierten und nicht-Infizierten Teilnehmern und unabhängig vom Alter."

Zu beachten sei allerdings, dass das Vakzin von Moderna mit 100 Mikrogramm Wirksubstanz deutlich höher als Biontech mit nur 30 Mikrogramm dosiert ist. Zudem wurde Moderna im Abstand von vier Wochen, Biontech im Abstand von drei Wochen verimpft.

Immunologe warnt vor Antikörper-Studie

Immunologe Carsten Watzl von der Technischen Universität Dortmund ordnet die Ergebnisse im Interview mit der "Deutschen Welle" ein und sagt: Trotz überraschenden Forschungsergebnissen sollten keine falschen Rückschlüsse gezogen werden. So würden Corona-Antikörper "wahrscheinlich eine entscheidende Rolle spielen", dennoch sei aktuell noch nicht klar, wann überhaupt ein ausreichender Immunschutz erreicht ist. Demzufolge wisse man noch nicht, wie hoch die Anzahl der Antikörper sein muss, damit das Virus so gebunden wird, dass es keine weiteren Zellen mehr infiziert.

Zudem sei in der Studie nicht erforscht worden, ab wann der Antikörperspiegel bei beiden mRNA-Impfstoffen wieder fällt. Laut Watzl sei bisher lediglich klar, dass die Konzentration nach der Impfung am höchsten sei, in den Monaten danach zunächst relativ schnell zurückgehe und sich dann auf einem bestimmten Wert einpendele.

Antikörper: Der Einfluss der T-Zellen

Watzl zufolge gehe aus der Studie auch nicht die Rolle der T-Zellen hervor, die ebenfalls bei der Bekämpfung einer Infektion wichtig seien. Dringe ein Virus in die Zellen ein, würden die Antikörper es nicht mehr erreichen, weil sie selbst nicht in die Zelle gelangen können. An diesem Punkt kommen laut Watzl die T-Zellen ins Spiel. T-Zellen seien in der Lage, Virus-infzierte Zellen umzubringen. "Das heißt: Wir opfern lieber ein paar Zellen unseres Körpers, nämlich die infizierten, als dass wir dem Virus die Möglichkeit geben sich zu vermehren", so Watzl.

Aus diesem Grund würde die alleinige Messung der Antikörperzahlen nicht ausreichen. Für einen vollständigen Überblick müsse man auch die Anzahl der T-Zellen messen. "Die Antikörper alleine sagen nicht unbedingt etwas darüber aus, wie gut man wirklich geschützt ist." Laut Watzl könne es durchaus sein, dass man sich aufgrund kaum vorhandener Antikörper zwar mit dem Virus infiziert - die T-Zellen aber stark genug sind, um eine schwere Erkrankung zu verhindern.

In Anbetracht der Studie aus Belgien resümiert Watzl, dass viele Antikörper zwar viel helfen würden - allerdings müsse erforscht werden, wo der Grenzwert liegt und ab welchem Wert Antikörper-Wert man wirklich vor dem Coronavirus geschützt ist.