Berlin. Joachim Rudolph und seine Freunde bauten heimlich einen Tunnel und holten 29 Menschen aus Ost-Berlin. So gelang der gefährliche Plan.

Joachim Rudolph hat großen Mut bewiesen. 1962 baute er zusammen mit anderen jungen Männern einen Tunnel von West- nach Ost-Berlin, um Menschen bei der Flucht aus der DDR zu helfen. Das Vorhaben hätte leicht scheitern können, dann hätte Rudolph eine Haftstrafe gedroht, im schlimmsten Fall der Tod. Der Gefahr war er sich bewusst. Was hat ihn angetrieben?

Rudolph, 1938 geboren, war erst wenige Monate zuvor selbst nach West-Berlin geflüchtet. In Ost-Berlin aufgewachsen, studierte er 1961 in Dresden Fernmeldetechnik. Als die Mauer gebaut wurde, dachte Rudolph zunächst nicht an Flucht. Er wollte weiterstudieren, aber das Fach wechseln: Flugtechnik. Doch der Studiengang wurde geschlossen.

Zugleich sollten sich alle Studenten verpflichten, zur Armee zu gehen. „Ich habe nächtelang nicht geschlafen. Ich habe mir gesagt, das kann ich nicht“, erzählt der heute 82-Jährige. Ein Berliner Freund, Manfred Krebs, hatte sich bereits zur Flucht entschlossen. Rudolph dachte zwei Tage nach, dann entschied er: „Ich gehe mit.“