Athen. Die internationale Hilfe zur Bekämpfung der verheerenden Brände in Griechenland wächst. Auch Deutschland schickt Hilfskräfte ins Land.

  • Griechenland wird von schweren Waldbränden heimgesucht, binnen 24 Stunden brachen 90 neue Feuer aus
  • Bei Athen kam es zu zahlreichen Explosionen, nachdem Lagerhallen und Industriebetriebe in Brand gerieten
  • Auch auf der Insel Euböa sind die Brände außer Kontrolle
  • Deutschland schickt Feuerwehrkräfte nach Griechenland
  • Drei mutmaßlicher Brandstifte wurden festgenommen

Angesichts der unkontrollierbaren Brände schickt Deutschland Feuerwehrkräfte nach Griechenland. Am Samstag bestätigte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums der Deutschen Presse-Agentur, dass Deutschland in der vergangenen Nacht aktiv Hilfe angeboten und Griechenland diese inzwischen angenommen habe. "Derzeit bereiten sich Feuerwehrkräfte aus NRW, Hessen sowie das Technische Hilfswerk darauf vor, sich zügig mit Einsatzfahrzeugen nach Griechenland zu begeben, um dort die Waldbrandbekämpfung zu unterstützen", heißt es. Der Einsatzort, Abmarschzeitpunkt und die Fahrtroute werde derzeit mit Griechenland abgestimmt.

Nach Angaben des griechischen Zivilschutzes gehören zu den Helfern außerdem 16 israelische und 100 ukrainische Feuerwehrleute ebenso wie 82 Rettungskräfte und zwei Löschflugzeuge aus Frankreich. Aus Zypern seien bereits 40 Feuerwehrleute und zwei Flieger im Land. Drei Löschhelikopter aus der Schweiz nehmen seit Samstag am Kampf gegen die Flammen teil, Schweden mit zwei Löschflugzeugen.

Hilferuf des Gouverneurs: Große Brände auf der Insel Euböa

Nur wenige Stunden zuvor setzte Fanis Spanos, Gouverneur der Insel Euböa, im Netz einen Hilferuf ab. Am Samstagmorgen schrieb er auf Facebook: "Das Feuer geht unvermindert weiter, es verbrennt Wälder und zerstört Häuser, es bedroht Menschenleben! Wir wollen endlich eine ernsthafte Anzahl von Löschflugzeugen, die wir seit dem ersten Tag fordern! Und mehr Löschzüge! Wenn wir nichts unternehmen, wird sich das Feuer wirklich überall ausbreiten."

Auf Euböa waren in den vergangenen Tagen zahlreiche Ortschaften evakuiert worden. Menschen wurden teilweise mit Fähren abgeholt, weil der Landweg mancherorts abgeschnitten war. Viele Häuser sind bereits abgebrannt. Bisher konzentrierten sich die Einsatzkräfte allerdings noch auf die stärker besiedelte brennende Region im Norden Athens.

Athen: Explosionen und große Flächenbrände

Die Waldbrände im Norden der griechischen Hauptstadt Athen werden immer schlimmer. Wie das griechische Staatsfernsehen berichtete, hätten sich am Freitagvormittag regelrechte Feuerstürme entwickelt, die Flächenbrände hätten sich weiter ausgewachsen.

An der zentralen Autobahn Griechenlands von Athen ins nördliche Thessaloniki seien Lagerhallen und Industriebetriebe in Brand geraten, woraufhin es zu zahlreichen Explosionen gekommen sei.

Bewohner der Orte Malakasa und Sfendali wurden von der griechischen Regierung per Warn-SMS aufgefordert, die Gegend zu verlassen. Auch für den weiter nördlich gelegenen Ort Oropos wurde die Evakuierung angekündigt. Die betroffene Region liegt rund 25 Kilometer von der griechischen Hauptstadt entfernt. Erst vor drei Tagen war im Norden Athens ein massiver Waldbrand ausgebrochen, der unter Kontrolle gebracht werden konnte.

Mittlerweile sei die Rauchentwicklung in der Metropole besonders stark und gefährlich. "Schließen Sie alle Fenster und gehen Sie nicht aus dem Haus. Wenn wir es heute nicht schaffen, die Brände einzudämmen, dann werden wir ein Riesenproblem haben", sagte Wassilis Kokkalis, der für den Zivilschutz zuständige Vizegouverneur des Großraums Athens, am Samstagmorgen im Staatsfernsehen.

Für die Feuerwehr gebe es allerdings lediglich enge Zeitfenster, die Brände in den Griff zu bekommen - die Winde ließen aktuell nur in der Nacht und am frühen Morgen nach. Unterdessen bestätigte Kokkalis, dass es drei Festnahmen mutmaßlicher Brandstifter gegeben habe.

Griechenland: 90 neue Waldbrände binnen 24 Stunden

Insgesamt entwickelten sich in Griechenland 90 neue Brände –innerhalb von 24 Stunden. Mindestens 18 Menschen seien verletzt in Krankenhäuser gekommen, die meisten wegen an Atemwegsbeschwerden, wie der der griechische Gesundheitsminister Wassilis Kikilias am Freitag im Staatsfernsehen sagte.

Wie die griechische Nachrichtenagentur ANA am Freitag berichtete, sei es am Morgen zunächst nur darum gegangen, die Ausbreitung der Brände zu verhindern. Von einer Kontrolle der Flammen konnte angesichts der starken Winde vorerst keine Rede sein. Lesen Sie auch: Türkei: Feuer noch nicht unter Kontrolle - Gibt es Hoffnung?

Griechenland: In der Nacht zu Freitag versuchten Feuerwehrleute, die Brände bei Athen unter Kontrolle zu bringen.
Griechenland: In der Nacht zu Freitag versuchten Feuerwehrleute, die Brände bei Athen unter Kontrolle zu bringen. © Angelos Tzortzinis

Ministerpräsident Mitsotakis: Griechenland ist ein Pulverfass

Griechenlands Ministerpräsident Mitsotakis wandte sich bereits am Donnerstagabend in einer Fernsehansprache an alle Griechinnen und Griechen und schwor sie auf harte Tage ein: "Wir haben mit Dutzenden Waldbränden zu kämpfen. Drei davon - in Athen, auf dem Peloponnes und auf Euböa – sind von enormer Stärke und gewaltigem Ausmaß." Auch interessant: Türkei: Waldbrände immer schlimmer – Urlaub in Gefahr?

Wegen der Feuer haben die griechischen Behörden den Bürgerinnen und Bürgern bis mindestens Montag verboten, Wälder zu besuchen. Auch Arbeiten, bei denen es zu Funkenflug kommen kann, sind vorerst untersagt. "Unsere Priorität ist der Schutz von Menschenleben", sagte Mitsotakis. Lesen Sie auch: Türkei kämpft gegen Brände: Augenzeugen sprechen von "Hölle"

(lhel/day/dpa)