Berlin. In Hochwassergebieten im Süden und Osten Bayerns können die Menschen etwas aufatmen. Das Kabinett will am Dienstag Hilfen beschließen.
Der Hochwassernachrichtendienst Bayern gibt Entwarnung wegen des Unwetters und geht davon aus, dass sich die Situation zunehmend entspannt. Weil es keine relevanten Niederschläge mehr gegeben habe und laut Deutschen Wetterdienst auch so bleiben soll, sei von einer weitgehenden Entspannung auszugehen, hieß es seitens des Hochwassernachrichtendiensts am Montag.
Am Montagmorgen lag der Pegelstand der Donau in Passau bei 8,18 Metern - niedriger als die Hochwasserwarnstufe von 8,50 Metern. Von katastrophalen Zuständen sei man zum Glück noch entfernt, sagte ein Polizeisprecher. Die Feuerwehr rechnet damit, dass am Abend oder spätestens am Dienstag die Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser beginnen können.
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Hochwasser in Bayern: Lage in Passau entspannt sich
Uferpromenade und Parkplätze wurden zuvor allerdings bereits überflutet, Bewohner schützten Häuser mit Sandsäcken und Barrieren. Im Berchtesgadener Land in Oberbayern hatte die Wucht des Wassers bereits am Wochenende mit voller Kraft zugeschlagen, weil der Fluss Ache über die Ufer trat.
Im Hochwassergebiet waren nach offiziellen Angaben rund 900 Hilfskräfte in den besonders betroffenen Orten im Einsatz. Zwei Menschen kamen ums Leben. Ein Opfer starb dem Landkreis zufolge an einer natürlichen Ursache. Aber auch das könne mit dem Unwetter zusammenhängen.
Mehr als 160 Menschen mussten in der Urlaubsregion rund um den Königssee aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht werden, wie eine Sprecherin des Landratsamtes am Wochenende erklärte. Betroffen in Bayern waren vor allem die Orte Berchtesgaden, Bischofswiesen, Schönau am Königssee, Marktschellenberg und Ramsau. Lesen Sie hier, welche Kreise deutschlandweit besonders stark von den Unwettern verwüstet wurden.
Hochwasser: Die Bilder der Katastrophe
Spenden nach Hochwasser: Innenminister verspricht Unterstützung
Auch andere Flüsse schwollen an, etwa in Oberbayern die Loisach bei Schlehdorf im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen oder die Isar in München. Dramatisch wurde es jedoch nicht. In Neuburg an der Donau überschritt das Hochwasser knapp die Meldestufe 3 mit 4,63 Metern.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sicherte indes schnelle Hilfen für die vom Hochwasser Betroffenen im Süden und Osten Bayerns zu. Das bayerische Kabinett werde am Dienstag beschließen, wie Hilfen aussehen könnten, sagte der CSU-Politiker im Interview mit der "BR24 Rundschau".
Hilfen solle es auch vom Bund geben. "Wir werden diese Menschen dort nicht allein lassen", betonte Herrmann. Es gehe darum, Straßen und Brücken so schnell wie möglich wieder aufzubauen, aber auch betroffenen Familien zu helfen. "Das wird sehr unbürokratisch und schnell erfolgen müssen", machte der Innenminister deutlich. Lesen Sie auch: Hochwasser: So können Sie jetzt für Betroffene spenden
Wetter in Bayern: Tagsüber vereinzelte Gewitter
Laut Meteorologen seien tagsüber in Bayern vereinzelte Gewitter zwar nicht ausgeschlossen. Insgesamt stehe Deutschland in den nächsten Tagen mit recht trockener Luft jedoch ein relativ ruhiger Witterungsabschnitt bevor.
Klaus Schmid, Bürgermeister der bayerischen Stadt Simbach am Inn, die vor fünf Jahren von einer Flut verwüstet worden war, sieht die aktuelle Kritik am Katastrophenschutz mit gemischten Gefühlen.
"Ich denke nicht, dass der Katastrophenschutz versagt hat. Es ist eine sehr, sehr schwierige Sache, die Warnungen zeitgerecht hinzubekommen", sagte der CSU-Kommunalpolitiker am Montag der Deutschen Presse-Agentur. "Das sind Ereignisse, die sehr kurzfristig kommen. Es ist auch gefährlich, Vorwarnungen auszusprechen, die dann die Bevölkerung durcheinander bringen."Die Menschen müssten die Warnungen auch annehmen.
Merkel: Deutsche Sprache kenne "kaum Worte" für diese Verwüstung
Die Stadt in Niederbayern mit rund 10.000 Einwohnern wurde im Juni 2016 überflutet, weil der kleine Bach Simbach in Sturzfluten über die Ufer trat. Fünf Menschen starben. "Es war eine Wetterlage angesagt, aber am Ende waren nicht zwei Gewitterzellen über uns, sondern 40", sagte Schmid. "Irgendwo ist immer die Hoffnung und der Glaube da, dass es nicht so schlimm kommt."
Die Situation in Westdeutschland ist weiterhin angespannt. Die Aufräumarbeiten dürften viel Zeit beanspruchen. Nach dem Hochwasser ist die Lage in Erftstadt weiter kritisch. Bei ihrem Besuch im Flutgebiet sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) von "einer gespenstischen Situation". Die deutsche Sprache kenne "kaum Worte" für diese Verwüstung, sagte sie und nannte das Ausmaß der Katastrophe "surreal" (les/dpa)