Berlin. Eine Impfpflicht kommt für Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht in Frage. Aber sie lässt dann doch ein Hintertürchen offen.

  • Kanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn besuchten heute das Robert Koch-Institut (RKI)
  • Mit RKI-Präsident Lothar Wieler sprachen sie über die Impfkampagne und den Verlauf der Corona-Pandemie
  • So lief die Pressekonferenz mit der Kanzlerin

Auftritt von Dr. No: „Wir haben nicht die Absicht, diesen Weg zu gehen“, sagt Angela Merkel. Die Bundeskanzlerin will nicht wie Frankreich den Bürgerinnen und Bürgern eine Impfung gegen Corona vorschreiben.

Ihren Besuch am Dienstag beim Robert Koch-Institut („ganz wunderbar“) nutzt die Kanzlerin, um neue Pflöcke einzuschlagen. „Die zentrale Frage ist wie viele Menschen lassen sich impfen“, erklärt sie. Ihr Lockmittel: „Je mehr geimpft sind, umso freier werden wir sein, werden wir wieder leben.“ Im Klartext: Davon hängt es ab, wie unser Herbst wird; ob und wie eine vierte Welle bewältigt wird.

Merkel warnt: Von den Wunsch-Impfquoten sind wir weit entfernt

„In den nächsten Wochen“ will sie erst mal für das Impfen werben, „dann diskutieren wir weiter“. Öffnet sich da ein Hintertürchen, zumindest für Teilpflichten für bestimmte Gruppen? Lesen Sie auch: So kämpfen andere EU-Länder gegen die Impfmüdigkeit

Merkel rechnet mit einem Anstieg der Neuinfektionen mit Sars-Cov-2, hält ihn aber für „beherrschbar“, wenn:

  • 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen
  • und 90 Prozent der über 60-Jährigen geimpft sind.

RKI-Chef Wieler hält Ziele für erreichbar

„Von diesen Impfquoten sind wir weiter entfernt“, sagte die Kanzlerin. Am ehesten scheinen die Ziele bei den über 60-Jährigen erreichbar. Denn: 65,7 Prozent sind schon vollständig geimpft, 83,1 Prozent immerhin schon einmal – das lässt nicht auf eine weitverbreitete Skepsis schließen.

Anders sieht es bei den Jüngeren aus. In der Altersgruppe 12 bis 17 Jahre wurden 10,9 Prozent einmal geimpft, bei den 12 bis 59-Jährigen sind es 51 Prozent. Auch RKI-Chef Lothar Wieler hält die Ziele für erreichbar.

Spahn: „Es gibt keine Ausreden mehr“

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will nachhelfen. „Es gibt keine Ausreden mehr.“ Impfstoff sei da, Termine seien leicht zu bekommen.

Und: Spahn schafft Anreize, vor allem für Reisende. Geimpfte müssen nur in seltenen Fällen eine Quarantäne gehen. „Den Unterschied wird es immer geben“, meint Spahn – den Unterschied zugunsten des Geimpften.

Aktuell haben in Deutschland mehr als 48,5 Millionen Menschen mindestens eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Zuletzt nahm das Impftempo aber ab.