Berlin. . Immer wieder kommt es bei Corona-Impfungen zu Überdosierungen. Wie gefährlich eine Überdosierung sein kann und was zu beachten ist.

Immer mehr Menschen können sich in Deutschland gegen das Coronavirus impfen lassen. Während mögliche Nebenwirkungen wie ein leichtes Krankheitsgefühl mit Kopfschmerzen oder grippeähnlichen Symptomen vielfach diskutiert werden, wird einem anderen Phänomen weniger Beachtung geschenkt: der Überdosierung. Doch wie gefährlich ist eine Überdosierung eigentlich?

Klar ist: Es gab bereits eine ganze Reihe von Fällen, in denen Menschen zu viel Impfstoff gespritzt wurde. Ende April 2021 wurde zum Beispiel bekannt, dass ein Mann im Schweriner Impfzentrum versehentlich eine fünffache Dosis des Corona-Impfstoffes von Biontech/Pfizer gespritzt bekommen hatte. Schwerins Impfmanager bezeichneten das gegenüber der „Schweriner Volkszeitung“ als „bedauerlichen Zwischenfall“. Es seien die Behälter mit verdünntem und unverdünntem Impfstoff verwechselt worden.

Ein Problem, das auch Prof. Carsten Watzl vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung der TU Dortmund kennt. Bei Impfstoffen wie Biontech müsse die Dosis noch verdünnt werden. "Es passiert leider, dass das hin und wieder nicht gemacht wird und dann unverdünnt gespritzt wird", so der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie.

Corona-Impfung: Überdosierung in einem Pflegeheim in Stralsund

Bereits Ende 2020 war es zu einem solchen Fall bei Impfungen in einem Pflegeheim in Stralsund gekommen. Damals hatten acht Menschen die fünffache Menge Impfstoff erhalten. Eine Krankenschwester hatte zwar den Impfstoff korrekt mit Kochsalzlösung gemischt, dann aber den kompletten Inhalt statt ein Fünftel gespritzt.

Bei den Überdosierungen in Stralsund hatte eine Bewohnerin des Pflegeheims nach der Impfung über grippeähnliche Symptome geklagt und war deshalb in einer Klinik behandelt worden. Der Betroffene in Schwerin hatte nach Angaben der Stadtverwaltung keine Beschwerden und war nur vorsorglich zur Beobachtung in eine Helios-Klinik gebracht worden.

Paul-Ehrlich-Institut: Vereinzelte Fälle von Überdosierungen

Wie ein Blick in die Sicherheitsberichte des Paul-Ehrlich-Instituts zeigt, ist es bereits am Anfang der Impfkampagne in Deutschland zu Überdosierungen gekommen. So sind etwa im Sicherheitsbericht, der Impfdaten vom 27. Dezember 2020 bis zum 17. Januar 2021 behandelt, vier Personen vermerkt, die eine Überdosierung erhalten haben. In den Sicherheitsberichten informiert das Institut regelmäßig über die in Deutschland gemeldeten "Verdachtsfälle von Nebenwirkungen oder Impfkomplikationen" die nach einer Corona-Impfung auftreten.

Die geimpften Personen seien "vorsorglich hospitalisiert" worden. Die Patienten hätten zunächst über Schwindel, Kopfschmerzen und Ermüdung geklagt. Die Beschwerden seien jedoch wieder abgeklungen. In einem weiteren Fall sei es zu einer falschen Verdünnung des Impfstoffes gekommen. Die geimpfte Person habe jedoch keine Beschwerden angegeben.

Nach Überdosierung sollten Geimpfte beobachtet werden

Auch in der Produktinformation zu dem Impfstoff von Biontech/Pfizer ist von möglichen Überdosierungen die Rede. Hier heißt es, dass "Daten zur Überdosierung von 52 Studienteilnehmern der klinischen Studie" vorliegen. Keiner der Betroffenen hätte über unerwünschte Reaktionen berichtet. Trotzdem wird im Falle einer Überdosierung "eine Überwachung der Vitalfunktionen und eine mögliche symptomatische Behandlung" empfohlen. Mehr zum Thema: Biontech und Co.: Abstand zwischen Impfungen verlängert

"Das System der Dosierung ist insgesamt recht robust", so Carsten Watzl. Beim Impfen würde es eine gewisse Toleranz geben, die nicht nur Überdosierungen, sondern auch Unterdosierungen betreffen würde. In beiden Fällen sei der Impfstoff weiter wirksam. Auch was die Gefahr bei einer Überdosierung angeht, gibt Watzl Entwarnung.

Die Impfreaktion könne bei einer Überdosierung etwas stärker ausfallen und eine Beobachtung der geimpften Person sei zu empfehlen. Darüber hinaus seien ihm jedoch keine negativen Auswirkungen bekannt.

Keine Überdosierung bei Genesenen

Auch Genesene müssen bei einer Impfung keine negativen Auswirkungen fürchten. "Es ist keine Überdosierung, wenn Menschen, die eine Erkrankung überstanden haben, geimpft werden", so die Pressesprecherin des Paul-Ehrlich-Instituts.

Genesene würden bei ihrer ersten Impfung so reagieren, als ob sie bereits ihre zweite Impfung erhalten würden, so Watzl. So könne die Impfreaktion zwar etwas stärker ausfallen, aber auch hier sei keine Gefahr zu fürchten. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Genesenen sechs Monate nach der Genesung eine Impfung.

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mit dpa