Berlin. Bisher können Kinder unter 16 Jahren nicht gegen Corona geimpft werden. Doch Biontech hat eine EU-Zulassung auch für Jüngere beantragt.

Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 15 Jahren können möglicherweise bereits vor dem neuen Schuljahr eine Corona-Impfung erhalten. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) prüft einen Antrag des deutschen Impfstoffhersteller Biontech und seines US-Partner Pfizer auf eine entsprechende EU-Zulassung.

In Kanada darf der Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer bereits jetzt auch Jüngeren verabreicht werden. Dies teilte die federführende Gesundheitsbehörde Health Canada am Mittwoch „nach eingehender und unabhängiger wissenschaftlicher Prüfung“ mit.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ging davon aus, dass im Falle einer Zulassung Kinder dieser Altersgruppe eine erste Immunisierung spätestens in den Sommerferien bekommen könnten. „Stand heute, wenn nichts Ungewöhnliches passiert“, sagte der CDU-Politiker vergangenen Donnerstag in Berlin.

Biontech reicht Zulassung für Corona-Impfung von Kindern ein

Das Mainzer Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer hatten die Zulassung für die Altersgruppe der zwölf- bis 15-Jährigen am Freitag beantragt. Die EMA hat nach eigenen Angaben am Montag mit der Prüfung begonnen. Mit einer Entscheidung sei voraussichtlich im Juni zu rechnen. Bislang ist in Deutschland kein Impfstoff für Kinder unter 16 Jahren zugelassen.

Für Kinder und Jugendliche müssen Pharmazeutika gesondert angepasst werden, da ihr Organismus nicht nach dem Prinzip „kleine Erwachsene“ funktioniert. Deshalb sind eigene Studien auch vor einer Impfstoff-Zulassung nötig.

Biontech wirkt bis zu 100 Prozent bei Kindern

Biontech und Pfizer hatten kürzlich mitgeteilt, dass eine klinische Studie mit 12- bis 15 Jährigen eine 100-prozentige Wirksamkeit und robuste Antikörperantworten nach der Impfung mit BNT-162b2 gezeigt habe, die jene Antikörperantworten von geimpften 16- bis 25-Jährigen übertrafen.

In der Placebogruppe mit 1129 Probanden gab es 18 Corona-Infektionen, in der Impfstoffgruppe mit 1131 Probanden keine. Die Nebenwirkungen seien vergleichbar gewesen mit jenen bei 16- bis 25-Jährigen.

Um Langzeitschutz und Sicherheit des mRNA-Impfstoffs zu untersuchen, sollen die Studienteilnehmer für zwei Jahre nach der zweiten Dosis regelmäßig untersucht werden. Noch sind die Daten nicht nach unabhängiger Begutachtung in einer Fachpublikation veröffentlicht worden.

Studien untersuchen Impfstoffe bei Kleinkindern

In einer weiteren Studie, die derzeit läuft, untersuchen Biontech und Pfizer ihren Impfstoff bei Kindern ab sechs Monaten bis zu ihrem 11. Lebensjahr. Dabei gehe darum, Sicherheit, Verträglichkeit und Immunogenität des Vakzins zu prüfen.

Offen ist, wer die Kinder impfen wird

Laut Spahn ist beispielsweise unklar, ob für die Impfung von Kindern und Jugendlichen eine andere Dosierung nötig wird und ob deswegen möglicherweise auch Lieferverträge mit den Impfstoffherstellern nachverhandelt werden müssten. Offen ist zudem, wer Kinder und Jugendliche impfen wird: Neben den Kinderärzten und den Hausärzten sei es auch denkbar, mobile Impfteams in die Schulen zu schicken.

Die Priorisierung soll sich nicht ändern

Spahn lehnt eine Änderung der Priorisierung zugunsten Jüngerer ab. Bei der Impfreihenfolge gehe es darum, das Risiko für schwere Krankheitsverläufe zu reduzieren – und hier seien nun einmal andere Altersgruppen deutlich gefährdeter. Auch der Chef des RKI, Lothar Wieler, erinnerte daran, dass aktuell gerade erst zwei Drittel der über 80-Jährigen geimpft seien und erst rund 30 Prozent der über 70-Jährigen.

(bef/lary/dpa)

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