Berlin. Ungarn und Serbien verimpfen bereits den Impfstoff der chinesischen Firma Sinopharm. Wie gut schützt er? Ein Überblick.

Biontech/Pfizer, Moderna, Astrazeneca und Johnson & Johnson – diese vier Impfstoffe sind in der EU bereits zugelassen. Darüber hinaus impfen das EU-Land Ungarn und EU-Beitrittskandidat Serbien auch mit chinesischem Impfstoff, obwohl dieser von der Europäischen Union noch nicht freigegeben wurden. Sollte sich das bald ändern? Welche Impfstoffe produziert China? Wie hoch ist die Wirksamkeit? Wo werden sie eingesetzt? Ein Überblick.

Welche chinesischen Impfstoffe gibt es – und wie wirksam sind sie?

Sinopharm, Sinovac Biotech und CanSino – diese drei chinesischen Unternehmen haben bisher Vakzine entwickelt.

Sinopharm: Am 31. Dezember 2020 hat der staatliche chinesische Biotechkonzern Sinopharm die Zulassung für seinen Impfstoff mit dem Namen "Vero" erhalten. Sinopharm hat ihn gemeinsam mit dem Wuhan Institut für Virologie sowie dem Institut für Biologische Produkte entwickelt.

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Der Impfstoff soll nach Unternehmensangaben eine Wirksamkeit von 79 Prozent aufweisen. Das gab das Unternehmen kurz vor der Zulassung in einer Zwischenauswertung der Phase-III-Studien bekannt. Die Daten wurden bisher aber nicht veröffentlicht.

Die Phase-III-Studien wurden in China, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Peru durchgeführt. Im September erteilten die Arabischen Emirate eine Notzulassung des Impfstoffs für Mitarbeiter des Gesundheitswesens, Anfang Dezember erhielt er die volle Zulassung. Damals war die Rede von einer Wirksamkeit von 86 Prozent. In Peru hingegen stoppte man die klinischen Tests im Dezember. Ein Teilnehmer soll nach der Impfung Lähmungserscheinungen an seinem Armen bekommen haben.

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Der Impfstoff basiert auf einem inaktivierten Virus. Solche Impfstoffe kommen zum Beispiel auch bei Diphtherie, Hepatitis B, Kinderlähmung, Keuchhusten und Tetanus zum Einsatz. Im Vergleich zu den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer oder Moderna setzt die Immunreaktion hier schneller ein. Allerdings besteht die Gefahr, dass nur wenige Antikörper gegen sensible Stelle des Virus gebildet werden. Daher ist die Wirksamkeit bei solchen Impfstoffen oft auch niedriger.

Am 7. Mai erhielt der Impfstoff die Notfallzulassung von der Weltgesundheitsorganisation. Damit können UN-Organisationen das Mittel kaufen und verteilen. Der unabhängige Beraterstab SAGE habe den Impfstoff für Menschen über 18 Jahre freigegeben, sagte Tedros. Es seien zwei Dosen für den vollen Impfschutz nötig. Die Wirksamkeit gibt SAGE mit 79 Prozent an.

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Sinovac: Auch hierbei handelt es sich um einen Impfstoff mit inaktivierten Viren. Er kommt von der Biotechfirma Sinovac und heißt CoronaVac. Studien laufen in Indonesien, der Türkei und Brasilien. Indonesien hatte dem Impfstoff als erstes Land außerhalb Chinas im Januar eine Notfallgenehmigung erteilt.

Zur Wirksamkeit gab es in den vergangenen Monaten diverse Schlagzeilen. Ein Forschungsinstitut in Brasilien gab die Wirksamkeit nach der Phase-III-Studie mit 13.000 Probanden mit 78 Prozent an. Später korrigierte man sich. Dann war nur noch von etwa 50 Prozent die Rede. In anderen Ländern schwankte die Wirksamkeit zwischen 65 Prozent in Indonesien und mehr als 91 Prozent in der Türkei – jedoch bei deutlich kleineren Testgruppen.

CanSino: Der Impfstoff der Firma CanSino Biologics heißt Convidecia. Er zählt zu der Gruppe der Vektorimpstoffe. Dabei wird das sogenannte Adenovirus 5 als Transportvehikel genutzt. Auf solchen Adenoviren basieren auch die Impfstoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson. Der chinesische Impfstoff muss nur einmal gespritzt werden. Laut der Zeitung Shanghai Daily erreichte der Impfstoff bei Studien Pakistan, Mexiko, Russland, Argentinien und Chile eine Wirksamkeit von 65,7 Prozent gegen symptomatische Erkrankungen und einen 90,9 prozentigen Schutz gegen schwere Verläufe.

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    Wer impft mit den chinesischen Impfstoffen?

    Chinas Außenminister Wang Yi verkündete jüngst, sein Land habe 69 Entwicklungsländern Impfdosen gespendet und exportiere diese an 43 Länder. Darunter ist auch ein EU-Mitgliedsstaat.

    Als erstes EU-Land hatte Ungarn damit begonnen, den chinesischen Wirkstoff Sinopharm zu verabreichen, obwohl er noch nicht von der EU-Arzneimittelbehörde EMA zugelassen ist. Auch EU-Anwärter Serbien setzt in großem Stil Sinopharm ein. Es gibt eine Reihenfolge, doch offenbar auch Impfstoff-Überschüsse. So wurden zuletzt "Aktionen" begonnen, wo in bestimmten Städten an festgelegten Tagen jeder über 60, später auch darunter, drankommen konnte.

    Neben Sinopharm ist weltweit vor allem Sinovac im Einsatz, etwa in Chile, der Türkei oder auf den Philippinen. Auf Bali sollen mit Sinovac Beschäftigte des Tourismussektors geimpft werden. (jb)