London. Prinz Harry klagt gegen einen Zeitungsbericht, er würde Soldaten hängen lassen. Die Anschuldigung gefährdet auch seinen Netflix-Deal.

Die britische Boulevardpresse ist für die Royal Family seit jeher ein Plagegeist. Ignorieren und weiter lächeln – das schien lange der einzig sinnvolle Umgang mit den Schlagzeilen zu sein. Doch Prinz Harry (36) und Herzogin Meghan (39) gehen auch hier neue Wege: Das Paar wehrt sich.

So liegt Meghan unter anderem im Rechtsstreit mit dem Verlag der „Mail on Sunday“. Die Zeitung hatte Auszüge aus einem Brief von Meghan an ihren Vater veröffentlicht. Harry verklagt nun denselben Verlag: Der Prinz störte sich an einem Bericht, er habe als Ehrenmitglied der Marine die Soldaten hängen lassen.

Im Dezember 2017 hatte er von seinem Großvater Prinz Philip (99) das Amt des Captain General der Royal Marines übernommen. Zwar hat Harry dieses Amt mit seinem Rückzug von seinen royalen Pflichten im März 2020 auf Eis gelegt. Doch vertraute man darauf, dass er es wieder aufnimmt, sobald die Bedingungen des „Megxit“ im kommenden März neu ausgehandelt worden sind. Mehr zum Thema:Prinz Harry - wie sich der einstige Darling zum Deppen macht

Harry beschwert sich über „persönliche Angriffe“

Ein Nachfolger wurde jedenfalls noch nicht bestimmt. Im Oktober 2020 dann berichtete die „Mail on Sunday“ unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen, dass es seit dem Megxit weder telefonischen noch schriftlichen Austausch mit dem Militär gegeben habe.

Letzter offizieller Auftritt als Royals: Harry und Meghan beim Commonwealth Day im März 2020.
Letzter offizieller Auftritt als Royals: Harry und Meghan beim Commonwealth Day im März 2020. © imago images | Anwar Hussein

„Alle Anschuldigungen sind falsch“, erklärte Harrys Anwältin Jenny Afia nun am Montag in einer ersten virtuellen Anhörung vor einem Londoner Gericht. Der Verlag habe dies auch akzeptiert. Allerdings sei die Entschuldigung zu versteckt platziert gewesen und hätte „die Ernsthaftigkeit der Anschuldigungen heruntergespielt“.

Außerdem habe der Artikel noch wochenlang im Internet gestanden. Die „persönlichen Angriffe“ der Zeitung hätten den Ruf ihres Mandanten erheblich geschädigt. Dessen Engagement für das Militär sei nicht infrage zu stellen.

Harrys wunder Punkt

Der Artikel hatte einen wunden Punkt bei Harry getroffen. Früher wurde er als Partyprinz verspottet, jetzt sitzt er orientierungslos in einer Luxusvilla in Kalifornien. Doch seine zehn Jahre beim Militär – Harry war Stabsoffizier und Hubschrauberpilot – waren immer der Teil in seiner Biografie, auf den er besonders stolz war. Lesen Sie hier: Harry und William: Warum ihr Streit die Monarchie gefährdet

Bei den Militärs in Ungnade zu fallen ist das Letzte, was Harry gebrauchen kann: Er ist weiterhin Schirmherr der Invictus Games, einer Sportveranstaltung für versehrte Veteranen. Die soll 2022 in Düsseldorf stattfinden: „Ich hoffe, dass alle in Deutschland für eine unglaubliche Sportwoche bereit sind“, warb Harry kürzlich.

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Über die Spiele will Harry auch eine Dokumentation drehen – als Teil des 122-Millionen-Euro-Vertrages, den er und seine Frau mit dem Streamingdienst Netflix abgeschlossen haben.

Allerdings hatten in dem Artikel der „Mail on Sunday“ nicht nur ungenannte Quellen genörgelt, dass Harry seine Pflichten vernachlässige. „Ich will ihm keinen Vortrag halten, aber er muss seine Aufgabe ernst nehmen“, mahnte Generalmajor Julian Thompson (89).

Es sei nicht im Interesse der Royal Marines, dass Harry als Captain General in den USA lebe und das Vereinigte Königreich „niemals“ besuche. „Von ihm wird erwartet, dass er an Veranstaltungen teilnimmt, in der Nähe ist und so erreichbar ist, wie es sein Großvater war.“ Ansonsten müsse man tatsächlich über eine zeitnahe Ablösung nachdenken.

Erster Auftritt in Großbritannien seit Megxit

Auch einen persönlichen Brief des ehemaligen Militärführers Richard Dannatt (70) soll er lange unbeantwortet gelassen haben. Harry begründete das damit, dass ihn der Brief erst verspätet erreicht habe. Auch interessant: Königshaus: Herzogin Meghans Furcht vor einem Prozess

Die Kritik des Generalmajors Thompson dagegen hat er sich zu Herzen genommen: Für die Militärparade Trooping the Colour im Juni anlässlich des 95. Geburtstags der Queen will er erstmals seit dem Megxit nach Großbritannien zurückkehren. Meghan bleibt in den USA – man wolle nicht, dass die Aufmerksamkeit bei dem Ereignis zu sehr auf das Paar gelenkt wird.

Unterdessen erwies sich Meghans Klage gegen die „Mail on Sunday“ noch vor einer Entscheidung als Bumerang: Viele private Details aus ihrem zerrütteten Verhältnis zu ihrem Vater kamen erst durch die Verhandlung ans Tageslicht. Zu allem Überfluss hat ihre Halbschwester Samantha Markle (56) nun ein Enthüllungsbuch veröffentlicht. Darin beschreibt sie Meghan als „oberflächliche Aufsteigerin“.