Hamburg. Der erste Lanz-Talk 2021 diskutiert politische Fehler in der Corona-Pandemie, Fragen zur Impf-Strategie und die Corona-Mutationen.

  • Am Dienstag lief im ZDF die erste Ausgabe von „Markus Lanz“ im Jahr 2021
  • Der Moderator diskutierte mit seinen Gästen einmal mehr über die Corona-Pandemie
  • Vor allem der Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher musste sich Kritik gefallen lassen

Deutschland startet ins Corona-Jahr 2021: Bund und Länder verlängern den Corona-Regelungen bis zum 31. Januar, steuern das Land mit schärferen Kontaktbeschränkungen und einem 15-Kilometer-Bewegungsradius in einen harten Lockdown. Lesen Sie hier: Corona-Gipfel mit Merkel - Diese Regeln wurden beschlossen

Wie ist es dazu gekommen? Wie sind die Aussichten für das neue Jahr 2021? Diese Fragen diskutierte Markus Lanz mit seinen Gästen in seiner ersten Sendung im neuen Jahr 2021. Besonders Peter Tschentscher, der die Bund-Länder-Beschlüsse als Hamburger Regierungschef mitverhandelte, musste sich Kritik gefallen lassen und Rede und Antwort stehen. Auch interessant: Corona-Lockdown: Das bedeutet die 15-Kilometer-Regel

Kommentar: Corona-Gipfel - Beschlüsse sind bitter - aber wohl notwendig

„Markus Lanz“ - das waren die Gäste am Dienstag:

  • Peter Tschentscher (SPD): Politiker und Erster Hamburger Bürgermeister
  • Cerstin Gammelin: Journalistin „Süddeutsche Zeitung“
  • Claudia Kade: Journalistin, „Die Welt“
  • Prof. Peter Kremsner: Infektiologe
  • Diana Zimmermann: Journalistin, Leiterin des Londoner ZDF-Studios

Corona-Pandemie: Wie schlimm ist es wirklich?

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher betonte zu Beginn, dass sich Deutschland aus seiner Sicht in einer „unklaren Lage“ in der Corona-Pandemie befinde. Durch die Weihnachtsfeiertage und Silvester sei es nicht sicher, wie viele Menschen inzwischen wirklich mit dem Coronavirus infiziert sind. Für Moderator Markus Lanz war dieses Eingangs-Statement die perfekte Überleitung auf die neuen Berliner Beschlüsse, die Deutschland in den harten Lockdown schicken.

SPD-Politiker Peter Tschentscher gab sich sicher: „Je weiter wir mit den Zahlen runterkommen, desto sicherer sind wir.“ Die Lockdown-Verschärfungen seien angesichts diffuser Infektionsgeschehen in weiten Teilen Deutschlands richtig und wichtig. Lassen sich so eine dritte und vierte Welle vermeiden? Oder hätte die Politik bereits früher reagieren müssen? Für die Politikjournalistinnen Cerstin Gammelin und Claudia Kade stand in der Diskussionsrunde um Markus Lanz fest: So geht’s jedenfalls nicht!

Moderator Markus Lanz war mit seiner Sendung „Markus Lanz“ im Corona-Jahr 2020 besonders erfolgreich. Auch 2021 startet der Talk wieder mit der Pandemie als Hauptthema.
Moderator Markus Lanz war mit seiner Sendung „Markus Lanz“ im Corona-Jahr 2020 besonders erfolgreich. Auch 2021 startet der Talk wieder mit der Pandemie als Hauptthema. © dpa | Markus Hertrich

Lanz: Wer hat Schuld am "Lockdown Light"?

„Wir haben nochmal alles angeguckt“, versicherte SPD-Politiker Tschentscher mit Blick auf die Verschärfungen der Corona-Regeln. Auf den „Lockdown Light“ als mögliche Fehlentscheidung Ende Oktober angesprochen, tat sich der Hamburger Bürgermeister schwer und verwies auf die Epidemiologie, Pandemie-Modellierer und sogar den Bund.

Gut, dass die Journalistinnen Gammelin und Cade in der Runde von Markus Lanz saßen: Beide erinnerten sich daran, dass die Länder den von Bundeskanzlerin Angela Merkel vorgesehen härteren November-Lockdown abgelehnt hatten.

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Für SZ-Journalistin Cerstin Gammelin war der „Lockdown Light“ nicht nur wie ein „langgezogener Kaugummi“, sondern auch ein eindeutiger Fehler. „Der November-Light-Lockdown ging aufs Konto der Länder“, stimmte „Welt“-Journalistin Claudia Kade zu.

Und Infektiologe Peter Kremsner, der für den Tübinger Impfstoff-Kandidaten CureVac gerade eine erste klinische Studie leitet, fühlte der Wissenschaft auf den Schlips getreten. Aus seiner Sicht sei allen Akteuren klar gewesen, dass „alles, wo wir eng beieinandersitzen, seuchentechnisch schlecht ist“, betonte er und nahm so die Pandemie-Modellierer in Schutz.

Mutation: Welche Rolle spielt die Corona-Mutante?

Sind die Coronavirus-Mutationen aus Südafrika und England wirklich ansteckender als das bisherige Virus? Das wollte Moderator Markus Lanz mit dem Infektiologen Peter Kremsner klären. Kremsners knappe Antwort: „Wir wissen es nicht.“ Die Infektionszahlen in den betroffenen Ländern seien enorm. Moderator Markus Lanz spekulierte an dieser Stelle der Diskussion aber schon mal engagiert, dass uns das Thema „Virus-Mutationen“ noch sehr lange begleiten werde. Lesen Sie auch: Mutiertes Coronavirus: Das weiß man über die neue Variante

Auf die Frage, wie sich die mühsam entwickelten Corona-Impfstoffe mit den Mutationen vertragen könnten, wagte Infektiologe Kremsner dagegen eine etwas positivere Einschätzung. Er erklärte: „Viren mutieren ununterbrochen.“ Das könne zwar negative Auswirkungen auf die Impfstoff-Entwicklung haben, doch das Coronavirus würde weniger stark mutieren. Also doch kein Grund zur Sorge? Auch interessant: Corona-Mutation: Christian Drosten sieht geringes Risiko

Corona bei "Lanz": Wann beginnt das große Impfen?

Auch die Impf-Frage interessierte Markus Lanz an diesem Dienstagabend. Dana Zimmermann, Leiterin des Londoner ZDF-Studios, erklärte den ambitionierten Plan der britischen Regierung um Boris Johnson: „Zwei Millionen Impfungen pro Woche.“

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Und wie sieht die Impf-Lage in Deutschland aus? „Die Intransparenz ist das große Problem“, sagte Journalistin Claudia Kade. Sie kritisierte dabei nicht nur die Europäische Union, sondern auch den deutschen Umgang mit den 1,3 Millionen bestellten Impf-Dosen für die Bundesländer. Warum das alles so langsam geht und wann das große Impfen denn beginnt, konnte der Talk nicht klären.

Fazit: Corona-Auswirkungen auf das Superwahl-Jahr 2021?

Spannende Fragen und Debatten zur Corona-Pandemie und politischen Verantwortlichen, die in einem Superwahl-Jahr mit Bundestagswahl und mehreren Landtagswahlen sicher noch eine Rolle spielen werden. Aus Talk-Sicht ein guter Start ins neue Jahr, auch wenn das Thema immer ernster wird.

„Markus Lanz“ – So liefen die vergangenen Sendungen