Berlin. Was Babys und Kinder zu sich nehmen, beeinflusst sie lebenslang. So können Eltern vor und nach der Geburt für ihre Gesundheit sorgen.

Fettige Burger, süße Softdrinks, viel Computer, wenig Bewegung – Lebensstile, die durch ungesunde Essgewohnheiten und zu wenig Bewegung gekennzeichnet sind, haben in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem weltweiten Anstieg übergewichtiger Menschen geführt.

Doch strenge Diäten können da nicht unbedingt helfen; Mehr als 700 Faktoren beeinflussen das Körpergewicht eines Menschen. Viele von ihnen manifestieren sich bereits in der Schwangerschaft und im Kleinkindalter. Dass Schwangere keinen Alkohol oder Zigaretten konsumieren sollten, ist bekannt, doch auch gesunde Ernährung spielt eine Rolle. Das „Early Nutrition Project“ widmet sich diesen frühen „Programmiereffekten“ auf die Gesundheit im späteren Leben.

Forscher von 35 Institutionen aus den USA, Australien und zwölf europäischen Ländern, haben gemeinsam untersucht, wie sich frühzeitige Ernährungsprogramme und Lebensstilfaktoren auf die Häufigkeit von Fettleibigkeit und verwandten Störungen im späteren Leben auswirken. Die Studie zeigt: Die Ernährung von Babys und Kleinkindern trägt einen entscheidenden Anteil dazu bei, dass sie später übergewichtig werden und daraus resultierende Stoffwechselstörungen entwickeln.

Kinder: „Early Nutrition Project“ untersucht Ursachen für Übergewicht

In der Europäischen Union sind inzwischen ungefähr 50 Prozent der Erwachsenen und 20 Prozent der Kinder im schulpflichtigen Alter übergewichtig oder fettleibig. Die zunehmende Rate übergewichtiger Kinder ist besonders alarmierend, da die meisten von ihnen zu übergewichtigen Erwachsenen mit zahlreichen gesundheitlichen Problemen heranwachsen werden.

Ernährungsbedingte Krankheiten wie Adipositas oder Diabetes zählen zu den am weitesten verbreiteten Leiden unserer Wohlstandsgesellschaft. Stoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atembeschwerden und Co. belasten nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch die Gesundheitssysteme weltweit.

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Um das zu ändern – so die Wissenschaftler des „Nutrition Projects“ – sollte man vor allem auf die ersten tausend Tage eines Menschenlebens achten. Was uns schmeckt und was wir nicht mögen, entscheidet sich bereits in dieser frühesten Phasen unseres Lebens. Die ersten 1000 Tage ab der Zeugung – also der Zeitraum von Schwangerschaft und den ersten beiden Lebensjahren – prägen, was wir bis ins hohe Alter essen und trinken.

Eine schwangere Frau isst einen gesunden Salat. Schon im Mutterleib wird die Gesundheit eines Menschen beeinflusst.
Eine schwangere Frau isst einen gesunden Salat. Schon im Mutterleib wird die Gesundheit eines Menschen beeinflusst. © Shutterstock/Syda Productions

Schwangerschaft: Gesunde Ernährung der Mutter überträgt sich auf ihr Baby

Der Stoffwechsel bekommt laut „Early Nutrition Project“ bereits im Mutterleib seine erste Programmierung. Wenn der Fötus über Fruchtwasser und Nabelschnur mit Nährstoffen versorgt wird, nimmt er zu sich, was seine Mutter konsumiert. Nach der Geburt ist der Effekt durch die Muttermilch ähnlich. Und je gesünder sich die Mutter in der Schwangerschaft und Stillzeit ernährt, desto eher wird das Kind einmal selbst dazu tendieren.

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Starkes Übergewicht der Mutter kann außerdem die Blutzucker- und Insulinwerte des Ungeborenen erhöhen. Auch die Neigung des Organismus krankhaft, auf ungesunde, kalorienreiche Kost mit wenig Nährstoffen zu reagieren, verstärkt sich von Generation zu Generation. Denn Mütter vermitteln dem Fötus bis zur Geburt auch epigenetische Informationen.

Im ungünstigen Fall kann diese Prägung zum Beispiel dafür sorgen, dass beim Kind ein genetisch schon vorhandenes Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöht oder – durch gesunde Ernährung der Mutter – reduziert wird.

Ernährung: Erziehung prägt das Essverhalten von Kindern

Doch nicht nur Gene und Vorprägungen beeinflussen das Gewicht des Menschen. Auch die Erziehung zu einem gesunden Umgang mit Nahrungsmitteln spielt eine große Rolle. Eltern werden es wissen: Um den Nachwuchs an gesundes Essen heranzuführen, ist oft Geduld nötig. Paprika, Spinat, Äpfel oder Birnen sind bei Kindern meist weitaus weniger beliebt als Nudeln, Pizza und Kekse.

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Doch der „Mere-Exposure-Effekt“ macht Hoffnung. Er beschreibt das Phänomen, dass wir etwas, was wir regelmäßig wahrnehmen, mit der Zeit positiv bewerten. Fürs Essen bedeutet das, dass wir wahrscheinlich irgendwann mögen werden, was wir wiederholt zu uns nehmen. Es gilt also: Nicht aufgeben, wenn am Tisch mal wieder wegen Rosenkohl und Co. gestritten wird.

Um einem krankhaften Essverhalten vorzubeugen, sollten Eltern ihren Kindern außerdem vermitteln, dass Essen und Trinken zwar ein Genuss sein kann, aber nie Belohnung, Beschäftigung oder Beruhigung. Kinder müssen lernen, gesündere Varianten zu wählen und in einer Welt des Überflusses Maß zu halten.