Berlin. Im Herbst soll in Schweden der erste reine Second-Hand-Ikea seine Türen öffnen. Kommt das neue Modell bald auch nach Deutschland?

In der schwedischen Stadt Eskilstuna soll im Herbst die erste Ikea-Filiale eröffnen, die nur Second-Hand-Produkte anbietet. Das Modellprojekt ist Teil der Nachhaltigkeits-Strategie des Unternehmens, teilte der Möbelkonzern mit.

In dem neuen Geschäft sollen Möbel und andere Ikea-Artikel verkauft werden, die entsorgt oder gespendet wurden. Vor allem sollen aber auch beschädigte Rückgaben aus dem nahegelegenen Möbelhaus in Västerås dort eine zweite Chance finden. Bevor diese in den Laden wandern, sollen die Produkte generalüberholt, repariert und aufgewertet werden. Dann können sie zu einem sehr viel niedrigeren Preis als dem ursprünglichen erworben werden.

Ikea arbeitet mit Recycling-Kaufhaus zusammen

Dass die Modellfiliale in Eskilstuna, einer Stadt mit rund 67.000 Einwohnern im Nordwesten Schwedens, eröffnet, ist dabei kein Zufall: Der Möbelgigant wird dort mit dem Einkaufszentrum „ReTuna“ zusammenarbeiten, in dem nur Läden beheimatet sind, die ebenfalls Second-Hand- und Recycling-Produkte anbieten. Das Shopping-Center liegt zudem in der Nähe des örtlichen Recyclinghofs und verfügt über eine Annahmestelle für Produkte, die wiederverwertet werden sollen. Diese Umgebung will Ikea nutzen.

Man wolle als Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit mit gutem Beispiel vorangehen, sagte Jonas Carlehed, Nachhaltigkeitschef des schwedischen Unternehmens, laut Mitteilung. Das schaffe man nicht mit theoretischen Überlegungen, sondern dem Ausprobieren im Alltag.

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Klimawandel: Ikea strebt zirkuläres Geschäftsmodell an

Der Möbelkonzern Ikea hatte sich zuletzt ambitionierte Ziele gesetzt, um nachhaltiger und umweltfreundlicher zu wirtschaften. So will das Unternehmen bis 2030 die Klimabilanz seiner Produkte drastisch verbessern: Die durchschnittliche Klimaeinwirkung pro Produkt soll um 70 Prozent vermindert werden. Gleichzeitig plant Ikea in zehn Jahren nur noch Produkte anzubieten, die aus erneuerbaren oder recycelten Materialien bestehen und für eine Weiterverwendung, beispielsweise durch den Second-Hand-Laden, designt sind.

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Langfristig strebe man an, ein komplett zirkuläres Geschäftsmodell zu etablieren, heißt es von Unternehmensseite. In einer „Circular Economy“ verbleiben die eingesetzten Stoffe über den Lebenszyklus von Waren hinaus in einem Stoffkreislauf, werden also weiterverwertet und nicht entsorgt. Zentral ist dabei, dass die Qualität der Produkte und Waren trotz Recycling nicht nachlassen darf.

Second-Hand-Ikea: Reparieren und Aufpolieren gegen zu viel Konsum

Mit dem Modellprojekt in Eskilstuna will Ikea erproben, inwiefern das Reparieren und Aufpolierenden Lebenszyklus der Produkte verlängern könne, so der Konzern. Das Projekt wird nach dem Start im Herbst fortlaufend ausgewertet werden. Bei Erfolg könne das Second-Hand-Konzept dann global zum Einsatz kommen.

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Inwiefern sich die Klimaziele des weltweit agierenden Konzern s wirklich umsetzen lassen, bleibt fraglich. Zuletzt war immer wieder Kritik laut geworden, dass die niedrigen Preise für Einrichtungsgegenstände Überkonsum und damit Müll verursachen würden.

Seit 2019 testet Ikea bereits eine Art „Leasing“-Modell für Möbel. Produkte, die retourniert werden und teilweise beschädigt sind, können Kunden derweil schon seit Langem in der sogenannten „Fundgrube“ zu reduzierten Preisen kaufen. Laut Ikea wurden allein im vergangenen Jahr rund 47 Millionen Artike l so weiterverwertet.

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