Leipzig/Berlin. Das Robert Koch-Institut hat neun Fälle in Deutschland bestätigt. Das West-Nil-Virus kann vor allem älteren Menschen gefährlich werden.

  • Das West-Nil-Virus ist weiter auf dem Vormarsch: Zuletzt wurden mehrere Infektionen dem RKI gemeldet
  • Das eigentlich aus den Tropen-Regionen bekannte Virus sorgt auch in Deutschland für immer mehr Infektionen
  • Das RKI warnt bereits, dass es auch auf Dauer zu weiteren Infektionen mit dem West-Nil-Virus kommen kann

Ein neues Virus verbreitet sich in Deutschland: das West-Nil-Virus. Bisher waren vor allem Menschen in tropischen und subtropischen Regionen davon betroffen. Doch neuerdings infizieren sich auch hierzulande Menschen mit dem Erreger, der das sogenannte West-Nil-Fieber auslöst.

Wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstag berichtete, ist jüngst bei insgesamt neun Betroffenen in Leipzig (sieben), Berlin und Meißen (jeweils einer) das Virus nachgewiesen worden.

West-Nil-Virus für ältere Menschen tödlich

  • Die Infizierten hätten typische Symptome gezeigt – wie Fieber, Muskelschmerzen, angeschwollene Lymphknoten.
  • Bei rund einem Drittel der Erkrankten entwickeln sich in der Regel zudem an Brust, Rücken und Armen ein Hautausschlag, der jedoch zumeist von selbst wieder abheilt.
  • Vereinzelt kann es bei Patienten auch zu einer Hirn- oder Hirnhautentzündung kommen.

Vor allem bei älteren Menschen kann die Erkrankung tödlich verlaufen. Eine Therapie oder einen Impfstoff gibt es nicht.

RKI: Virus könnte auf Dauer für Infektionen sorgen

Sowohl in Leipzig wie in Berlin gibt es den Angaben zufolge weitere Verdachtsfälle. Am 3. September hatte das RKI die ersten vier Fälle in diesem Jahr in Deutschland gemeldet. Erstmals war das West-Nil-Virus in der Bundesrepublik 2018 bei Vögeln und Pferden registriert worden. „Im Spätsommer des vergangenen Jahres sind in Ostdeutschland dann erstmals fünf Menschen erkrankt“, sagte Thomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des Centrum für Reisemedizin (CRM).

Das West-Nil-Virus unter dem Elektronenmikroskop.
Das West-Nil-Virus unter dem Elektronenmikroskop. © dpa | Cynthia Goldsmith

Das West-Nil-Virus wird durch Mücken übertragen. Das CRM rät zu entsprechenden Schutzmaßnahmen: „Gegen das Virus gibt es keine Impfung“, erklärte Jelinek. „Daher ist ein konsequenter Mückenschutz, insbesondere in der Dämmerung und nachts, besonders wichtig.“ Das Robert Koch-Institut hält Ansteckungen in Deutschland dauerhaft für möglich.

West-Nil-Fieber verläuft häufig ohne Symptome

Da keiner der aktuell Betroffenen von einer Reise berichtet habe, geht das RKI von in Deutschland erworbenen Infektionen aus. Zudem werde erwartet, dass es vor allem in Leipzig, aber auch in den anderen betroffenen Regionen im August wahrscheinlich zu weiteren Infektionen gekommen ist, wo es jedoch zu keinen oder keinen schwerwiegenden Symptomen gekommen sei.

Wie es weiter hieß, habe unter den Betroffenen zum Beispiel ein 76-jähriger Mann eine Enzephalitis entwickelt, zwei weitere Patienten – eine 32-jährige Frau und 85-jähriger Mann – eine Meningitis, beides entzündliche Erkrankungen des Gehirns. Die Ermittlungen zum Beginn der Erkrankung und dem genauen Infektionsort der Patienten laufen noch.

Der aus Afrika stammende Erreger verbreitete sich in den vergangenen Jahren vorwiegend in Südeuropa – vor allem in Spanien, Italien und Griechenland. Jetzt scheint er auch in Deutschland endgültig angekommen zu sein: Auch in Gera wurde das Virus bei einer tot aufgefundenen Blaumeise festgestellt.

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(yah/dpa)