Berlin. Kinder von heute sind empfindsam wie nie. Sie benennen Probleme wie Mobbing und Burn-out. Aber sie sind auch solidarisch – und klug.

Der Kaufladen ist eröffnet – und Ava (9) beansprucht für sich, die Geschäftsführerin zu sein, und bietet die Kekse hochpreisig an. Doch Teresa (8) will den Kunden nicht schröpfen und setzt sich für niedrigere Preise ein. Als Ava nicht mit sich reden lässt, sagt die Jüngere: „Das belastet mich jetzt.“ Da zeigt Ava sich plötzlich gesprächsbereit.

Eine typische Szene: „Die Kinder von heute können ihr Befinden sehr genau einschätzen und artikulieren“, sagt der Soziologe Sven Stadtmüller vom Forschungszen­trum Demografischer Wandel in Frankfurt.

10.000 Kinder aller Schulformen in fast allen Bundesländern hat sein Team interviewt, jedes Jahr zwischen 2014 und 2019, von der 5. bis zur 10. Klasse. Ziel der Befragung war es eigentlich, Erkenntnisse über Schulsicherheit und Verletzungsrisiko zu gewinnen. Heraus kam ein umfassender Blick auf die Kids von heute.

„Es ist eine sehr kritische und eine sehr sensible Generation“, ist Stadtmüllers Fazit. Präzise kann sie Probleme wie Burn-out, Mobbing, Einsamkeit und Traurigkeit – manche sprechen gar von „Depressionen“ – beim Namen nennen.