Essen. Sean Connery ist für viele immer noch der beste James Bond. Der britische Filmstar, der 90 wird, will das allerdings nicht mehr hören.

Vor drei Wochen haben ihn die Briten in einer Umfrage zum besten James Bond gewählt. Zum wievielten Mal, das weiß niemand so genau, andere Sieger gab es in diesem Wettbewerb indes bisher noch nicht. Es mag als verfrühtes Geburtstagsgeschenk gelten für Sean Connery, der seinen 90. am 25. August mit seiner zweiten Ehefrau Micheline Roquebrune (91) in ihrem Haus auf den Bahamas feiern dürfte.

Aber der Geehrte wird es kaum als Geschenk empfinden. „Ich heiße Connery, Sean Connery“, hat er oft gesagt, weil er des Agenten im Geheimdienst ihrer Majestät, der ihn so reich und berühmt gemacht hat, längst überdrüssig war. „Die Rolle verfolgt mich wie ein Fluch“, schimpfte er.

Womöglich gibt es schlimmere Schicksale, als mit einer Filmrolle ein Leben lang identifiziert zu werden. Und schließlich gelang es Connery ja auch, sich von diesem schneidigen, aber etwas eindimensionalen „007“ zu emanzipieren. Getreu dem Bond-Motto „Man lebt nur zweimal“ feuerte er sein lächerliches Toupet in die Ecke, hängte den Agenten-Smoking an den Haken und verblüffte das Publikum als Charakterdarsteller mit ungeahnten schauspielerischen Qualitäten, wo man ihm zuvor eher physische Präsenz zugetraut hatte.

Weißer Anzug, als kleines Schwarzes eine Pistole und ein halb brutales Lächeln – wenn es einer so tragen kann, dann Sean Connery in der Blüte seiner Jahre, hier 1964 im Bond „Goldfinger“.
Weißer Anzug, als kleines Schwarzes eine Pistole und ein halb brutales Lächeln – wenn es einer so tragen kann, dann Sean Connery in der Blüte seiner Jahre, hier 1964 im Bond „Goldfinger“. © Alamy Stock Photo | Shawshots / Alamy Stock Photo

Sean Connery wurde zum „Sexiest Man“ des Jahrhunderts gewählt

Er verzauberte Audrey Hepburn als alternder Held in Strumpfhosen in „Robin und Marian“, machte voller Selbstironie eine blendende Figur als spanischer Edelmann im Fantasy-Spektakel „Highlander“ und überzeugte letzte Zweifler als Detektiv im Mönchsgewand in „Der Name der Rose“. Für seinen wuchtigen Auftritt als Cop, der sich kurz vor der Pensionierung mit Al Capone anlegt, verdiente Connery sich in „The Untouchables“ 1987 den Oscar als bester Nebendarsteller. Action-Kassenschlager wie „The Rock“ oder „Indiana Jones“ schaufelten weitere Millionen auf sein Konto.

Dass das „People’s Magazine“ ihn 2000 zum „Sexiest Man“ des Jahrhunderts wählte, dürfte der eitle Connery als angemessen empfunden haben. Als Macho uralter Schule fütterte er mit rauer Männlichkeit sein Image als verführerischer Kerl mit ruppigem Charme, dem auch die deutlich jüngeren Michelle Pfeiffer („Das Russland Haus“) oder Catherine Zeta Jones („Verlockende Falle“) glaubhaft verfallen konnten. Für sein plattes Bekenntnis in einem Playboy-Interview 1965, dass er auch mal eine Ohrfeige für eine Frau für gerechtfertigt halte, hat er sich 40 Jahre später entschuldigt.

Ian Fleming, der James-Bond-Erfinder, war bedient, als ihm die Produzenten 1961 den 1,89 Meter langen, durchtrainierten Burschen aus Edinburgh mit den Tätowierungen „Scotland Forever“ und „Mum and Dad“ samt schwerem schottischen Akzent als Darsteller eines weltgewandten Agenten mit perfekten Umgangsformen und einer Vorliebe für exquisite Champagnersorten vorstellten. Fleming dachte eher an einen smarten Gentleman wie Cary Grant als an einen Klotz mit üppiger Brustbehaarung.

Diese Männer haben James Bond gespielt

Sean Connery war der erste Darsteller, der James Bond in der offiziellen Filmreihe um den britischen Geheimagenten spielte. Von 1962 bis 1983 war Connery in sechs Filmen der Reihe zu sehen.
Sean Connery war der erste Darsteller, der James Bond in der offiziellen Filmreihe um den britischen Geheimagenten spielte. Von 1962 bis 1983 war Connery in sechs Filmen der Reihe zu sehen. © imago stock&people | imago stock&people
Er spielte in folgenden Filmen: „James Bond jagt Dr. No“ (1962, mit Ursula Andres), ...
Er spielte in folgenden Filmen: „James Bond jagt Dr. No“ (1962, mit Ursula Andres), ... © imago stock&people | imago stock&people
... „Goldfinger“ (1964), ...
... „Goldfinger“ (1964), ... © imago | United Archives
... „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963), ...
... „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963), ... © imago/United Archives | imago stock&people
... „Feuerball“ (1965), ...
... „Feuerball“ (1965), ... © imago stock&people | imago stock&people
... „Man lebt nur zweimal“ (1967), ...
... „Man lebt nur zweimal“ (1967), ... © imago stock&people | imago stock&people
... „Diamentenfieber“ (1971) und ...
... „Diamentenfieber“ (1971) und ... © imago stock&people | imago stock&people
... „Sag niemals nie“ mit Kim Basinger (1983).
... „Sag niemals nie“ mit Kim Basinger (1983). © imago | IFTN UnitedArchives
Der Australier George Lazenby spielte den Geheimagenten James Bond in nur einem Film: „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969).
Der Australier George Lazenby spielte den Geheimagenten James Bond in nur einem Film: „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969). © imago | United Archives
Lazenby bekam zwar einen Vertrag über mehrere Filme, es gab jedoch Verzögerungen bei der Unterzeichnung und der Klärung von Klauseln. Die Produktionsfirma Eon Productions suchte sich einen anderen Darsteller.
Lazenby bekam zwar einen Vertrag über mehrere Filme, es gab jedoch Verzögerungen bei der Unterzeichnung und der Klärung von Klauseln. Die Produktionsfirma Eon Productions suchte sich einen anderen Darsteller. © imago stock&people | imago stock&people
Im Geheimdienst Ihrer Majestät war nicht nur bei der Besetzung einzigartig, weil James Bond das einzige Mal in der Reihe heiratete. Die britische Schauspielerin Diana Rigg verkörperte die Braut Teresa.
Im Geheimdienst Ihrer Majestät war nicht nur bei der Besetzung einzigartig, weil James Bond das einzige Mal in der Reihe heiratete. Die britische Schauspielerin Diana Rigg verkörperte die Braut Teresa. © imago | United Archives International
Roger Moore führte James Bond in die 1970er-Jahre.
Roger Moore führte James Bond in die 1970er-Jahre. © dpa | -
Mit Schlaghosen und lockeren Sprüchen verkörperte er den Agenten der beginnenden Disco-Ära. Moore spielte Bond in sieben Filmen von 1973 bis 1985 – länger als seine Vorgänger und Nachfolger. Darunter waren ...
Mit Schlaghosen und lockeren Sprüchen verkörperte er den Agenten der beginnenden Disco-Ära. Moore spielte Bond in sieben Filmen von 1973 bis 1985 – länger als seine Vorgänger und Nachfolger. Darunter waren ... © imago stock&people | imago stock&people
... „Moonraker – Streng geheim“ (1979), ...
... „Moonraker – Streng geheim“ (1979), ... © imago/United Archives | imago stock&people
... „Octopussy“ (1983) und ...
... „Octopussy“ (1983) und ... © imago/ZUMA Press | imago stock&people
... „Im Angesicht des Todes“ (1985).
... „Im Angesicht des Todes“ (1985). © imago/United Archives | imago stock&people
Timothy Dalton war in zwei Bond-Filmen beim Glücksspiel oder beim Schusswechsel zu sehen. Für die Filme „Der Hauch des Todes“ (1987) und „Lizenz zum Töten“ (1989) war zunächst sein späterer Nachfolger Pierce Brosnan im Gespräch. Dass Brosnan aber vertraglich anderweitig gebunden war, schadete der Filmreihe nicht.
Timothy Dalton war in zwei Bond-Filmen beim Glücksspiel oder beim Schusswechsel zu sehen. Für die Filme „Der Hauch des Todes“ (1987) und „Lizenz zum Töten“ (1989) war zunächst sein späterer Nachfolger Pierce Brosnan im Gespräch. Dass Brosnan aber vertraglich anderweitig gebunden war, schadete der Filmreihe nicht. © imago stock&people | imago stock&people
Leser der Buchvorlagen bemerkten später, dass Daltons Version des Geheimagenten am ehesten mit der Romanfigur von Ian Fleming zu vergleichen war.
Leser der Buchvorlagen bemerkten später, dass Daltons Version des Geheimagenten am ehesten mit der Romanfigur von Ian Fleming zu vergleichen war. © imago stock&people | imago stock&people
Als Pierce Brosnan die Rolle des britischen Geheimagenten übernahm, war er schon berühmt. So spielte er die Hauptrolle in der Serie „Remington Steele“, die in den 1980er-Jahren gedreht wurde. Mit Pierce Brosnan feierte die Bond-Reihe eine kleine Wiedergeburt.
Als Pierce Brosnan die Rolle des britischen Geheimagenten übernahm, war er schon berühmt. So spielte er die Hauptrolle in der Serie „Remington Steele“, die in den 1980er-Jahren gedreht wurde. Mit Pierce Brosnan feierte die Bond-Reihe eine kleine Wiedergeburt. © imago stock&people | imago stock&people
Sowohl Brosnan selbst wie auch sein erster Bond-Film „Goldeneye“ (1995) wurden breit vermarktet. Vor allem Computerspiele zu den Filmen machten den Geheimagenten und seinen Darsteller auch bei einer jüngeren Zielgruppe wieder bekannt.
Sowohl Brosnan selbst wie auch sein erster Bond-Film „Goldeneye“ (1995) wurden breit vermarktet. Vor allem Computerspiele zu den Filmen machten den Geheimagenten und seinen Darsteller auch bei einer jüngeren Zielgruppe wieder bekannt. © imago stock&people | imago stock&people
... Bronsan war auch noch in „Der Morgen stirbt nie“ (1997), ...
... Bronsan war auch noch in „Der Morgen stirbt nie“ (1997), ... © imago/United Archives | imago stock&people
... „Die Welt ist nicht genug“ (1999) mit Sophie Marceau  und ...
... „Die Welt ist nicht genug“ (1999) mit Sophie Marceau und ... © imago/United Archives | imago stock&people
... in „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) zu sehen.
... in „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) zu sehen. © imago stock&people | imago stock&people
Seit 2006 ist Daniel Craig filmisch im Auftrag der Majestät unterwegs.
Seit 2006 ist Daniel Craig filmisch im Auftrag der Majestät unterwegs. © imago/United Archives | imago stock&people
Dem Engländer wird nachgesagt, James Bond als rohen und oft brutalen Agenten darzustellen. Mit seiner nüchternen Art hat er aber auch viele Fans gewonnen. In „Casino Royale“ (2006), „Ein Quantum Trost“ (2008), ...
Dem Engländer wird nachgesagt, James Bond als rohen und oft brutalen Agenten darzustellen. Mit seiner nüchternen Art hat er aber auch viele Fans gewonnen. In „Casino Royale“ (2006), „Ein Quantum Trost“ (2008), ... © imago stock&people | imago stock&people
... „Skyfall“ (2012) mit dem spanischen Schauspieler Javier Bardem und ...
... „Skyfall“ (2012) mit dem spanischen Schauspieler Javier Bardem und ... © imago/United Archives | imago stock&people
... „Spectre“ (2015) war Craig in geheimer Mission unterwegs.
... „Spectre“ (2015) war Craig in geheimer Mission unterwegs. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
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Connery bekam 6000 Pfund für „James Bond jagt Dr. No“

Connery aber, Sohn einer Putzfrau und eines Fabrikarbeiters, hatte sich als Milchmann, Sargpolierer und Aktmodell durchgekämpft – er walzte aufkommende Bedenken nieder. „Wir haben nie einen arroganteren Hurensohn gesehen“, erinnerte sich Produzent Albert Broccoli später. „James Bond jagt Dr. No“ spielte das 60-fache der Produktionskosten ein. Connery bekam 6000 Pfund für sein Debüt.

Als sie ihn 1971 auf Knien baten, seinen sechsten Einsatz („Diamantenfieber“) noch zu drehen, kassierte er 1,2 Millionen Pfund. Connery prägte Bond mit raubkatzenhafter Eleganz in der Bewegung, verband das Spielerische im Angesicht des Todes mit brutaler Härte und garnierte selbst gröbste Anzüglichkeiten bei Frauen mit der entspanntesten Unschuldsmiene. Das hat ihm in dieser Rolle keiner nachgemacht.

Sean Connery zog sich bereits 2003 aus dem Filmgeschäft zurück

2003 zog er sich aus dem Geschäft zurück, der krawallige Streifen „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ war nach rund 50 Jahren und 80 Filmen gewiss ein unwürdiger Abschied. Connery fluchte über „die Idioten, die inzwischen in Hollywood arbeiten“, und widmete sich fortan einem seiner Lieblingsprojekte: dem Ringen um die schottische Unabhängigkeit, welches er mit Millionen unterstützt – vergeblich.

Gerüchte um angebliche Erkrankungen konterte Connery in aller Regel mit öffentlichen Überraschungsauftritten, doch gesehen hat man ihn nun lange nicht mehr. Dass er sich seit einer Weile vegan ernährt, war unlängst zu lesen. In „Sag niemals nie“, diesem wunderbaren Bond-Nachzügler 1983, musste er sich ja schon als reifer Agent vom Arzt anhören, dass er zu viele Martinis trinke, zu viel rohes Fleisch und Weißbrot esse. Damals antwortete Connery noch: „Dann werde ich das Weißbrot weglassen.“