Berlin. Buchautor Wladimir Kaminer spricht im Interview über Russen-Klischees, die Generation Greta Thunberg und Veränderungen durch Corona.

Er ist Deutschlands beliebtester Russe: Wladimir Kaminer. Der in Moskau geborene Bestsellerautor lebt seit vielen Jahren in Berlin und hält Deutschland in seinen Büchern regelmäßig den Spiegel vor. Sein neuer Erzählband „Rotkäppchen raucht auf dem Balkon“ (Wunderraum-Verlag, 208 Seiten, 20 Euro), der am 10. August erscheint, dreht sich um das Miteinander von Jung und Alt und das komplizierte Verhältnis der Generationen.

Alle Welt redet über Rassismus und Diskriminierung. Welche Erfahrungen haben Sie als Russe in Deutschland damit gemacht?

Wladimir Kaminer: Ich fühle mich nicht diskriminiert, aber ich werde auch mit Klischees konfrontiert. Früher bekam ich bei jeder Lesung eine Flasche Wodka auf den Tisch gestellt, weil Russen ja bekanntlich Wodka trinken, mit Bären tanzen und Balalaika spielen. Als ich noch ein junger Schriftsteller war, habe ich versucht, das zu bekämpfen, indem ich sagte: Das stimmt doch gar nicht, nicht alle Russen sind so.