Madrid. Spaniens Corona-Neuinfektionen steigen weiter massiv an. Die Regierung verschärfte die Maskenpflicht. Warum die Fallzahlen steigen.

  • In Spanien infizieren sich laut Behördenangaben täglich rund 3000 Menschen neu mit dem Coronavirus
  • Damit ist Spaniens Corona-Infektionsquote am höchsten in Europa
  • Die Neuinfektionen steigen trotz einer nationalen Maskenpflicht stark an
  • Das Auswärtige Amt erklärte einige Regionen zu Risikogebieten – Reiserückkehrer müssen sich zurück in Deutschland einem Corona-Test unterziehen
  • Die Details zur aktuellen Lage in Spanien und welche Regionen Risikogebiete sind

Bei der Corona-Pandemie ist noch kein Ende in Sicht. Das zeigt sich auch am Infektionsgeschehen im Urlaubsland Spanien, wo es bislang keine Entspannung an der Corona-Front gibt. Ganz im Gegenteil: Das Virus ist wieder auf dem Vormarsch – trotz nationaler Maskenpflicht, die sogar im Freien gilt. In den vergangenen sieben Tagen wurden mehr als 20.000 neue Fälle von den Gesundheitsbehörden registriert.

Rechnerisch sind das nahezu 3000 Infektionen pro Tag – und damit so viele wie in keinem anderen Land Europas. Als Folge raten inzwischen etliche europäische Länder von Spanienreisen ab oder verhängen eine Quarantäne beziehungsweise Testpflicht für Rückkehrer.

Am schlimmsten sieht es weiterhin im Norden Spaniens aus. In den Brennpunkt-Regionen Katalonien mit Costa Brava und Barcelona, in Aragonien und in Navarra ist keine Besserung in Sicht. In diesen Territorien, die an Frankreich grenzen, wird schon seit gut einem Monat der kritische Wochen-Wert von 50 Fällen pro 100.000 Einwohner weit überschritten. Weswegen zum Beispiel Deutschland diese Regionen als „Risikogebiete“ einordnet. Von diesem Samstag an gilt für deutsche Rückkehrer aus Risikogebieten eine Testpflicht – somit auch für aus Nordspanien heimkommende Urlauber.

Coronavirus: Testpflicht für Rückkehrer aus Spanien

Auch die Schweiz verhängt ab Samstag Beschränkungen für Spanienrückkehrer: Alle Eidgenossen, die sich in den letzten 14 Tagen auf dem spanischen Festland aufhielten, müssen dann nach der Heimkehr für zehn Tage in Quarantäne. Nur Schweizer Touristen, die auf den Balearischen Inseln mit Mallorca oder auf den Kanaren ihre Ferien verbrachten, sind von dieser Zwangsquarantäne ausgenommen.

In Österreich tritt ab Montag (10. August) eine Reisewarnung für das gesamte spanische Festland in Kraft. Die Inselgruppen sind davon ausgenommen. „Es wird ausdrücklich vor Reisen auf das spanische Festland gewarnt“, teilte das Außenministerium in Wien am Donnerstag mit. Die Warnung soll ab Mitternacht von Sonntag auf Montag gelten.

Großbritannien, das traditionell die meisten internationalen Spanientouristen stellt, verhängte bereits im Juli eine Quarantänepflicht für alle Rückkehrer aus Spanien.

Passanten im Zentrum von Madrid.
Passanten im Zentrum von Madrid. © AFP | PIERRE-PHILIPPE MARCOU

Spanien: Regionen sind ganz unterschiedlich von Corona betroffen

Regional sieht die epidemiologische Lage in Spanien jedoch sehr unterschiedlich aus: Die rund 1500 Kilometer von Spanien entfernten Kanarischen Inseln, die im Atlantik vor der westafrikanischen Küste liegen, haben die niedrigste Infektionsquote des spanischen Königreichs. So dass sich Reisende dort wenige Sorgen machen müssen.

Die Kanaren arbeiten wie keine andere spanische Region daran, dass dies auch so bleibt: Sie wollen eine Testpflicht für alle ankommenden Reisenden einführen. Und die Regionalregierung verspricht zudem allen Touristen, die auf den Vulkaninseln an Corona erkranken, für sämtliche Behandlungskosten aufzukommen. „Wir wollen, dass sich die Urlauber bei uns sicher fühlen“, sagte eine Sprecherin der kanarischen Gesundheitsbehörden.

Auf Mallorca und den anderen balearischen Mittelmeerinseln ist die Virus-Lage inzwischen nicht mehr ganz so rosig. Die Fallzahlen steigen stetig an. Die statistische Infektionsrate kletterte inzwischen auf 28,1 Fälle in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner. Der kritische Wert, ab dem zum Beispiel Deutschland eine Reisewarnung aussprechen kann, liegt bei 50 Fällen pro 100.000 Bewohner.

Es wurde auch über Erkrankungen von Touristen berichtet, konkrete Angaben dazu machten die Inselbehörden aber nicht. Bestätigt wurde hingegen, dass ein Hotel und ein Restaurant wegen Virus-Ausbrüchen geschlossen werden mussten.

Coronavirus-Irrtümer im Faktencheck

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    Tourismus in Spanien leidet katastrophal unter Nachrichten

    Auf der Kippe ist die Situation derzeit in der spanischen Hauptstadt Madrid, die in den letzten Wochen einen sehr starken Infektionsanstieg verzeichnete. Die Krankheitsrate kletterte inzwischen auf 46,3 Fälle pro 100.000 Einwohner – also nur noch knapp unterhalb des bedenklichen Schwellenwertes.

    Für Spaniens Tourismusindustrie, einem der wichtigsten wirtschaftlichen Standbeine der Nation, sind all dies katastrophale Nachrichten. Der erhoffte Aufschwung in diesem Sommer blieb aus, die Buchungen brechen ein. Viele Herbergen, die nach der ersten Corona-Welle aufmachten, müssen schon wieder schließen. Die Hoteliers sprechen bereits von einer pechschwarzen Saison. „Dieser Sommer“, urteilt der Branchenverband Exceltur, „ist der schlimmste in den letzten 50 Jahren.“