Amsterdam. Nach dem Corona-Lockdown nimmt der Tourismus in Amsterdam wieder Fahrt auf. Doch „Problemtouristen“ sorgen für Ärger bei Anwohnern.

Sie sind gekommen, um sich abzuschießen. Ihre erste Station an diesem Abend: das Bulldog, eine Bar direkt am Kanal und mitten im Rotlichtviertel. Michael und Linus, Jurastudenten aus Osnabrück, sind erst seit knapp einer Stunde in Amsterdam, haben ihre Rucksäcke im Hostel abgestellt und freuen sich nun auf einen spaßigen Abend.

„Amsterdam ist so geil“, schwärmt Linus und übertönt mühsam das Kneipengetöse: „Weil hier alles erlaubt ist.“ Die beiden Mittzwanziger bleiben zwei Nächte in der Stadt. Sie wollen die Prostituierten sehen, die in den berüchtigten Schaufenstern auf Kunden warten, sie wollen was rauchen und heftig abstürzen. „Nach der Corona-Zeit haben wir uns das verdient“, findet Linus. Lesen Sie auch: Holland: Machen die Touristen die Niederlande zum Corona-Risikogebiet?

Ohne dass die beiden davon wissen, ist über Feierbiester wie sie ein heftiger Streit entbrannt. Die Amsterdamer sehen in jungen Männern vor allem Problemtouristen, die tagsüber in Scharen die Bürgersteige verstopfen und nachts grölend in Blumenkübel urinieren.

Die Stadt will solche Urlauber loswerden: Die pittoreske Altstadt aus dem 16. Jahrhundert hat sich zu einem beliebten Ausflugsziel für Partyreisende entwickelt, die beliebtesten Kneipenviertel – Rotlichtbezirk, Rembrandtplein und Leidseplein – seien mittlerweile quasi unbewohnbar, stellt Stadtsprecherin Vera Al angesichts von fast 20 Millionen Besuchern im Jahr 2019 fest und bedauert: „Die Menschen hier sollten sich nicht wie Fremde in ihrer eigenen Stadt fühlen.“ Auch interessant: Mallorca: Strände als Party-Zone - Urlauber sorgen wieder für Ärger