Bonn. Das Infektionsgeschehen in Heinsberg soll mit einer weiteren Langzeitstudie untersucht werden. Einer der Leiter ist Virologe Streeck.

Das Corona-Infektionsgeschehen im besonders betroffenen nordrhein-westfälischen Landkreis Heinsberg soll mit einer neuen Langzeitstudie weiter untersucht werden. Wie die Universität Bonn mitteilte, soll Virologe Hendrik Streeck an der Leitung des Forschungsprojekts beteiligt sein. Laut Ankündigung der Universität fördert das Land Nordrhein-Westfalen die Studie mit rund 800.000 Euro.

Der Kreis Heinsberg hatte traurige Berühmtheit erlangt, nachdem dort zur Karnevalszeit die ersten Corona-Infektionen in Nordrhein-Westfalen auftraten. Schnell entwickelte sich Heinsberg mit dem größten Cluster an Infizierten zum Epizentrum der Corona-Pandemie in Deutschland.

Streeck erntet Kritik für erste Studie in Heinsberg

Im März und April hatte Streeck dann zusammen mit seinem Kollegen Gunther Hartmann und einem Forschungsteam die Verbreitung des Virus in der Bevölkerung untersucht. Rund 15 Prozent der Probanden wurden dabei positiv auf das Coronavirus getestet. Die Betroffenen zeigten teilweise gar keine Symptome oder nur milde Krankheitsverläufe.

Streecks Studie hatte damals viel Aufsehen erregt aber auch Kritik hervorgerufen. Unter anderem wurde die Methodik und die Begleitung der Studie durch ein PR-Team bemängelt.

Was Virologe Hendrik Streeck in Talkshows zu Corona sagte

Streeck rechnet fest mit Wiederanstieg der Infektionszahlen

Die neue Studie soll in Kürze starten und bis Mai 2021 laufen. „Es gibt keinen anderen Ort in Deutschland, wo wir bereits mit so großer Präzision das Infektionsgeschehen und die Immunität bestimmt haben“, erklärte Streeck. Daher sollen alle bereits getesteten Personen erneut untersucht werden. Dadurch solle laut Streeck herausgefunden werden, „ob die Personen, die Antikörper haben, auch wirklich immun sind“.

Eine Teilimmunität der Bevölkerung könne laut der Hypothese der Forscher das Geschehen bei einem Wiederanstieg der Infektionen verlangsamen.

Streeck rechnet im Übrigen fest mit einem solchen Wiederanstieg – spätestens im Herbst. Das liege einmal an den „für endemische Coronaviren üblichen Wettereffekt“ und der schrittweisen Lockerung der Maßnahmen, erklärte der Virologe.

Streeck will mehr über Infektionswege in Familien herausfinden

Die Forscher erhoffen sich zudem Erkenntnisse zu Infektionswegen in Familien. Dazu sollen weitere Probanden erfasst werden, um die Datenbasis zu verbreitern. Zur Förderung durch das Land erklärte Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), es sei nun „wichtig herauszufinden, wie sich das Virus weiterverbreitet und ob es eine Immunität gibt“. Dies seien „ausschlaggebende Faktoren“ für politische Entscheidungen.

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(jas/dpa/afp)