Berlin. Kontrolleure entdeckten in einem Kühlhaus in Niedersachsen, in dem Tönnies-Fleisch lagerte, Ratten. Sie sollen seit Monaten dort hausen.

Nächster Skandal um Fleisch-Riese Tönnies: Der größte deutsche Schlachtbetrieb hat Rohware monatelang in einem Kühlhaus gelagert, in dem Ratten hausten. Die Tiere bevölkerten das gesamte Gebäude, in dem Tönnies Lagerräume von der Nagel Transthermos GmbH gemietet hatte. Hauptmieter war die LVD Fleisch GmbH Dissen, die die Räume zur Zerlegung und Behandlung von Fleisch nutzte.

Rattenbefall in Lagergebäude: Tiere hatten fünf Monate dort gehaust

Die LVD Fleisch GmbH bekam jedoch im Juni von den niedersächsischen Behörden die Erlaubnis für die Produktion entzogen. Recherchen des „Haller Kreisblatt“ offenbarten nun den Grund: Rattenbefall. So bestätigte der Landkreis Osnabrück der Lokalzeitung, dass bereits „seit Mitte Januar in Bereichen des Kühlhauses“ Ratten gelebt hätten. Die Tönnies-Gruppe erhielt nach eigener Aussage am 3. Juli eine Mitteilung über den Rattenbefall vom Landkreis.

Entdeckt worden sei der Rattenbefall bei einer Routinekontrolle des Veterinärdienstes im Juni, sagte ein Sprecher des Landkreises dem „Haller Kreisblatt“. „Damit hatten die Ratten fünf Monate Zeit, in denen sie sich an den Lebensmitteln in Teilen des Kühlhauses zu schaffen machen konnten“, so der Sprecher.

Eine Pressemitteilung des Verwaltungsgerichts Osnabrück verdeutlicht das Ausmaß: Es seien Kotpillen, Laufwege, Fellreste und Anzeichen für Nestbau gefunden worden. Maßnahmen zur Bekämpfung der Nager seien bislang erfolglos geblieben.

Fleisch sichergestellt – Eigentümer gibt Standort auf

Das Fleisch der Tönnies-Gruppe und anderer Firmen, das ebenfalls noch dort lagerte, sowie weitere Lebensmittel wurden vom Landkreis sichergestellt. Darauf verweist auch Tönnies. Zumal das Kühlhaus nur „sporadisch in einem geringen Umfang“ genutzt worden sei, wie Unternehmenssprecher Dr. André Vielstädte auf Anfrage der Lokalzeitung sagte. Eine Geschäftsbeziehung zum Unternehmen LVD Fleisch unterhalte man nicht. Benötigte Angaben zur Rückverfolgung der Waren seien unverzüglich zur Verfügung gestellt worden.

Der Eigentümer des Gebäudes, die Nagel Transthermos GmbH, schiebt eine Schuld derweil von sich. „Nach derzeitigen Erkenntnissen hat der Untermieter in seinen Räumen die gesetzlichen Hygienestandards nicht ausreichend befolgt“, heißt es in einer Stellungnahme in dem Bericht.

Der Nagerbefall sei zwar bereits im Januar bei einer Eigenkontrolle festgestellt und bekämpft worden, doch im April sei dann erneut ein „deutlicher Befall“ nachgewiesen worden, der den Behörden gemeldet wurde. Daraufhin „massiv erhöhte Maßnahmen“ führten letztlich offensichtlich nicht zu einer Besserung der Lage, wenngleich eine Kontamination der Ware nach eigener Aussage nicht festgestellt werden konnte. Die Nagel-Group kündigte an, den Standort aufzugeben.

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