Berlin. Seit Tagen ist der Komet „Neowise“ am Himmel sichtbar. Am Donnerstag steht er der Erde am nächsten. So können Sie den Kometen erkennen.

Begeisterte Sternbeobachter und -beobachterinnen freuen sich: Der auf den Namen „Neowise“ getaufte Komet mit der wissenschaftlichen Bezeichnung C/2020 F3 gibt seit Tagen ein spektakuläres Gastspiel am Sternenhimmel. Am Donnerstag steht er der Erde am nächsten. Es ist eine der letzten Gelegenheiten, den Brocken zu sehen.

Gut 100 Millionen Kilometer ist „Neowise“ am 23. Juli von der Erde entfernt, erklärt die Vereinigung der Sternfreunde in Deutschland. Das sind ungefähr zwei Drittel des mittleren Abstands der Erde zur Sonne. Danach wird er allmählich verblassen.

Die Chance, den Kometen wieder am Himmel zu sehen, wird sich dann sobald nicht mehr bieten: Nur alle 5000 bis 7000 Jahre zieht der Komet „Neowise“ so nah an der Erde vorbei, dass er mit bloßem Auge gesehen werden kann.

Komet „Neowise“: Beobachtungszeit neigt sich dem Ende zu

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen konnten bereits im Voraus genauer sagen, wann Hobby-Sterngucker und -guckerinnen gute Chancen haben würden, den Gesteinsbrocken mit dem Schweif zu verfolgen: Manfred Gaida, Astronom und wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erklärte, für ungeübte Beobachtende sei das zwischen dem 15. und 25. Juli.

Doch auch wenn „Neowise“ allmählich anfange zu verblassen, könne er nach wie vor am Nachthimmel gesehen werden, sagt Sven Melchert, Vorsitzender der Sternfreunde. Mit bloßem Auge sehe man einen mittelhellen, unscharfen Körper mit einer fahlen Schleppe nach oben, so Melchert. Das sei der Kometenschweif. Ein Fernglas könne die Sicht noch verbessern.

Komet „Neowise“: Zu welcher Tageszeit bestehen die besten Chancen?

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes werden Himmelsbeobachtende am Donnerstagabend voraussichtlich nur im Süden Deutschlands die Chance haben, einen Blick auf den Kometen zu erhaschen. In der Mitte des Landes könnte es zwischenzeitlich Wolkenlücken geben. Der Norden und Westen soll aber klar unter Tiefdruckeinfluss stehen. Der Sonnenuntergang am Donnerstag sei zwischen 21 und 22 Uhr.

Und wo müssen Neugierige hinschauen? Nach Einbruch der Dunkelheit einen Platz mit möglichst freier Sicht nach Norden suchen, dort zieht er unterhalb des Sternbilds des Großen Wagens seine Bahn. Das Handy kann hier mit einer Kompassfunktion helfen. Aber auch Apps wie der ISS Detektor versprechen, das Phänomen aufzuspüren.

„Kometen sind Schweifsterne, wenige Kilometer große Brocken aus dem All, die aus Geröll, Wasser und Staub bestehen“, heißt es bei den Sternfreunden. Kommt ein Komet der Sonne nah, werde er regelrecht aufgetaut und der Kometenschweif bilde sich. Viele Kometen würden dieses Auftauen nicht überstehen, doch Neowise sei ein „größeres Kaliber“.

Wann wurde „Neowise“ zum ersten Mal gesichtet?

Am 27. März tauchte der Komet zum ersten Mal im Sichtfeld des Weltraumteleskops „Wise“ auf. Die Besatzung der Internationalen Raumstation ISS konnte „Neowise“ bereits aus sicherer Entfernung bewundern – und bei dieser Gelegenheit ein spektakuläres Foto schießen.

Die optisch beeindruckenden Schweifsterne, die auch von der Erde aus gut zu verfolgen sind, gelten als sehr seltenes Phänomen. In den Neunzigerjahren sorgten unter anderem die Kometen „Hale-Bopp“ und „Hyakutake“ für Schlagzeilen.

Dass Kometen an der Sonne vorbeiziehen, kommt allerdings häufig vor. Mit dem bloßen Auge sind sie dann in der Regel aber nicht zu verfolgen, sondern mit der entsprechenden Ausrüstung.

Was genau verstehen wir unter Kometen?

Aus Sicht von Astronomen und Astronominnen sind Kometen übrig geblieben, als unser Sonnensystem entstanden ist – vor etwa 4,6 Milliarden Jahren. Wenn diese uralten Gesteinsbrocken, die vom Rand des Sonnensystems stammen, auf ihrem Weg durch das Weltall unserem zentralen Himmelskörper – der Sonne – zu nahe kommen, entstehen aus ihrer Oberfläche sichtbare Schweife, die aus Gas und Staub bestehen.

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    Ist der Komet „Neowise“ gefährlich für die Erde?

    Theoretisch könnten Kometen für die Erde tatsächlich zu einer realen Bedrohung werden: Sollte eines Tages ein Komet unter bestimmten Bedingungen auf der Erde einschlagen, könnte er eine verheerende Katastrophe herbeiführen. Dies gilt allerdings als sehr unwahrscheinlich.

    Die beruhigende Gewissheit der Wissenschaft: Von „Neowise“ geht aufgrund seiner errechneten Bahn keinerlei Gefahr für die Erde aus.

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    (dpa/mahe/reb)