Berlin. Mithilfe der neuen Corona-Warn-App sollen Infektionsketten schneller nachverfolgt werden können. Wir haben die Anwendung ausprobiert.

  • Am 15. Juni stellte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die neue Corona-Warn-App vor – sie steht bereits seit der Nacht von Montag auf Dienstag zum Download bereit
  • Jetzt stehen viele Fragen im Raum: Wie sicher ist die Anwendung? Ist die App intuitiv nutzbar und wie gut funktioniert sie?
  • Wir testen die neue App und erklären unter anderem, wie man sie herunterlädt

Nun ist sie da – die Corona-Warn-App. „Mehr Schutz für Sie und uns alle. Mit der Corona-Warn-App durchbrechen wir Infektionsketten schneller.“ So begrüßt die App ihre Nutzer. Seit der Nacht von Montag auf Dienstag steht sie bereits im Play Store für Android-Smartphones und im App Store für iPhones zum Download bereit.

Am Dienstagvormittag stellte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die neue Corona-Warn-App bei einer Pressekonferenz in Berlin vor. Sie komme passend zur Phase weiterer Corona-Lockerungen, sagte der Minister.

Die App sei jedoch „kein Freifahrtschein, aber ein wichtiges weiteres Werkzeug in der Pandemie“. Etwa auf Demonstrationen, in Bussen und Bahnen gebe es nun zunehmend „anonyme Nähe“ zu anderen Menschen. Die App ermögliche dann Meldungen an Personen, die darüber sonst nie hätten informiert werden können.

Corona-Warn-App im Test: Das sind die Schwächen

Wir haben die neue Corona-Warn-App getestet. Ein persönlicher Erfahrungsbericht.

Der Download

Am Dienstagmorgen will ich mir die Corona-Warn-App auf meinem meinem Android-Smartphone installieren. Also suche ich nach der App im Google Play Store – vergeblich. Unter dem Stichwort „Corona App“ werden mir nur andere Corona Apps angezeigt – nicht aber die offzielle Warn-App der Bundesregierung.

Erst als ich etwas umständlicher danach bei Google suche, finde ich den Link zum Download in einem Presseartikel. Durch das vermehrte Herunterladen der App soll die Anwendung aber schnell auch besser in den App Stores zu finden sein, sagen die Entwickler bei der Vorstellung der Pressekonferenz am Dienstagvormittag. Hier haben wir für Sie zusammengefasst, wie das Herunterladen der Corona-Warn-App aus Play Store oder Apple Store funktioniert.

Der Download der Anwendung funktioniert schnell und unkompliziert. Das Programm ist nur rund 16 Megabyte groß und daher über WLAN oder auch über mobiles Internet schnell heruntergeladen.

Der Start

Die App startet zügig auf meinem Smartphone und ohne Ruckeln. Die Entwickler der App erklären mir zunächst virtuell, warum es jetzt die Corona-Warn-App in Deutschland gibt: Sie soll „mehr Schutz“ für den Nutzer und alle anderen bieten, indem das Smartphone zum „Corona-Warn-System“ aufgerüstet wird. Auf dem Bildschirm wird auch erläutert, wie die App funktioniert und dass sie sich die „Begegnungen“ mit anderen App-Nutzern der letzten 14 Tage merkt.

Die Corona-Warn-App ist ab sofort in den App Stores von Google und Apple erhältlich.
Die Corona-Warn-App ist ab sofort in den App Stores von Google und Apple erhältlich. © dpa-tmn | Catherine Waibel

Mit einem Klick auf „Los geht’s“ folgt die Datenschutzerklärung der Anwendung. Ich muss erklären, dass ich die – recht langen – Datenschutzhinweise gelesen habe. Die sind jedoch weniger übersichtlich als der Rest der App gestaltet. Ich überfliege nur die ersten Absätze – komplett durchlesen werden sich den langen Text wohl nur die wenigsten Nutzer.

Es ist neben der technischen Funktionalität detailliert dargestellt, welche Daten wie lange gespeichert werden. Auch ist angegeben, wer die datenschutzrechtliche Verantwortung trägt: das Robert Koch-Institut (RKI). Dann werden mir die Macher der App vorgestellt. Das soll wohl zusätzlich Vertrauen zur Sicherheit der App herstellen. „Die App ist sicher, sie ist freiwillig und ist einfach handhabbar“, betont auch Jens Spahn bei der Vorstellung der App in Berlin.

Die Risiko-Ermittlung

Als nächstes werde ich gebeten, die „Risiko-Ermittlung zu aktivieren“. Was das ist, erklärt die Corona-Warn-App. Es wird nochmal verwiesen, dass die Nutzung der App komplett anonym ist. Die App aktiviert das Bluetooth meines Smartphones – und weist darauf hin, dass das Bluetooth aktiviert bleiben muss, damit die App funktionieren kann. Bei einer Begegnung mit anderen soll nur das Datum und die Signalstärke weitergegeben werden – also möglichst wenige Daten.

Doch nicht nur Bluetooth sondern auch der Standortzugriff müssen an meinem Smartphone aktiviert sein. Unter Android braucht die Corona-Warn-App aus technischen Gründen den Standortzugriff. Die Standort-Funktion nutzt immer mehrere Quellen nutzt, um den Standort des Nutzers zu orten: WLAN, das Mobilfunknetz und bei Bedarf GPS. Ohne den Standort funktioniert auch das Tracing, also die Rückverfolgung der Kontakte, nicht, da keine anderen Bluetooth-Geräte erkannt werden, mit denen anonyme Bluetooth-Zufallskennungen ausgetauscht werden können.

Dass es nicht ohne den eingeschalteten „Standort“-Schalter geht, hat laut Google Datenschutzgründe. Denn auch die Bluetooth-Technologie könne in Kombination mit bestimmten Apps potenziell dazu genutzt werden, ungefähre Standorte von Smartphone-Nutzern zu ermitteln, heißt es von Google. Man wolle – für entsprechende Android-Apps allgemein, nicht speziell für die deutsche Corona-Warn-App – sicherstellen, dass Nutzer die Kontrolle darüber behalten, wann ihr Standort einsehbar oder ermittelbar sein könnte.

Das Robert-Koch-Institut kommentierte Nutzerrezensionen im Play Store dazu folgendermaßen: „GPS wird nicht verwendet. Sie müssen allerdings die Standortdienste in Android aktiviert haben. Standortdienste umfassen in Android GPS und Bluetooth. Die App nutzt ausschließlich Bluetooth.“ Auch in den Datenschutzhinweisen gibt es eine Anmerkung dazu: „Für Benachrichtigungen zu möglicher Begegnung mit Covid-19-Infizierten wird der Gerätestandort jedoch nicht genutzt.“

Das Menü der Corona-Warn-App

Der Hauptbildschirm dieser Anwendung ist übersichtlich gestaltet. Im oberen Teil soll mir die Risiko-Ermittlung angezeigt werden. Hier steht nun noch in einem grauen Feld „Unbekanntes Risiko“, da ich die Risiko-Ermittlung noch nicht lange genug aktiviert habe. Wenn die App mehr Kontakte registriert hat, soll sich dieses Feld grün oder rot einfärben und so alarmieren, ob ich einem Infizierten begegnet bin.

Die Corona-Warn-App zeigt eine Risiko-Ermittlung an. Die App soll die Kontaktverfolgung von Infizierten ermöglichen und dadurch die Infektionsketten verkürzen.
Die Corona-Warn-App zeigt eine Risiko-Ermittlung an. Die App soll die Kontaktverfolgung von Infizierten ermöglichen und dadurch die Infektionsketten verkürzen. © dpa | Sven Hoppe

Außerdem kann ich hier selbst eine Infizierung melden. Das funktioniert direkt über die App mit einem QR-Code oder einer TAN. Ich könnte mich aber auch telefonisch an eine Hotline wenden.

Verlinkt ist noch die Internetseite des Gesundheitsministeriums, auf der häufig gestellte Fragen beantwortet werden. Das sind auch schon alle Hauptfunktionen der App. Auf Spielereien haben die Entwickler – zum Glück – verzichtet.

Das erste Fazit

Die App läuft gut, ist übersichtlich gestaltet und leicht zu bedienen. Ich habe als Nutzerin das Gefühl, dass mir transparent erklärt wird, wie sie funktioniert und dass die Entwickler eine Lösung gefunden haben, in der möglichst wenige Daten gesammelt werden. Ich muss weder meinen Namen, noch mein Alter oder eine E-Mail-Adresse angeben.

Die App arbeitet im Hintergrund auf meinem Smartphone, sie stört mich nicht. Noch fällt mir auch nicht auf, dass der Akku zusätzlich belastet wird. Allerdings stören an einigen Punkten die etwas langen Erklärtexte. Stutzig mag auch machen, dass nicht nur Bluetooth sondern auch der Standortzugriff aktiviert sein muss. Das hat technische Gründe und der Standort soll nicht von der App selbst genutzt werden. Den Standortzugriff haben einige Nutzer möglicherweise jedoch bewusst ausgeschaltet – hier hilft nur in den Einstellungen händisch einzustellen, für welche Apps der allgemeine Standortzugriff gelten soll.

Etwas unsicher bin ich zudem, ob die App wirklich genau über Bluetooth die Abstände zu anderen Menschen messen kann – das wird sich in den nächsten Tagen noch zeigen.

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