Viersen. Erschreckende Ermittlungsergebnisse nach dem Tod eines Kita-Kinds in Viersen: Die verdächtige Erzieherin wurde schon früher auffällig.

Die Erzieherin, die in Viersen ein Kita-Kind getötet haben soll, ist nach einem Bericht des nordrhein-westfälischen Justizministeriums in allen vier Kita-Einrichtungen gescheitert. Bei ihrem Anerkennungsjahr in einer Krefelder Kita durfte sie demnach bis zum Schluss nicht allein mit den Kindern sein, da man ihr nicht das Vertrauen entgegengebracht habe, heißt es in einem Bericht von NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) an den Rechtsausschuss. Das Papier liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.

Der Arbeitsvertrag in der anschließenden Kita in Kempen wurde demnach wegen „fehlender fachlicher Kompetenz“ und fehlenden Engagements von der Einrichtung nicht verlängert. Auch der Arbeitsvertrag in Tönisvorst wurde nach der Probezeit gekündigt. An ihrer letzten Arbeitsstelle in Viersen bei Mönchengladbach, wo es schließlich zu dem Todesfall gekommen war, war sie mit einer Kündigung einem vorzeitigen Ende ihres Arbeitsverhältnisses zuvorgekommen.

Schon in den ersten Tagen der Ermittlungen hatten die Behörden herausgefunden, dass die Erzieherin auch in Krefeld, Kempen und Tönisvorst in ähnliche Vorfälle verwickelt gewesen ist. „Wir mussten bei den Ermittlungen vor Ort mit Erschrecken feststellen, dass es dort ähnliche Vorfälle gab“, sagte der leitende Ermittler Guido Roßkamp bei einer Pressekonferenz. Aufgrund des Vorfalls in Tönisvorst wird der Erzieherin nun von der Staatsanwaltschaft neben heimtückischen Mord auch die Misshandlung von Schutzbefohlenen vorgeworfen.

In der Kita in Tönisvorst musste ein zweijähriges Mädchen von einem Notarzt behandelt werden, nachdem es zuvor mit der Beschuldigten alleine an der Wickelstation gewesen war. Wie Roßkamp schilderte, soll das Kind später zum Vater gesagt haben, die Beschuldigte hätte ihr fest auf den Bauch gedrückt. Die Ermittlungen zu den Vorfällen in Krefeld und Kempen dauern noch an.

Viersen: Dreijähriges Mädchen starb an schwerem Hirnschaden – Verdächtige schweigt

Am 21. April hatte es in der städtischen Kita in Viersen einen Notarzteinsatz gegeben, weil das Mädchen nicht mehr geatmet hatte. Am 4. Mai sei das Kind im Krankenhaus gestorben, heißt es in der Polizeimeldung weiter. Das Krankenhaus hatte bereits vorher die Polizei alarmiert, da den Ärzten der Fall verdächtig vorkam.

Das Mädchen starb an einem schweren Hirnschaden, verursacht durch Sauerstoffmangel. Die Rechtsmediziner fanden Spuren, die auf Gewalteinwirkung deuteten, die Art der Gewalt ließ sich nicht feststellen, zumal die Obduktion erst 14 Tage nach dem Tatgeschehen stattfand.

Eine Strangulation wäre einem Notarzt nach Angaben der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach direkt aufgefallen und wird deshalb ausgeschlossen. Dagegen hätte man Würgemale bei dem Kind nicht unbedingt gesehen

Erzieherin wurde bescheinigt, ungeeignet für den Beruf zu sein

Guido Roßkamp, Leiter der Mordkommission, am Donnerstag bei der Pressekonferenz zum Stand der Ermittlungen gegen eine wegen Mordes an einem dreijährigen Kita-Kind verdächtigen Erzieherin in Viersen.
Guido Roßkamp, Leiter der Mordkommission, am Donnerstag bei der Pressekonferenz zum Stand der Ermittlungen gegen eine wegen Mordes an einem dreijährigen Kita-Kind verdächtigen Erzieherin in Viersen. © dpa | Marius Becker

In Krefeld absolvierte die Beschuldigte von August 2017 bis 2018 ihr Anerkennungsjahr. Die Polizei geht davon aus, dass es dort im November 2017 zu einem Übergriff der Beschuldigten auf einen Jungen gekommen ist.

„Ähnlich wie bei dem Kind in Viersen hat es sich um einen Übergriff während der Schlafsituation in Mittagspause gehandelt“, sagte der Leiter der Kriminalpolizei in Viersen, Manfred Joch.

Er schilderte auch, dass dort schon am ersten Arbeitstag der Beschuldigten festgestellt worden sei, dass diese nicht für den Beruf als Erzieherin geeignet gewesen sei. Sie habe keinen Zugang zu den Kindern gefunden und sei wenig empathisch gewesen. Das habe man ihr auch in ihrem Abschlusszeugnis bescheinigt. „Sie ist am Ende trotzdem trotzdem als staatlich geprüfte Erzieherin in die nächste Stelle gegangen“, sagte Joch.

Kita in Kempen meldet vier Vorfälle mit der Beschuldigten

Und auch dort soll sie wieder auffällig geworden sein. Bei insgesamt vier Vorfällen mit ihrer Beteiligung in einer Kita in Kempen musste ein Junge mit Atemnot und Krampfanfällen behandelt werden. „Da sind wir mit den Ermittlungen noch nicht am Ende“, sagte Joch. Die Beschuldigte schweigt zu den Vorwürfen.

Auch außerhalb der Kitas war die Erzieherin auffällig. So gab sie bei der Polizei im Mai 2019 an, bei einem Waldspaziergang von einem Mann überfallen worden zu sein. Dieser soll ihr auch Verletzung mit einem Messer im Gesicht beigebracht haben. „Eine Gerichtsmedizinerin konnte einwandfrei nachweisen, dass diese Verletzungen selbst beigebracht wurden“, sagte Roßkamp. Nachdem die Erzieherin dafür keine Erklärung liefern konnte, habe ihr die Gerichtsmedizinerin dringend zu psychologischer Hilfe geraten.

Die Ermittlungen wegen Vortäuschens einer Straftat wurden damals wegen geringer Schuld eingestellt worden.