Berlin. Edeka, Rewe und Co. hängen die Discounter beim Wachstum ab. Die Verbraucher legen mehr Wert auf Qualität und können es sich leisten.

Von wegen nur Billigfleisch und Sonderangebote: Die Deutschen legen bei Lebensmitteln immer mehr Wert auf Qualität und geben ihr Geld verstärkt bei Edeka, Rewe und Co. aus. Die großen Supermarktketten legten beim Umsatz um rund 3 Prozent zu und hängten damit Aldi, Lidl und andere Discounter ab – sie schafften lediglich ein Plus von 0,9 Prozent. Das geht aus einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zum Kaufverhalten der Bundesbürger im vergangenen Jahr vor.

Die Mehrheit der Verbraucher (55 Prozent) gaben dabei an, beim Einkaufen vor allen auf Qualität zu achten. Nur 45 Prozent achten laut GfK auf den Preis. Vor zehn Jahren war dieses Verhältnis umgekehrt: Der Preis war 2009 noch 53 Prozent der Verbraucher wichtiger als die Qualität (47 Prozent).

Junge Käufer wollen vor allem Frische und Regionalität

Den Verbrauchern ginge es zunehmend auch um eine „ein attraktives Angebot an ökologisch nachhaltigen Produkten“, erklärte der GfK-Handelsexperte Robert Kecskes den Trend. Vor allem den Jüngeren seien Frische, Regionalität, handwerkliche Herstellung und die Unterstützung kleinerer Produzenten besonders wichtig, berichteten die Marktforscher.

Die Discounter haben zwar in den letzten Jahren ihr Angebot zunehmend auch mit Bioprodukten erweitert. Doch die Verbraucher wünschen laut GfK auch eine angenehme Einkaufsatmosphäre. Der schwierige Spagat zwischen Preisen und Qualitätsansprüchen gelinge den großen Supermarktketten besser als den Discountern, heißt es in der Studie.

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Verändertes Kaufverhalten besonders beim Fleisch bemerkbar

Das veränderte Kaufverhalten zeige sich besonders beim Fleisch. Der Trend zum völligen oder teilweisen Fleischverzicht hätten Spuren hinterlasse, sagte Kecskes. Wer seltener Fleische esse, sei dann aber oft bereit, bei diesen Gelegenheiten mehr Geld auszugeben.

Das heiße allerdings nicht, dass der Handel problemlos auf Sonderangebote bei Fleisch verzichten könne, betonte der Experte. Denn Sonderangebote für Hackfleisch und Steaks seien nach wie vor ein erfolgversprechender Anreiz, um die Kunden in die Läden zu locken. Außerdem dürfe man nicht diejenigen vergessen, die nach wie vor knapp bei Kasse seien.

Verbraucher können sich mehr leisten

Doch der Anteil Verbraucher, die nach eigener Einschätzung beim Kauf von Lebensmitteln sparen müssen, sinkt. Die niedrige Arbeitslosigkeit und die steigenden Reallöhne haben nach Einschätzung des Experten die Einkaufsgewohnheiten der Bundesbürger in den vergangenen Jahren deutlich verändert.

Gaben 2009 auf die Frage nach ihrer eigenen finanziellen Situation lediglich 27 Prozent der Haushalte an, sie könnten sich „fast alles leisten“, so sind es inzwischen schon 42 Prozent. Zugleich sank die Zahl der Haushalte, die sich nach eigener Einschätzung „fast nichts mehr leisten“ können, von 26 auf 17 Prozent.

(ap/dpa)

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Die massiven Billigangebote für Lebensmittel scheinen nicht mehr zeitgemäß. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte die Supermarkt- und Discountketten erst am Montag zu einem Spitzengespräch getroffen und dabei zu einem fairen Umgang mit den Bauern aufgerufen. Viele Politiker - wie SPD-Ministerpräsident Weil – fordern mittlerweile teurere Lebensmittel. Dass Qualität eine zunehmende Rolle spielt, zeigen auch andere Umfragen: Eine Mehrheit der Verbraucher will auch weniger Zucker in Lebensmitteln für Kinder. Und Skandale wie um die Wurstprodukte bei Wilke schärfen dieses Qualitätsbewusstsein.