Alice Springs. Der Uluru ist jetzt touristenfreie Zone: Auf Australiens „Heiligem Berg“ gilt ein Kletterverbot. Bei Missachtung drohen hohe Strafen.

Eine lange Schlange, Menschen dicht an dicht: An manchen Tagen sah es am Uluru so aus wie am Mount Everest. Etwa eine halbe Million Besucher kamen pro Jahr, um den berühmten Ayers Rock zu besteigen. Damit ist nun Schluss.

Der Aufstieg auf den 348 Meter hohen Felsen in der australischen Wüste wurde am Freitag um Punkt 16.00 Uhr Ortszeit (8.30 Uhr MESZ) gesperrt. Die Verwaltung des Nationalparks kam damit jahrzehntelangen Bitten der australischen Ureinwohner – der Aborigines – nach.

Für sie ist der rot schimmernde Berg heiliges Gelände. Wer gegen das Verbot verstößt, muss mindestens 630 australische Dollar (knapp 390 Euro) zahlen.

Uluru: Tausende Touristen nutzten letzte Chance zum Aufstieg

Letzte Chance: Touristen nehmen den beschwerlichen Weg an die Spitze des Uluru auf sich, bevor es verboten ist.
Letzte Chance: Touristen nehmen den beschwerlichen Weg an die Spitze des Uluru auf sich, bevor es verboten ist. © dpa | Lukas Coch

Kurz zuvor war der Berg so voll wie nie. Der Ansturm auf den Uluru hatte sich in den vergangenen Monaten stetig erhöht. Auch am Freitag ließen sich tausende Touristen die Chance nicht entgehen, ein letztes Mal auf den Felsen zu klettern. Am Nachmittag waren noch zahlreiche Menschen am Uluru unterwegs.

Die Ranger des Nationalparks rechneten damit, dass erst am Abend die letzten Touristen unten sein werden. Am Wochenende soll es, zusammen mit Aborigines, eine Feierstunde zur Schließung geben. Nächste Woche wird dann die Kette abmontiert, an der man sich im Moment bislang nach oben hangeln konnte.

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Ulruru „kein Spielplatz oder Freizeitpark wie Disneyland“

Die Schließung geht auf den Beschluss eines Gremiums aus acht Ureinwohnern und drei Repräsentanten der Nationalparkbehörde im November 2017 zurück. Seine Begründung: Der Uluru sei ein extrem wichtiger Ort und „kein Spielplatz oder Freizeitpark wie Disneyland“.

Laut Ureinwohnern sei der Uluru von Ursprungswesen geformt, die die einst leere Erde überquerten und dabei Landschaftsformen wie den Uluru hinterließen. Andere Geschichten berichten von Schlangen oder von zwei Jungen, die im Schlamm spielten und so den berühmten Berg erschufen.

Gefährlicher Uluru-Aufstieg: 37 Tote seit 1950er Jahren

Der „Heilige Berg
Der „Heilige Berg", der Uluru (Ayers Rock) ist ein Wahrzeichen Australiens. Der Berg darf nicht mehr von Touristen bestiegen werden. Touristen aus aller Welt wollten sich diese letzte Chance nicht entgehen lassen. © dpa | Christoph Sator

Auch bisher war es wegen dieser kulturellen Bedeutung höchst umstritten, den Inselberg, der fünf Autostunden von Alice Springs entfernt liegt, zu erklettern. Auf einem Schild wurden Besucher in sechs Sprachen gebeten, nicht auf den fast 348 Meter hohen Felsen zu klettern. Offiziell war das Klettern bisher aber nicht verboten und deswegen wanderten Besucher regelmäßig bis zum Gipfel.

Zehntausende machten sich trotzdem täglich in praller Sonne auf den anderthalb Kilometer langen Weg nach oben, wenn auch oft mit etwas schlechtem Gewissen. Doch der 360-Grad-Rundumblick ins Outback war offenbar zu verlockend.

Der Aufstieg ist jedoch ermüdend und nicht ungefährlich. 37 Menschen starben seit den 1950er-Jahren während oder nach dem Aufstieg. Seit diesem Zeitpunkt werden Aktivitäten auf dem Uluru, der seit 1987 Weltnaturerbe ist, offiziell dokumentiert.

Aborigines werden immer noch benachteiligt

„Seine wahre Majestät schätzt man am besten vom Boden aus“, heißt es jetzt offiziell. Doch das sehen die, die jetzt in Massen auf den Berg steigen, anders. Tim Andersen zum Beispiel. Er kann die Diskussion gar nicht verstehen. Auf Twitter schreibt der Kletterfan: „Es ist eine natürliche Felsformation, die es schon vor der Kultur der Aborigines gab.“ Er würde die Bedenken verstehen, wenn sie die Struktur selbst gebaut hätten, aber beim Uluru handele es sich um eine natürliche Felsformation. Die sollte man besteigen dürfen.

Viele aber finden es richtig, endlich den Bitten der Aborigines nachzukommen. 700.000 Ureinwohner gibt es heute noch, die im Vergleich zu den restlichen 24 Millionen Australiern immer noch benachteiligt werden. Shayne schreibt, er habe den Uluru in den 1990er-Jahren noch als Teenager bestiegen. Heute tue es ihm jedoch leid. Er habe jüngst den Wanderweg außen herum genommen.