Bremen. Zwei Frauen mussten am Freitag nach einem Unfall aus ihrem Auto herausgeschnitten werden. Dutzende Schaulustige störten den Einsatz.

Etwa 40 Menschen haben in der Nacht auf Samstag in Bremen die Rettungsmaßnahmen von Polizei und Feuerwehr behindert. Wie die Einsatzkräfte mitteilten, hätten die Gaffer versucht, an ein Unfallauto zu gelangen.

Auch im bayerischen Senden gab es Ärger mit Schaulustigen. Bei einem Brand in einem Hochhaus behinderten sie am Samstagabend die Arbeit der knapp 100 Einsatzkräfte. In Coesfeld in Nordrhein-Westfalen drohte zudem ein Betrunkener Rettungskräften mit Schlägen.

In Bremen waren zwei Frauen bei einem Zusammenstoß zweier Autos schwer verletzt worden. Ihr Wagen wurde nach der Kollision gegen einen Baum geschleudert. Die Wucht des Aufpralls klemmte die Frauen im Alter von 19 und 25 Jahren im Auto ein.

Gaffen als Problem bei Einsätzen – das ist wichtig:

  • Immer wieder gibt es Fälle, in denen Rettungskräfte von Gaffern behindert werden
  • Das kann zu Geld- und Freiheitsstrafen führen
  • Eltern sollten Kindern vermitteln, warum Gaffen nicht in Ordnung ist – und mit gutem Beispiel vorangehen

Auch Familienangehörige störten die Rettung

Als die Feuerwehr die beiden aus dem Fahrzeug herausschneiden wollte, störten die Schaulustigen die Rettung. Einem Sprecher zufolge handelte es sich bei einigen der Menschen vor Ort um Familienangehörige der Unfallopfer. Die Polizei musste mit einem Großaufgebot anrücken und den Unfallort mit Sichtschutzzäunen sichern.

Der Unfall geschah den Angaben zufolge nach einem Überholvorgang der 25 Jahre alten Fahrerin. Ihr Wagen sei mit einem Auto zusammengestoßen, in dem drei Männer saßen. Die Frau habe die Kontrolle verloren, ihr Wagen sei von der Straße abgekommen und gegen den Baum geprallt. Die drei Männer blieben bei dem Unfall unverletzt.

Die Polizei Bremen wies darauf hin, dass sich nur Zeugen oder Menschen, die Erste Hilfe leisten, an einem Unfallort aufhalten sollten.

Feuerwehreinsatz nahm glimpfliches Ende

Bei dem Vorfall in Senden hätten immer wieder Menschen versucht, auf eigene Faust Angehörige oder Freunde aus dem achtstöckigen Haus zu holen. „Das kann die Feuerwehr natürlich nicht zulassen“, sagte ein Sprecher der Polizei.

Die gerufenen Polizeibeamten sicherten den Einsatz schließlich ab. Das Gebäude konnte geräumt und der Brand gelöscht werden. Der Einsatz nahm ein glimpfliches Ende: Verletzt wurde niemand, der Schaden beläuft sich auf rund 3000 Euro.

Mann lag betrunken im Schnee

In Coesfeld wurden Sanitäter von ebenjenem Mann bedroht, dem sie zur Hilfe kommen wollten. Der 47-Jährige lag bei null Grad Celsius betrunken im Schnee, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Eine besorgte Passantin habe dann den Rettungsdienst alarmiert.

Der Mann drohte den Einsatzkräften allerdings mit Schlägen – und auch nachdem die Polizei eingetroffen war, verweigerte er jede Hilfeleistung. Nach Angaben der Polizei wurde er dann aber zu seinem eigenen Schutz in Gewahrsam genommen.

Freiheitsstrafen für Gaffer möglich

Gaffen kann teuer werden – und sogar zu Freiheitsstrafen führen. Der ADAC berichtet: „Wer bei Unfällen oder in Situationen, in denen andere in Not sind, keine Hilfe leistet, wird mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe bestraft.“

Nicht gelten würde dies, wenn derjenige sich dabei selbst in Gefahr bringen würde. Trotzdem ist Zuschauen beziehungsweise Gaffen dann verboten. „Die Strafen drohen auch, wenn andere Hilfeleistende, zum Beispiel Rettungskräfte, behindert werden.“

Eltern gehen am besten mit gutem Beispiel voran

Auch Kinder sind oft neugierig. Die Medienkompetenz-Initiative „Schau Hin!“ empfiehlt Eltern, besonders Kindern frühzeitig zu vermitteln, dass es unangebracht ist, in solchen Situationen zum Beispiel Fotos zu machen und diese möglicherweise noch zu veröffentlichen. Viele besitzen bereits im jungen Alter Smartphones mit Aufnahmefunktion.

„Sobald Kinder entsprechend technisch ausgerüstet sind, ist es wichtig, dass sie über Themen wie Privatsphäre Bescheid wissen und verstehen, warum es nicht in Ordnung ist, in manchen Situationen Bilder zu machen – etwa bei Unfällen“, teilt die Initiative mit. Eltern seien zudem Vorbilder – und gehen idealerweise mit gutem Beispiel voran. (ses/dpa/cho)