Washington. Trump hat seinen Reichtum den Eltern und Steuertricks zu verdanken . Das schreibt die „New York Times“ nun in einem Enthüllungstext.

„Mein Vater gab mir 1975 ein sehr kleines Darlehen. Und ich habe daraus ein Unternehmen geschaffen, dass viele, viele Milliarden Dollar wert ist.“ Der Satz, den Donald Trump am 26. September 2016 bei der ersten TV-Präsidentschafts-Debatte mit Hillary Clinton sagte, umreißt bis heute präzise den Mythos vom Selfmade-Milliardär, mit dem sich Amerikas Präsident umgibt.

Danach war nicht die Starthilfe von Vater Fred (angeblich eine Million Dollar) ausschlaggebend, wie Trump öffentlich regelmäßig behauptet. Sondern Verhandlungsgeschick, Risikobereitschaft und Gespür für gewinnträchtige Geschäfte.

Donald Trump – reich nur dank seiner Eltern?

Trumps Heimatzeitung „New York Times“ hat dazu gestern einen 14 000 Wörter zählenden Report vorgelegt. Er ist nach Einschätzung von Tony Schwartz (Autor des Trump-Bestsellers „Die Kunst des Deals“) bestens geeignet, mit dieser „Legende endgültig aufzuräumen“.

Nach den Recherchen der Zeitung, die ein Jahr lang 100 000 Seiten Dokumente, 200 Steuererklärungen von Trumps Vater Fred, Bank-Auszüge und Geschäftsunterlagen ausgewertet hat, geht Donald Trumps Reichtum maßgeblich auf ein Gemisch von Steuervermeidung, Steuerhinterziehung und „unverhohlenen Betrug“ zurück, das ohne elterliche Hilfe nicht denkbar gewesen wäre.

Darstellung sei „extrem inakkurat“

Trumps Anwalt Charles Harder wies die detaillierte Darstellung als „extrem inakkurat“ zurück und deutete Schadensersatzklagen an. Er verwies darauf, dass die Finanzbehörde IRS in der Vergangenheit keine substanziellen Beanstandungen geltend gemacht habe. Regierungssprecherin Sarah Sanders geißelte den Bericht als „irreführend“. Die „New York Times“ sei „besessen“ davon, den Präsidenten und dessen Familie anzugreifen – der Präsident, der gerade auch wieder mit Äußerungen zu Sexismus aufgefallen ist. Sanders verlangte eine „Entschuldigung“.

Laut „New York Times“ haben Fred und Mary Trump ihren Kindern zu Lebzeiten ein Vermögen in Höhe von über einer Milliarde Dollar vermacht. Worauf Erbschaftssteuern (55 Prozent) von rund 550 Millionen Dollar zu zahlen gewesen wären. Tatsächlich an den Fiskus entrichtet wurden 52 Millionen Dollar, schreibt das Blatt.

Verwinkelte Übertragungen aus Immobilien-Portfolio

Allein Donald Trump soll über verwinkelte Übertragungen aus dem Immobilien-Portfolio seines Vaters Werte von mindestens 413 Millionen Dollar erhalten haben. Die persönlichen Darlehen vom Vater an den Sohn beliefen sich demnach nach heutigem Geldwert auf 140 Millionen Dollar. Delikat dabei: Die Legende von der „kleinen Starthilfe“ sei von Trump Senior öffentlich bis zu seinem Tod aktiv gestützt worden.

In dem auf acht Seiten dargebotenen Artikel, der gestern von allen führenden US-Medien aufgegriffen wurde, zeichnet die „Times“ nach, dass Donald Trump schon im Alter von drei Jahren 200 000 Dollar aus dem Unternehmen des Vaters verdiente und bereits mit acht Jahren Millionär war. Nach dem Studium stiegen die Zuwendungen auf eine Million Dollar pro Jahr. Bis ins Alter von 50 Jahren und aufwärts soll Donald Trump danach pro anno fünf Millionen Dollar aus dem Imperium seines Erzeugers erhalten haben.

Schenkungs- oder Erbschaftsteuern offenbar umgangen

Donald Trump spricht zu Anhängern.
Donald Trump spricht zu Anhängern. © obs | Joe Raedle

Bei ihre Nachforschungen stießen die Reporter auf ein Muster im Hause Trump: Um Schenkungs- oder Erbschaftssteuern zu umgehen, sei der Wert von Immobilien beim Übertragen von den Eltern auf die Kinder künstlich nach unten gerechnet worden. Beispiel: Ein Gebäude-Ensemble mit rund 7000 Wohnungen im Besitz von Fred Trump sei mit rund 40 Millionen Dollar taxiert worden. Banken bezifferten den Wert später auf 900 Millionen.

Zweiter Eckpfeiler im Gebaren des Trump-Clans seien Überweisungen an eine Scheinfirma mit dem Namen All County Building Supply & Maintenance gewesen, die den Trump-Kindern gehörte. Der Vater nutzte sie laut New York Times als Hausverwaltung, über die mit Aufschlägen von 50 % Schein-Rechnungen bezahlt wurden und so den Sprößlingen am Finanzamt vorbei Millionen zuflossen.

Steuererklärung von Trump steht weiter aus

Die demokratische Opposition im Kongress erneuerte nach der Veröffentlichung die Forderung, dass Donald Trump seine seit drei Jahren verweigerten Steuererklärungen vorlegt. Die Finanzbehörde des US-Bundesstaates New York erklärten, dass sie „energisch alle angemessenen Ermittlungswege verfolgt“, um die Vorwürfe der New York Times zu prüfen.