Monaco. Chronischer Platzmangel lässt Monaco aus allen Nähten platzen. Deshalb soll das Fürstentum an der Côte d’Azur bis 2024 größer werden.

Die Monegassen hören es gar nicht gern, wenn Fremde ihr Land als winzig bezeichnen. Tatsächlich aber ist das sich auf nur zwei Quadratkilometern ausbreitende Fürstentum der zweitkleinste Staat der Welt nach dem Vatikan. So sonnendurchflutet und von Reichtum gesegnet Monaco auch sein mag, der chronische Platzmangel lässt den dicht bebauten „Felsen des Luxus“ an der Côte d’Azur aus allen Nähten platzen. Grund genug für Fürst Albert II., ein Milliardenprojekt in Angriff zu nehmen: Sechs zusätzliche Hektar sollen dem Mittelmeer abgetrotzt werden, um ein gewaltiges Bauvorhaben in die Tat umzusetzen.

In einem ersten Schritt wird derzeit durch die Verankerung riesiger Betonklötze auf dem Meeresgrund das Fundament für eine künstliche Halbinsel gegenüber dem Grimaldi-Forum geschaffen. Bis 2024 sollen auf ihr dann ein ganzes Stadtviertel mit zehnstöckigen Gebäuden für Luxuswohnungen, Büros, Geschäfte und unter dem Meeresspiegel gelegene Parkhäuser sowie ein Park und ein neuer Yachthafen entstehen. Die Kosten des gigantischen Vorhabens werden auf mindestens zwei Milliarden Euro veranschlagt. Bei Neubauten betrug der Quadratmeterpreis 2017 durchschnittlich 130.000 Euro, bei bestehenden Gebäuden 41.000 Euro.

Albert II. träumt schon von Vergrößerung seines Mini-Staates

Doch um eine Premiere handelt es sich nicht. Prinz Alberts Vater Rainier hatte schon Mitte der 60er-Jahre vor der Küste Land aufschütten und dort den 22 Hektar großen Stadtteil Fontvieille errichten lassen. Bis zu seinem Tod im Jahr 2005 ist es übrigens der ganze Stolz des Fürsten gewesen, als einziger Staatsmann des 20. Jahrhunderts sein Land ohne Krieg vergrößert zu haben.

© Reuters | REUTERS / ERIC GAILLARD

Auch Albert II. träumt schon seit Amtsantritt von einer Vergrößerung seines Mini-Staates. Doch ein erster Vorstoß, der sogar eine Erweiterung um zwölf Hektar vorsah, musste 2008 wegen der Finanzkrise und aus Umweltschutzgründen begraben werden. Allerdings laufen Umweltorganisationen heute genauso wie vor zehn Jahren Sturm gegen die „Bauwut“ des Prinzen, weil sich vor der Küste Monacos ein Meeresschutzgebiet erstreckt.

Meeresbiologen sollen Projekt begleiten

Dabei gefällt Albert sich als Öko-Fürst, der beispielsweise den Einsatz von Elek­troautos forciert. Die Erforschung und der Schutz des Meeres haben eine lange Tradition in seiner Familie. So beeilte er sich mitzuteilen, das Projekt nur unter strengsten Auflagen zugesagt zu haben und es von Anfang an durch Meeresbiologen begleiten zu lassen. Dass diese unter anderem die gesamte Fauna im Baugebiet umpflanzten, hat die Proteste nicht abschwächen können.

Nadine Niel etwa, Vorsitzende der französischen Meeresumweltschutzorganisation Aspona, befürchtet, dass „durch das Betonieren von sechs Hektar Meeresgrund das gesamte maritime Ökosystem vor Monaco kippen“ könnte. In der großen Mehrzahl freilich sind die Bedenkenträger keine Einwohner Monacos. Das Wohlfühlparadies weiß jede Extravaganz zu bedienen, nur eben den Wunsch nach Wohnraum nicht. Gerade weil die Nachfrage das Angebot um ein Vielfaches übersteigt, wird der Bau des neuen Stadtteils „Anse de Portier“ als Lichtblick angesehen. Angeblich wird die Projektleitung bereits jetzt mit Anfragen von Interessenten überschwemmt, die „sofort“ eine Wohnung erstehen wollen.