Berlin. Versandhändler sind oft günstiger als die Apotheke vor Ort, befindet die Stiftung Warentest. Aber sie klären Patienten nicht genug auf.

Arzneien online bei einer Versandapotheke bestellen – so können Patienten zwar bisweilen etwas Geld sparen. Allerdings sparen die Online-Apotheken offenbar auch an der Beratung. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung der Stiftung Warentest. Demnach weisen viele Versender nicht ausreichend auf mögliche Wechselwirkungen bei den bestellten Medikamenten hin und hinterfragten zu wenig, ob gewünschte rezeptfreie Mittel für Patienten geeignet sind.

Die Stiftung Warentest hat 18 Online-Versandapotheken danach getestet, wie professionell sie beraten, wie umfangreich das Service-Angebot ist und auch wie viel Patienten im Vergleich zur Vor-Ort-Apotheke sparen können. Sieben der geprüften Apotheken schnitten mit der Note mangelhaft ab, zwei weitere sind ausreichend. Selbst die besten Arzneiversender bekommen nur die Note befriedigend.

Nur eine Versand-Apotheke informierte über mögliche Wechselwirkungen

Die Tester hatten den Versandapotheken verschiedene Aufgaben gestellt. Sie schickten etwa zwei Rezepte von verschiedenen Ärzten ein. Einer hatte unter anderem das Arzneimittel Ibuprofen verordnet, der andere das Medikament Diclofenac. Beides sind Schmerzmittel, die ähnliche Nebenwirkungen verursachen.

Im Doppelpack allerdings droht den Patienten eine Überdosierung. Ein Mitarbeiter von der Online-Apotheke „Medikamente-per-klick“ rief daraufhin den Tester an und riet dringend, nur eines der Mittel zu schlucken. Allerdings blieb er der Einzige, der sich meldete und vor möglichen Wechselwirkungen warnte.

Online-Apotheken müssen Beratungshotline anbieten

Dabei müssen Versandapotheker laut Apothekenbetriebsordnung Patienten vor Risiken von Arzneimitteln schützen, sie verlangt ausdrücklich „Information und Beratung“. Bei rezeptfreien Medikamenten sollen Apotheker klären, welches individuell infrage kommt. Die Beratung soll sich nicht von stationären Apotheken unterscheiden – auch wenn die Stiftung Warentest diesen vor längerer Zeit auch nur ein „mittelprächtiges Bild“ ausgestellt hat.

Um dem Anspruch gerecht zu werden, müssen Versandapotheken eine Beratungshotline anbieten. Sie müssen sicherstellen, dass Kunden bei der Bestellung ihre eigene Rufnummer übermitteln – für etwaige Nachfragen des Apothekers. Und das Paket darf zudem nur an den Besteller übergeben werden.

Am besten schnitt eine Apotheke aus den Niederlanden ab

Am besten meisterte die niederländische Europa-Apotheek die Aufgabe. Sie erhielt neben sechs anderen Anbietern jeweils das Testurteil „befriedigend“. Die fachliche Qualität wurde mit der Note 2,7 bewertet. Am schlechtesten schnitten die Berlindaversandapotheke, Besamex und Delmed ab – die fachliche Beratung wurde mit der Note 5,1 oder schlechter bewertet.

Der Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheken, Udo Sonnenberg, erklärte, man nehme die Ergebnisse zur Kenntnis. „Das kann unseren Mitgliedern nur dienlich sein, beim weiteren Optimieren ihrer internen Prozesse.“ Beim Service schnitten viele Online-Apotheken gut ab, zwei sogar sehr gut. Die Päckchen kamen innerhalb weniger Tage an. Allerdings: Nicht alle Versender sorgten dafür, dass das Paket direkt beim Besteller landet. Sie versäumten es, die Pakete entsprechend zu beschriften und vor der Abgabe an Minderjährige und Nachbarn zu warnen.

Bis zu 30 Euro können Patienten online sparen

Versandapotheken sind in Deutschland seit dem Jahr 2004 erlaubt. Mittlerweile machen sie bei rezeptfreien Mitteln einen Marktanteil von rund 13 Prozent aus, bei rezeptpflichtigen Medikamenten bei etwa einem Prozent. Allerdings sorgte dieser in den vergangenen Monaten besonders für Aufruhr. Denn im Oktober 2016 hatte der Europäische Gerichtshof entschieden, dass Versender aus dem EU-Ausland ihren Kunden in Deutschland Rabatte auf verordnete Medikamente geben dürfen. Für deutsche Apotheken gilt das nicht.

Pro Rezept kann das laut Stiftung Warentest je nach Anzahl der verordneten Arzneimittel schon mal ein Bonus von 2,50 bis 15 Euro sein. Beim Testsieger Europa-Apotheek, sind sogar bis zu 30 Euro möglich. Der Test zeigte aber auch, dass Kunden bei nicht-rezeptpflichtigen Medikamenten sparen können, wenn sie online bestellen. Laut Stiftung Warentest 30 bis 70 Prozent gegenüber der unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers.