Berlin. Am Montag ist der 27. März – der Tag, an dem RT Merkel interviewen wollte. Nun gibt der Sender zu: Aprilscherze muss er noch üben.

Die Ankündigung war eine Überraschung – und sie stimmt auch so nicht: Der von Russland finanzierte Sender RT kündigte am Donnerstag via Twitter an, am Montag ein Interview mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zu führen.

Die Twitter-Nutzer wurden aufgefordert, Fragen einzureichen. Was sich später als misslungener Versuch eines Aprilscherzes entpuppen sollte, rief schon drei Stunden später Regierungssprecher Steffen Seibert auf den Plan.

Seibert wählte ebenfalls den Weg über Twitter, um zu widersprechen. „Ich fürchte, mit dieser Ankündigung täuschen Sie ihr Publikum“, schrieb er dort. „Es ist kein Interview mit der Bundeskanzlerin verabredet.“ Ein „Überraschungsinterview“ mit der Kanzlerin zu führen, ist ausgeschlossen.

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Merkel als „Der fehlende Part“

Merkel sollte der Ankündigung zufolge in der Sendung „Der fehlende Part“ interviewt werden. Nutzer auf Twitter witzelten, dass Merkel als „Der fehlende Part“ eingeplant sei. Andere spekulierten, RT befrage eine Doppelgängerin.

Während dem Sender Häme und „Fake News“-Vorwürfe entgegenschlugen, ließ er die Nacht verstreichen, bis es eine Antwort gab.

Zunächst schrieb der Sender dem Regierungssprecher in einem Tweet mit einem Smiley, er täusche sich vielleicht. „Schon vergessen, wer @realDonaldTrump in der Tasche hat? : )“ Damit spielt RT offenbar ironisch auf die Berichte über die Russland-Verbindungen des Trump-Teams an.

Interview mit Double wird aufgezeichnet

Dann folgte eine ernsthafte Erklärung. Ein Interview mit Merkel zu bekommen, sei ein dermaßen absurder Gedanke, dass man eine Kennzeichnung als Satire für überflüssig gehalten habe: Der Sender fragt tatsächlich nur ein Double. „Das kommt davon, wenn man seinen #Aprilscherz allzu öffentlich plant“. Augenzwinkern müsse man offensichtlich noch üben.

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Aber auch die Erklärung mit dem Aprilscherz wirft Fragen auf: Am Montag, wenn das Interview geführt werden soll, ist nicht der 1. April. Die Erklärung dazu von RT: Es ist kein Live-Gespräch geplant, das „Merkel“-Interview solle am 1. April ausgestrahlt werden.

„Stern“: Bundespresseamt wertet RT gezielt aus

Das Bundespresseamt beobachtet die Beiträge von RT seit 2014 und lässt einem kleinen hochrangigen Kreis die Auswertung zukommen, wie der„Stern“ 2016 berichtete. RT ist aus „Russia Today“ hervorgegangen und wird vom russischen Staat finanziert. Dem Sender wird in westlichen Medien regelmäßig das Verbreiten von Propaganda, Desinformation oder „Fake News“ vorgeworfen, eine Einmischung Russlands in den deutschen Wahlkampf befürchtet.

Umgekehrt stellt RT die Leitmedien in schlechtes Licht. In einer Auswertung des Bundespresseamts hieß es: „Weiterer Fixpunkt der RT-Deutsch-Agenda bleibt die Kritik an den ‘Leitmedien’.“

Live-Übertragungen ein Markenzeichen

Mit abweichenden und zum Teil absurden Meinungen erreicht der Sender die Anhänger von Verschwörungstheorien. Bei manchen Zuschauern in Deutschland punktet er mit Liveübertragungen von Protesten und Kundgebungen. So übertrug RT auch das Treffen der europäischen Rechten in Koblenz mit Le Pen, Wilders und Petry live. (law)