Wolfsburg. Der Angreifer ist auf einmal wieder eine Alternative für die Offensive des Fußball-Bundesligisten. In Leverkusen fehlt Joakim Maehle.

Die Vorzeichen für das Duell bei Bayer Leverkusen (Sonntag, 19.30 Uhr) könnten für die Profifußballer des VfL Wolfsburg eindeutiger nicht sein: Hier die Heimelf, die seit 35 Pflichtspielen ungeschlagen und auf bestem Wege ist, endlich einmal deutscher Meister zu werden. Auf der anderen Seite der VfL, der seit neun Liga-Begegnungen auf einen Sieg wartet und beim Spitzenreiter als klarer Außenseiter antritt. Doch im Fußball gibt es immer wieder Überraschungen und unerwartete Wendungen. Eine solche ist auch im Kader der Wolfsburger zu identifizieren. Und zwar ganz vorne.

Als Amin Sarr Ende August vergangenen Jahres, kurz vor Ende der Transferperiode, als Leihgabe von Olympique Lyon zu den Wölfen stieß, schien VfL-Sportgeschäftsführer Marcel Schäfer zwar eine Lücke in der Angriffsabteilung der Wölfe geschlossen zu haben. Wirklich viel zugetraut wurde dem 22-jährigen Neuzugang aber nicht. Ein Hochkaräter? Mitnichten. Die Bilanz des jungen Schweden weckte nicht allzu große Hoffnungen, dass der Offensivmann bei den Grün-Weißen auf Anhieb einschlagen würde.

Amin Sarr fehlte in Wolfsburg das physische Niveau

Und so kam es dann auch. Sarr war die meiste Zeit Bankdrücker, schien zu weit weg vom nötigen Bundesliganiveau zu sein. Ein paar Kurzeinsätze – das war alles, was VfL-Chefcoach Niko Kovac dem Schweden zugestand. „Er kam aus Frankreich und hat dort auch nicht allzu viele Spielminuten gehabt. Sein körperlicher Zustand war nicht auf dem Niveau, das wir hier kennen“, erinnert sich Wolfsburgs Trainer. Dazu sei die Umstellung gekommen. Neues Land, neue Liga.

Nur in einer Partie kam Amin Sarr zu einem nennenswerten Einsatz: im Hinspiel gegen Bayer Leverkusen. Da erhielt der Skandinavier bereits ab der Halbzeitpause seine Chance, ersetzte Tiago Tomás. Doch der Offensivmann machte seine Sache nicht gut, hatte keine einzige nennenswerte Szene. Auch deshalb sollten es für Sarr bis zur Partie seiner Mannschaft bei Union Berlin im Februar die letzten Einsatzminuten bleiben. Der Stürmer drückte wieder die Bank, fiel bald darauf mit Knieproblemen länger aus. In der Winterpause kamen Gerüchte auf: Gibt der VfL Sarr vorzeitig wieder ab, zieht einen Schlussstrich unter das offensichtliche Missverständnis?

Kovac: Der Schwede ist vom Kopf her reifer geworden

Doch der 1,88-Meter-Mann blieb. Und, mittlerweile von seiner Verletzung genesen, er bekam wieder Einsatzzeit. Den Minuten in Berlin folgte ein ganz kurzer Einsatz gegen Dortmund. In Frankfurt saß er draußen, doch im jüngsten Heimspiel gegen Stuttgart warf ihn Kovac nach gut einer Stunde in die Partie. Sarr, so scheint es, ist wieder eine ernst zu nehmende Alternative im Kader geworden. „Er ist jetzt gut auftrainiert worden und auf einem Niveau, auf dem viele unserer Spieler sind“, erläutert Kovac. Sarr habe sich im Training empfohlen. Der Schwede sei auch vom Kopf her reifer, es habe bei ihm Klick gemacht „Er hat gesehen: Es fällt mir nicht mehr alles so in den Schoß wie vielleicht noch in jungen Jahren“, glaubt der Coach. Physisch habe Sarr einen ordentlichen Sprung gemacht, aber eben auch mental.

Der 22-Jährige habe sich jede einzelne Minute erarbeitet, lobt Kovac weiter und beurteilt die Zukunft des Leihspielers optimistisch: Sarr verfüge über die nötigen Fähigkeiten. Wenn er so weitermache, werde er mehr Minuten bekommen als noch in der Vergangenheit. Auch in Leverkusen? Das wird die Aufstellung am Sonntag zeigen, für die aber zumindest in der Startelf nicht mit dem eigentlich schon Abgeschriebenen zu rechnen ist. Denn es deutet sich an, dass Jonas Wind nach seiner Auszeit im Spiel gegen Stuttgart beim Tabellenführer wieder auf seine angestammte Position auf der zentralen Offensivposition zurückkehren wird.

Jonas Wind dürfte in Leverkusen in die Startelf zurückkehren

Abzuwarten bleibt, ob Patrick Wimmer eine weitere Chance bekommt. Der Österreicher meldete sich bereits vor Wochen nach langer Verletzungspause wieder fit, kam in der Partie bei Eintracht Frankfurt nach gut 70 Minuten ins Spiel. Allerdings vermochte der Rückkehrer seinen Trainer dabei nicht zu überzeugen. Er habe vorher gedacht, dass Wimmer körperlich weiter sei, so Kovac. So seien er und sein Team zu einem Schluss gekommen: „Das ist noch nicht das, was wir brauchen.“ Der Außenstürmer gehörte gegen Stuttgart demzufolge nicht dem Wolfsburger Kader an.

Während in der Offensive zahlreiche Spieler auf einen Platz in der Startformation hoffen, ist die Sache hinten klarer. Wie in den vergangenen Wochen dürfte Moritz Jenz gemeinsam mit Maxence Lacroix die Innenverteidigung bilden. Außen hat Ridle Baku gute Karten, doch für Joakim Maehle muss Ersatz her: Der Däne sah gegen Stuttgart seine fünfte gelbe Karte und ist gesperrt. Der wiedergenesene Rogério sei zumindest für 60 Minuten wieder eine Alternative, sagt Kovac. Aber auch Kevin Paredes und Yannick Gerhardt seien Alternativen. Ebenso sei Kilian Fischer ein Anwärter auf die Rechtsaußen-Position. Einziger richtiger Ausfall für die Leverkusen-Partie ist der erkrankte Jakub Kaminski.

In der Defensive der Wolfsburger fehlt Joakim Maehle

Auf eine stabile Defensive dürfte es beim VfL am Sonntag besonders ankommen. Kompakt verteidigen, laute die Devise, so Kovac. Aber man brauche auch den Ball, um Ruhezeiten zu bekommen. Und wenn die Sieglos-Serie irgendwann mal enden soll, müsste mindestens ein Tor her. Und wer weiß – vielleicht trifft ja auch jemand, mit dem eigentlich schon keiner mehr gerechnet hatte.