Wolfsburg. Der Flügelspieler brennt bei Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg auf sein Comeback. Ist es Sonntag bei Eintracht Frankfurt so weit?

Kurz bevor Patrick Wimmer im Sommer 2022 von Arminia Bielefeld zum VfL Wolfsburg wechselte, machte der Fußball-Profi in einer anderen Angelegenheit Nägel mit Köpfen: Mit seiner Sarah verlobte er sich in der freien Natur, auf der extra feierlich und ganz in weiß dekorierten Ladefläche eines Pick-ups. Weniger romantisch war das, was der Angreifer in den vergangenen Monaten beim VfL erlebte: Ein Syndesmoseriss zwang ihn zu einer gut dreimonatigen Pause. Aber: Zum Glück hat der 22-Jährige ja Sarah, die mit ihm an seinem Comeback arbeitete. Jetzt ist der Österreicher wieder zurück – allerdings ist die Konkurrenz im Offensivbereich größer als je zuvor in dieser Spielzeit.

„Ich bin schon vor der Operation mit meiner Frau trainieren gewesen“, erzählt Wimmer von der vielleicht schwierigsten Zeit in seiner Karriere. Denn: Sein Syndesmoseriss war die erste größere Verletzung, die sich der Offensivmann in seiner Laufbahn zugezogen hat. Passiert war es Ende Oktober am neunten Spieltag der laufenden Serie in der Fußball-Bundesliga. In der Partie des VfL beim FC Augsburg verletzte sich Wimmer bereits in der vierten Minute. Ein Augsburger klärte bei einer Aktion den Ball, erwischte aber gleichzeitig Wimmers Fuß. Der Wolfsburger machte weiter, doch in der Halbzeit wurden die Schmerzen größer. In der 55. Minute musste er raus. Die spätere Diagnose: Riss der Syndesmose, einer Bindegewebsverbindung im Sprunggelenk.

Wolfsburgs Wimmer war nach der Operation nicht zu halten

Wimmer musste unters Messer, war aber schon kurz darauf nicht mehr zu bremsen. „Direkt zwei, drei Tage nach der OP ist das Training wieder losgegangen“, berichtet der Flügelflitzer. Die Bedingungen für eine schnelle Genesung waren gut: Wimmer wohnt in Österreich auf einem Bauernhof mit viel Platz und dort hat er sich eine komfortable Kraftkammer eingerichtet, mit „allem, was wichtig ist“, so der Spieler. Doch so nützlich die vielen Geräte zum Mucki-Aufbau auch sein mögen: Es geht nichts über eine liebevolle Betreuung. Und für die war seine Sarah zuständig, auch weil sie fachlich kompetent ist. Wimmers Frau fürs Leben ist ausgebildete Fitnesstrainerin. „Auch wenn der Fuß zwischendurch mal mehr weh getan hat, war sie eine große Hilfe“, berichtet der Rechtsfuß.

Wie es nach schlimmeren Verletzungen so üblich ist, zwickt und zwackt es im Sprunggelenk noch immer hier und da. Doch das sei normal und störe ihn nicht wirklich, sagt der Außenbahnspieler. Wimmer möchte jetzt nur noch eines: voll angreifen. Am vergangenen Samstag in der Heimpartie gegen Borussia Dortmund hätte es bereits zu einem Comeback kommen können. Der 22-Jährige gehörte erstmals wieder dem Kader an, doch Wolfsburgs Trainer Niko Kovac ließ ihn auf der Bank. Stattdessen schickte er für die Schlussviertelstunde den zuvor ebenfalls lange verletzten Lukas Nmecha auf den Rasen, der von den Fans gefeiert wurde. Neidisch? Nein, ich habe mich für Lukas extrem gefreut, weil wir große Teile von der Reha gemeinsam gemacht und lange auf dem gleichen Stand waren.“

Die Konkurrenz beim VfL Wolfsburg ist groß wie nie

Dass auch er bald seine Rückkehr feiert, daran zweifelt Wimmer nicht. „Es fühlt sich wieder richtig geil an, beim Team zu sein. Schade, dass es nicht für die ersten Minuten gereicht hat, aber das kommt bestimmt relativ bald wieder, dass ich wieder auf dem Platz stehen darf“, meint er optimistisch.

Allerdings war Wimmer nach einer starken ersten Saison beim VfL auch vor seiner Verletzung nicht mehr durchgehend erste Wahl, saß mehrfach nur auf der Bank. Und jetzt? Kevin Behrens genießt vorne den Neuzugangsbonus, ist derzeit als Sturmspitze gesetzt. Dahinter hat Jonas Wind seinen Platz sicher. Lukas Nmecha ist zurück und brennt auf Einsätze. Ebenfalls wieder fit sind dazu Amin Sarr und Tiago Tomás. Talent Dzenan Pejcinovic rückt immer näher an das nötige Niveau heran. Und dann sind da speziell als Kandidaten für die offensiven Flügelpositionen noch Lovro Majer, Kevin Paredes, Jakub Kaminski und Vaclav Cerny – fast schon ein Überangebot.

Rückkehr im Spiel bei Eintracht Frankfurt?

Wimmers Plus: seine Lockerheit und Unverkrampftheit, die er wohl wie kein anderer in die Waagschale werfen kann. „Scheißegal“ sei es ihm, ob es in Wolfsburg gerade eine Negativserie gebe, sagt er. Er beobachte Woche für Woche, was die Mannschaft im Training abliefere und das sei gut. Jetzt gelte es, das auch in den Spielen umzusetzen.

Sollte der Dribbler in der Partie des VfL bei Eintracht Frankfurt (Sonntag, 15.30 Uhr) eine Chance bekommen, wird für ihn allerdings eines neu sein: die fliegenden Tennisbälle. Die Fanproteste könne er auf der einen Seite verstehen, weil es der „deutsche Fußball bislang auch ohne Investoren geschafft hat“. Auf der anderen Seite könne er aber auch die Argumente der DFL nachvollziehen, schließlich würden alle anderen Nationen auf die Finanzmittel von externen Geldgebern zurückgreifen können. In England oder auch in Saudi-Arabien sehe man, was auf die Beine zu stellen ist, wenn nur ausreichend Geld dahinter steckt. Das sagte Wimmer am Mittwoch ohne das Wissen, dass die Investorenpläne der DFL Stunden später gescheitert waren.

Doch weil Wimmer alles andere als ein bierernster Typ ist, verspricht er auch: Die eine oder andere gelbe Filzkugel werde er sich als Freizeit-Tennisspieler demnächst mal in die Tasche stecken – wenn sie denn neu sei. Bei alten Bällen könne er damit seiner französischen Bulldogge eine Freude machen.

Vertrag des Österreichers beim VfL läuft noch gut drei Jahre

Wimmer gilt als tierlieb. Und als treu. Seiner Sarah schrieb er nach der Verlobung bei Instagram auf Englisch: „Es ist eine Sache für immer“ und stellte einen Brillantring als Emoji-Piktogramm dazu. Auf sportlicher Ebene ist der Österreicher aber auch verdammt ehrgeizig. Auf Klubebene international zu spielen, ist für ihn als Nationalspieler mehr als nur ein Wunsch. Ob er seinen bis 2027 laufenden Kontrakt in Wolfsburg auch erfüllen werde, wenn es mit dem Ziel Europa für den VfL Wolfsburg nichts wird? „Da reden wir dann später drüber“, sagt Wimmer zu dem Thema. Es bestehe immer noch die Chance, sich für das internationale Geschäft zu qualifizieren. Er selbst kann ab sofort dabei helfen, dass die Grün-Weißen den Bock vielleicht doch noch umstoßen. Und wenn das klappt, dann wird sein Arbeitgeber wohl auch Dankesgrüße nach Österreich schicken müssen. An Sarah, die Spielerfrau mit der besonderen Fitness- und Reha-Kompetenz.

Mehr wichtige Nachrichten zum VfL Wolfsburg lesen:

Täglich wissen, was bei den Männern und Frauen des VfL Wolfsburg passiert: