Braunschweig. Bei den DFL-Protesten fliegen Tennis-Bälle. Was sagt der Deutsche Tennis-Verband? Wie kommen sie ins Stadion? Was passiert damit?

Die Proteste zahlreicher Fußball-Fans gegen den Einstieg eines Investors in der Deutschen Fußball-Liga (DFL) laufen seit Wochen. In vielen deutschen Stadien fliegen daher Tennisbälle auf den Rasen, um Spielunterbrechungen zu provozieren. Mehrere Spiele in den ersten beiden Profi-Ligen standen bereits vor dem Abbruch. Etwa die Partie des VfL Wolfsburg bei Union Berlin oder die von Hannover 96 beim Hamburger SV. Rund um das Thema beantworten wir fünf Fragen.

DFL-Proteste: Warum überhaupt Tennisbälle?

Die Lösung ist naheliegend. Tennisbälle sind verhältnismäßig günstig zu beschaffen. Auf Auktionsplattformen werden gebrauchte Bälle für wenig Geld angeboten – 100 Stück für etwas mehr als 20 Euro. Sie fliegen gut, sind handlich, sodass pro Fan eine größere Menge auf das Feld geworfen werden kann. Den Zweck, den Spielfortgang zu stören, erfüllen die gelben Geschosse, ohne dabei ein großes Verletzungsrisiko für Menschen darzustellen. Neu ist der Trend übrigens nicht. Bei den Protesten gegen die Montagsspiele flogen ebenfalls regelmäßig Wurfgeschosse in Richtung Spielfeld – Tennisbälle, Flummis, aber teilweise auch Zitrusfrüchte.

Proteste gegen die DFL: Wie kommen die Tennisbälle ins Stadion?

Wenn die Klubs das wüssten, würden sie es verhindern, sagt der VfL Wolfsburg. Es gibt natürlich Mutmaßungen in den Bundesligen: Ordner kooperieren mit Fans und lassen diese mit den Tennisbällen passieren. Oder Fangruppierungen platzieren bereits Tage vor einem Heimspiel Tennisbälle versteckt in den Fankurven. Oder Fans verstauen die Tennisbälle in ihrer Unterwäsche, wo die Ordner gar nicht konkret nachprüfen dürfen. Klar: Es gibt Mittel und Wege, um die Kontrollen zu umgehen.

Sie werden aus Protest gegen die DFL geworfen: Was passiert mit den Tennisbällen?

Hunderte Tennisbälle sind mittlerweile auf die Rasenplätze deutscher Fußballstadien geworfen worden. Manchmal wurden sie von den Profis selbst aufgehoben, auch von den Trainern, aber zumeist von Ordern oder Platzwarten. Und dann? Der VfL Wolfsburg teilt auf Anfrage unserer Zeitung mit, dass „die gesammelten Tennisbälle und Flummis aus den Heimspielen gegen Hoffenheim und Dortmund durch unsere CSR-Abteilung an Kitas der Region verschenkt werden“. Aktuell laufe hierzu eine Bedarfsabfrage.

DFL-Protest mit Tennisbällen: Was sagt der Erfinder des Tennisball-Gelbs?

Vor mehr als 50 Jahren gab Martin Sklorz als Leiter des Sportzentrums der TU Braunschweig den Startschuss zur Initiative, den Tennisbällen die Farbe gelb anstelle des bis dahin üblichen weiß zu geben. Dass seine „Erfindung“ heute als Mittel des Protests in Fußball-Stadien eingesetzt wird, beobachtet der 84-Jährige mit gemischten Gefühlen. „Ich finde, dass dieser Protest dem Fußball nicht zuträglich ist. Es ist für mich bedauerlich, dass es so weit gekommen ist“, sagt Sklorz, der in Walle im Kreis Gifhorn lebt, unserer Zeitung. Die Gründe der Fanproteste kann er durchaus in Teilen nachvollziehen, trotzdem sind sie für ihn ein weiterer Grund, warum er sich inzwischen mehr dem Basketball zugewandt hat. Er vermisst einen „runden Tisch“ aller Beteiligten. „Ich finde schade, dass es so etwas nicht gibt“, sagt Sklorz. Aus praktischen Gründen kann er verstehen, dass sein gelber Tennisball für den Protest ausgewählt wurde. „Er lässt sich gut werfen und die Farbe gelb eignet sich gut als Signal, um Aufmerksamkeit zu erzielen.“ Und eines gesteht er den Fans auch zu: „Das mit den Tennisbällen kann man machen. Es ist besser, als wenn sie Böller werfen“, meint Sklorz.

Tennisbälle als Zeichen des Protests gegen die DFL: Was sagt der Deutsche Tennis-Bund?

„Tennisbälle sind nicht nur elementar wichtig, um den schönsten Sport der Welt auszuüben, sie bestechen auch durch ihre herausragenden Sprung- und Flugeigenschaften. Der Tennisball hat eine weiche Oberfläche, die einen guten Grip bietet“, erklärt Benjamin Reister die Eigenschaften der gelben Bälle. Für den Leiter der Kommunikationsabteilung des Deutschen Tennis Bundes (DTB) bedeutet das simpel ausgedrückt: Tennisbälle lassen sich nicht nur gut schlagen, sondern auch werfen, ohne dabei schwerwiegende Verletzungen zu riskieren.

Das sei aus seiner Sicht ein Grund, warum die Filzkugeln in den Fußballstadien genutzt würden. „Zudem sorgt der gelbe Ball auf dem grünen Rasen für einen auffälligen Kontrast, den wir jedes Jahr auch in Wimbledon bestaunen dürfen“, sagt Reister. Und wie findet es der DTB, dass nun ausgerechnet Tennisbälle zum Protestinstrument werden? Bei dieser Frage hält sich der Verband zurück – und lässt die Frage unbeantwortet.